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0087 - Im Schloß des teuflischen Zwerges

0087 - Im Schloß des teuflischen Zwerges

Titel: 0087 - Im Schloß des teuflischen Zwerges
Autoren: Jürgen Duensing
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hatte das Trugbild erkannt, und schon wurde es gegenstandslos.
    Der Meister des Übersinnlichen schwebte wieder in einer grenzenlosen Dunkelheit.
    Zamorra ahnte, daß der Große Lauriel und die Mächte der Finsternis zu einem neuen Schlag gegen ihn ausholen würden.
    Der Geisterjäger wünschte sich festen Boden unter den Füßen und stand auch gleich darauf in einer Felsenhöhle.
    Lodernde Fackeln rußten an den Wänden. Das zuckende Licht geisterte über den Professor, ließ sein Gesicht hager erscheinen.
    Der Professor stand einige Augenblicke regungslos und versuchte seine neue Umgebung in sich aufzunehmen. Er lauschte, doch keinerlei Geräusche drangen an seine Ohren.
    Das änderte sich jedoch abrupt.
    Er glaubte ein klagendes Wimmern zu hören, dem ein schwacher Hilferuf folgte.
    Es war die Stimme einer Frau.
    Professor Zamorra trat um eine Gangbiegung und stockte mitten im Schritt.
    Er sah eine Frau, die an der gegenüberliegenden Felswand angekettet war. Wie tot hing sie in den stählernen Fesseln. Das Kinn ruhte auf der entblößten Brust. Ihr Kleid bestand nur noch aus Fetzen, war blutbefleckt und beschmutzt.
    Zamorra zögerte kurz, doch dann wurden seine Schritte schneller.
    Er erreichte die Gefangene, die in diesem Moment den Kopf hob, so als habe sie den Näherkommenden gehört.
    Professor Zamorras Gesicht wurde kreidebleich. Er starrte in das erschöpfte, abgemagerte und blutverkrustete Gesicht von Nicole Duval.
    »Nicole!«
    Das Wort brach wie ein Aufschrei aus Zamorras Mund.
    Die gefangene Frau schaute Zamorra aus verschleierten Augen an. Nur langsam wurde ihr Blick klarer.
    »Zamorra, du. Endlich!« hauchte die mißhandelte Frau. Als sie sich bewegte, rasselten die Ketten.
    »Hilf mir, Zamorra. Hilf mir. Ich bin am Ende. Du mußt mir helfen. Bitte, Zamorra!«
    Der Geisterjäger trat näher.
    Er versuchte zu lächeln und streichelte Nicole über das blutverklebte Haar. Dann begann er an den schweren Ketten zu rütteln, doch es gelang ihm nicht, diese aus der Felswand zu lösen.
    »Wie bekomme ich dich los, Nicole?« fragte der Parapsychologe atemlos.
    Er musterte Nicole, die ihn jedoch nur aus müden und gequälten Augen ansah. Zamorra begann erneut an den stählernen Ketten zu zerren, doch dadurch bekam er die Frau auch nicht frei.
    Nicole stöhnte. Es ging dem Professor durch und durch. Er sah die vielen blutunterlaufenen Stellen am Körper der Französin. Sie mußte viel durehgemacht haben und war nicht geschont worden.
    »Das Amulett«, stöhnte Nicole mit letzter Kraft und hob ihre Hand. »Versuch es mit dem Amulett, Zamorra. Gib es mir, dann werde ich die Fesseln lösen!«
    Professor Zamorra streifte sich die silberne Kette über den Kopf und wollte schon das kostbare Kleinod in die ausgestreckte Hand von Nicole Duval legen, als ihn sein scharf denkender Verstand endlich einholte.
    Das Amulett hatte sich in den letzten Sekunden stark erwärmt und brannte wie Feuer auf seiner Haut.
    Der Meister des Übersinnlichen trat zögernd einen Schritt zurück. Nachdenklich starrte er auf das kostbare Kleinod und dann auf Nicole Duval.
    Ein ungeheurer Verdacht keimte in dem Parapsychologen auf. Er packte den Talisman fester.
    »So hilf mir doch, Zamorra«, flehte die Gefangene. Sie bewegte sich, und die Ketten begannen zu klirren. »Hilf mir. Gib mir das Amulett, dann werde ich frei sein!«
    Doch Zamorra reagierte anders, als die bittende Frau es erwartete.
    Er reichte ihr nicht das Kleinod, sondern drückte es ihr blitzschnell gegen die Stirn.
    Der Verdacht wurde zur brutalen Gewißheit.
    Zischend fraß sich das Amulett in die Stirnhaut der jungen Frau. Die Ketten fielen wie durch Zauberei von Füßen und Händen.
    Nicole Duvals Doppelgängerin wankte gegen die Felswand. Auf ihrer Stirn war ein schwarzes Brandmal zu sehen.
    Auch sonst veränderte sich die Frau mit rasender Geschwindigkeit. Sie löste sich langsam in wabernde Rauchschwaden auf. Zurück blieb nichts — nur bestialischer Gestank.
    Auf Zamorras Gesicht lag das Grauen. Er biß sich die Unterlippe blutig. Seine Kehle war wie zugeschnürt.
    In letzter Sekunde hatte er den Plan des Großen Lauriels durchschauen können. Seine teuflische List war ihm nicht geglückt. Es wäre nicht auszudenken gewesen, wenn die falsche Nicole in den Besitz des Amuletts gekommen wäre.
    Doch es war noch einmal gut gegangen.
    Professor Zamorra drehte sich jetzt langsam im Kreis und hielt seinen Talisman wie einen Kompaß von sich weggestreckt. Dann kannte er die
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