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0085 - Der Feuergötze

0085 - Der Feuergötze

Titel: 0085 - Der Feuergötze
Autoren: Hans Wolf Sommer
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tiefsten Hölle, Professor? Ohne Ihr wundertätiges Amulett?«
    Die Worte trafen Zamorra wie ein Schlag vor den Kopf.
    Der Tunesier kannte sein Amulett! Das Amulett, das er von seinem Ahnen Leonardo de Montagne geerbt hatte, jenen magischen Talisman aus purem Silber, der ihm Schutz und Beistand gewährte in seinem stetigen Kampf gegen die Mächte der Finsternis und des Bösen.
    Unwillkürlich fuhr seine Hand zur Brust, wo das Amulett an einer Kette hing, in ständigem direktem Körperkontakt mit ihm.
    Und wie war das doch gewesen? Der Bursche hatte davon geredet, daß er ›ohne‹ sein Amulett…
    »Was wollt ihr?« fragte er brüsk.
    »Ich deutete es bereits an«, gab ihm der andere zur Antwort. »Wir wollen Ihr Amulett, sonst gar nichts. Geben Sie es uns, und Sie bekommen Ihren blonden Engel völlig unbeschadet zurück. Anderenfalls…«
    Unheilschwanger ließ der Mann die Worte in der Luft hängen.
    Der Professor überlegte fieberhaft. Es hatte keinen Zweck, die Existenz des Amuletts zu leugnen. Die Kerle - der Teufel mochte wissen, wieso - waren genau im Bilde. Er mußte versuchen, herauszufinden, was sie mit dem Talisman vorhatten.
    Er stellte eine entsprechende Frage. Die Antwort überraschte ihn eigentlich nicht.
    »Mein lieber Professor«, sagte der junge Bursche in penetranter Leutseligkeit, »Sie werden nicht erwarten, daß ich Ihnen das sage. Und Sie sollten sich auch keine großen Gedanken darüber machen. Für Sie und uns ist jetzt nur eins interessant: Sind Sie bereit, auf unser kleines Tauschgeschäft einzugehen, oder wollen Sie, daß Ihre Sekretärin… stirbt?«
    Selten in seinem Leben hatte der Professor vor einer derartig schwerwiegenden Entscheidung gestanden.
    Er zweifelte nicht, daß es die Orientalen ernst meinten. Sie waren ganz offensichtlich fest entschlossen, das Amulett in ihren Besitz zu bringen. Und nachdem ihr Überfall auf ihn gescheitert war, der fraglos demselben Ziel gedient hatte, versuchten sie es auf diese gemeine erpresserische Art und Weise.
    Das Leben Nicoles gegen das Amulett!
    Der Professor gab sich keinen Illusionen hin. Was auch immer die Kerle mit dem Talisman zu tun beabsichtigten, es würde finsteren Zielen dienen. Im Grunde genommen war es unverantwortlich, ihnen das Amulett auszuhändigen. Nicht nur, daß er gegen seine selbstauferlegte Verpflichtung verstieß, jederzeit gegen das Böse anzutreten, es zu bekämpfen, wo er es antraf. Indem er den Talisman weggab, arbeitete er dem Bösen praktisch in die Hände, stellte er ihm ein Machtmittel zur Verfügung, dessen skrupellose Verwendung ungeahnten Schrecken über die Welt bringen konnte.
    Trotz dieser Überlegungen stand sein Entschluß von vornherein fest.
    Es ging um Nicole!
    Er würde den Tunesiern das Amulett zur Verfügung stellen. Aber er würde es sich zurückholen! Das schwor er sich in diesem Augenblick, der zu den kritischsten gehörte, an die er sich erinnern konnte.
    »Ich gehe auf euer schmutziges Geschäft ein«, sagte er mit harter Stimme.
    »Sie sind ein kluger Mann, Professor«, lobte sein Gesprächspartner zynisch.
    ***
    Keine Tricks, keine Waffen, keine Polizei - das waren die Bedingungen des Tunesiers gewesen.
    Der Professor hielt sich daran. Er durfte nichts tun, was das Leben Nicoles gefährden konnte.
    Begleitet von den besten Wünschen Raffaels stieg er in den Citroën und verließ den Schloßhof.
    Der Treffpunkt, den er mit dem Orientalen vereinbart hatte, war nicht zu verfehlen. Eine kleine Kirche, die einsam und abgelegen inmitten eines bewaldeten Hangs lag und nur über verschlungene Wanderwege erreicht werden konnte.
    Zamorra fuhr mit dem Wagen so nahe heran, wie er konnte, stieg dann aus und ging zu Fuß weiter. Bei jedem Schritt schlug das Amulett rhythmisch gegen seine Brust.
    Die Landschaft war idyllisch und romantisch. Majestätisch reckten die hohen Tannen ihre Wipfel dem Himmel entgegen, an dem der rote Ball der Sonne höher und höher stieg. Hier und dort knackte es im Unterholz, wenn eins der zahlreichen Waldtiere scheu vorbeihuschte. Die Luft war angefüllt mit dem Aroma der unverbrauchten Natur.
    Hier war die Welt noch in Ordnung - scheinbar. In Wirklichkeit aber hatten die Gewalt und das Verbrechen auch hier ihren Einzug gehalten.
    Bereits eine Viertelstunde vor dem anberaumten Zeitpunkt war Zamorra am Ziel. Still und verlassen lag die kleine Kirche da. Noch keine Spur von den beiden Tunesiern, noch keine Spur von Nicole Duval.
    Der Professor wartete. Alle seine Sinne waren
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