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0085 - Der Feuergötze

0085 - Der Feuergötze

Titel: 0085 - Der Feuergötze
Autoren: Hans Wolf Sommer
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die Kehle zu. Sie hatte das dringende Bedürfnis, sich irgendwo hinzulegen und sich auszuruhen. Aber das war nur ein frommer Wunschtraum, der nicht in Erfüllung gehen würde. Nicht jetzt, nicht hier.
    Sie lief weiter, längst nicht mehr so schnell wie zu Beginn ihrer Flucht. Sie wußte, daß sie es nicht schaffen würde, das Arbeitszimmer und den vielleicht rettenden Revolver zu erreichen. Der Mann war dicht hinter ihr. Sie glaubte bereits, seinen Atem im Nacken spüren zu können.
    Und dann war er heran, warf sich von hinten auf sie. Er bekam das Schalende zu packen, das ihr den Rücken hinunterbaumelte. Brutal riß er daran, brachte Nicole mit einem harten Ruck zu Boden.
    Sie schlug mit dem Hinterkopf auf und verlor augenblicklich das Bewußtsein.
    ***
    Der Professor war in dem kleinen, aber hervorragenden Service bietenden Hotel Roi in der Nähe des Place de la Republique abgestiegen. Fast immer, wenn er in Paris war, allein oder mit Nicole, frequentierte er dieses Haus, das sich in punkto Komfort und Atmosphäre vor keinem der großen Weltstadthotels zu verstecken brauchte. Ganz im Gegenteil.
    Er saß an der gemütlichen Bar des Hotels und nahm vor dem Schlafengehen noch einen Schlummerdrink zu sich.
    Es war ein harter, anstrengender Tag gewesen. Die gewalttätige Auseinandersetzung mit den beiden Tunesiern, die anschließende Vollgasfahrt nach Paris, um die verlorengegangene Zeit wieder aufzuholen, die zähe Besprechung mit seinem Verleger, der gegen seinen Willen nüchterne Sachverhalte durch Sensationellen aufmotzen wollte, um höhere Verkaufsziffern zu erreichen - all dies hatte Zamorra ziemlich geschlaucht. Er war froh, daß er alles gut hinter sich gebracht hatte und morgen wieder in die Ruhe und Abgeschiedenheit von Château de Montagne zurückkehren konnte.
    Er nahm einen herzhaften Schluck aus seinem Glas. Der Whisky tat ihm gut, sehr gut sogar.
    Noch eine Zigarette, dachte er, und dann ab in die Falle.
    Knapp zehn Minuten später hatte sich die Zigarette in Rauch aufgelöst, war das Glas leer. Der Professor wandte sich zum Gehen.
    Auf dem Weg zum Lift trat ihm ein goldbetreßter Hotelpage entgegen. Der Knabe wirkte noch so jung, daß ihn der Professor um diese Zeit längst ins Bett gesteckt hätte.
    »Professor Zamorra?«
    »Ja, mein Junge?«
    »Sie werden am Telefon verlangt.«
    Zamorra stöhnte innerlich. Das konnte nur Clement, sein Verleger, sein. Mit Mühe und Not war es ihm vor ein paar Stunden gelungen, einer Einladung in einen supermodernen Nachtclub auszuweichen. Kam Clement jetzt etwa darauf zurück?
    Er spielte mit dem Gedanken, sich verleugnen zu lassen, entschied sich dann aber doch anders. Er war kein Mann, der vor irgendwelchen Dingen kniff, auch nicht vor unangenehmen.
    »Lassen Sie das Gespräch auf mein Zimmer legen«, beschied er den Pagen. Anschließend trat er in die wartende Liftkabine und fuhr nach oben.
    Schon vor der Zimmertür hörte er das wütende Schrillen des Telefons. Hartnäckig, dieser Anrufer, dachte er, sehr hartnäckig.
    Seufzend öffnete er und betrat sein Zimmer. Dann nahm er den Hörer ab.
    »Zamorra!« meldete er sich nicht unbedingt freundlich.
    Es war nicht sein Verleger. Es war Raffael, sein Butler auf dem Schloß.
    »Herr Professor, es ist etwas Entsetzliches passiert!«
    Automatisch dachte Zamorra an Nicole. Hatte sich ihr Gesundheitszustand verschlechtert? Manchmal entstanden aus einfachen Erkältungen schwere Krankheiten. Er fühlte einen heftigen Stich in der Brust.
    »Nicole?« fragte er gepreßt.
    »Ja, woher wissen Sie…«
    »Sag schon, was los ist, Raffael«, drängte der Professor energisch.
    Der Butler schluckte. »Mademoiselle ist entführt worden! Zwei Männer…«
    Raffael sprudelte seinen Bericht hervor, mit hektischer, abgehackter Stimme.
    Zamorra stellte knappe, präzise Zwischenfragen, um ein ganz klares Bild von den Geschehnissen auf Château de Montagne zu gewinnen.
    Bald wußte er Bescheid. Keine Sekunde zweifelte er daran, daß Nicoles Kidnapper mit den Männern identisch waren, die ihn auf der Fahrt nach Paris überfallen hatten. Sein Verdacht, daß es sich um einen sorgfältig geplanten Anschlag gehandelt hatte, wurde zur Gewißheit.
    Und nun, da er ihnen entkommen war, hatten sich die Kerle an Nicole gehalten.
    Warum? drängte sich ihm die bohrende Frage auf.
    Noch bohrender war allerdings seine Sorge um das Mädchen. Was hatten die verdammten Tunesier mit ihr vor? Die Stiche in seiner Brust wurden noch schmerzhafter.
    »Hast du schon
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