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0084 - Schreie in der Hexengruft

0084 - Schreie in der Hexengruft

Titel: 0084 - Schreie in der Hexengruft
Autoren: Dieter Saupe
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durch den Spalt ins Innere sehen. Es verschlug ihm fast den Atem, als er die prächtige Ausstattung sah, die schon Sonja Bügüt bewundert hatte. So sehr, daß sie fast ihre Verzweiflung vergaß.
    »Aus Frankreich bist du also«, schrie eine heisere Stimme gerade.
    »Und deinen Namen willst du uns nicht sagen? Du kommst daher und nimmst den rumänischen Mädchen die besten Männer weg, und das sollen wir ungestraft lassen?« schrie die Stimme weiter.
    »Sag uns sofort, daß du nie mehr mit einem unserer Männer tanzen wirst! Sag es, oder es wird dir leid tun! Und zuerst sag uns deinen Namen!«
    Keine Antwort. Aber das heftige Zischen einer Peitsche sagte Zamorra genug. Es war Mihaila, die mit Peitschenhieben auf Nicole eindrang. Der Professor konnte nicht sehen, wie Nicole geistesgegenwärtig sich duckte. Sie ließ die Hexe herankommen, riß ihr die Peitsche mit einem heftigen Ruck aus der Hand, daß Mihaila gegen die Wand taumelte.
    Aber sofort war sie zurück und stand bei ihren Schwestern.
    Das war gut für Zamorra. Er hörte, daß Nicole Hilfe brauchte. Da mußte alles auf eine Karte gesetzt werden.
    Die Tür ließ sich leicht und geräuschlos öffnen.
    Zamorra stand schon im Raum. Die Hexen drehten ihm den Rücken zu. Nicole stand drei Meter vor ihnen. Und Sonja saß mit einem Mundknebel auf einem niedrigen Hocker.
    Nicht mit dem Flackern einer Augenwimper verrieten die Mädchen, was hinter dem Rücken der Hexen vorging.
    Dann schrie die alte Baba auf Nicole ein.
    »Sag uns deinen Namen, fremdes Mädchen! Oder die Peitsche wird deine Haut zerfressen! Heraus mit dem Namen!«
    Aus den Augenwinkeln beobachtete Zamorra die Szene. Er griff nach dem Feuerzeug in der Tasche. Schon brannten die Fackeln.
    Geräuschlos ging er nach vorn. Das Gebrüll der alten Hexe hätte selbst den Schall seiner Schritte übertönt.
    Die Größe des Raumes war nicht zu unterschätzen. Zamorra hatte schon zwanzig Schritte gemacht, als ihn immer noch zehn Meter von den Hexen trennten.
    »Mihaila! Du schneidest diesem Luder von Französin die Haare ab! Ich will sie brennen sehen!« schrie die alte Baba.
    Nein! dachte Zamorra. Was die Hexen für Haare hielten, war nur eine Perücke. Es durfte nicht so weit kommen, daß sie dem Mädchen heruntergerissen wurde! Dann wäre Nicole an ihrem Blondschopf erkannt!
    Nicole selbst unternahm noch nichts, weil sie sicher war, daß Zamorra ihr im günstigen Augenblick ein Zeichen geben würde.
    Dieses Zeichen kam bald.
    Als Mihaila mit einer Schere drohend auf Nicole zuging, rief die alte Baba das Mädchen noch einmal an.
    »Deinen Namen, Mädchen! Ich will ihn hören, und du wirst ihn sagen!«
    »Sie heißt Nicole Duval, du Kröte von einer Hexe!« rief Zamorra hinter ihr. Als Baba sich entsetzt umdrehte, rief er den Mädchen zu:
    »Lauft! Schnell zur Tür!«
    Die Überraschung war perfekt. Schon waren Nicole und Sonja am Professor vorbei. Die Hexen aber starrten mit angstgeweiteten Augen auf den Mann, den sie kannten. Andra kannte ihn am besten.
    Aber auch die anderen hatten sein Gesicht gesehen, wenn auch nur auf Fotos.
    »Es ist aus, ihr Hexenbrut! Euch wird dieses Feuer fressen! Aber ich gebe euch eine Chance. Ihr seid großartig im Einfangen junger Mädchen, und ich möchte gern einmal sehen, wie ihr das macht. Wenn ihr die beiden geflohenen Mädchen einholt, bleibt ihr verschont. Bringt ihr sie nicht zurück, seid ihr des Todes!«
    Er ging zurück bis zur Tür. Die Mädchen standen im Gang draußen.
    »Die Treppe hinauf. Dort warten Idrinas Vater und ein paar Nachbarn von ihm«, raunte er Nicole und Sonja zu. »In zwei Minuten lasse ich die Hexen folgen. Sie glauben, euch einfangen zu können. Lauft also!«
    Nicole nahm das immer noch verängstigte Mädchen Sonja bei der Hand und lief mit ihr los.
    Zamorra ging langsam zurück. Die Hexen starrten ihn an, als sei er der Geist, das dämonische Wesen, und nicht sie.
    Sie hatten keine Ahnung von dem, was sie erwartete. Sie glaubten, der Dämonenjäger Zamorra sei allein hier.
    Er ließ den Mädchen ihren Vorsprung. Als er wußte, daß sie in Sicherheit waren, machte er den Hexen ein Zeichen. Er trat zur Seite und zeigte auf die Tür.
    Sie standen wie Ölgötzen und staunten und sagten nichts.
    »Wollt ihr nicht? Ich will sehen, wie ihr die Mädchen jagt! Oder soll ich euch mit dem Feuer kitzeln?«
    Da schrien sie los, liefen davon. Zamorra jagte hinter ihnen her. Sie wußten selbst nicht, ob sie gejagt wurden oder Jagd auf jemanden machten.
    Die
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