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0084 - Schreie in der Hexengruft

0084 - Schreie in der Hexengruft

Titel: 0084 - Schreie in der Hexengruft
Autoren: Dieter Saupe
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zwei Glockenschläge zu hören.
    Halb neun!
    Gleich darauf kamen schnelle Schritte aus der Gegenrichtung. Nicole sah eine Gestalt auf sich zukommen.
    Es war die Hexe Andra. Sie kam allein! Also mußten ihre Schwestern sich ihrer Sache vollkommen sicher sein.
    »Komm, schönes Mädchen!« raunte sie Nicole zu. »Du wirst die ganze Pracht von Gold und Edelsteinen sehen, wie versprochen.«
    Zamorra sah von seinem Versteck aus, wie die beiden davongingen. Dann wartete er. Sie würden eine Viertelstunde brauchen, um den Wald zu durchqueren. Vorher würden die anderen mit ihrer Flugkiste sie nicht aufnehmen können.
    Er mußte also nicht vor einer Viertelstunde losfahren. Er verließ das Versteck. Langsam ging er bis zum Stadtrand zurück, setzte sich in den Wagen.
    Er gab noch einmal fünf Minuten zu, weil er Nicole schnell einholen würde.
    Dann fuhr er im Schrittempo los. Dunkelheit senkte sich allmählich. Aber Zamorra fuhr ohne Licht. Er wollte bei den Hexen nicht das geringste Mißtrauen erwecken. Sollten sie sich sicher fühlen!
    Um so größer würde die Überraschung.
    Noch wußte Zamorra keinen Weg, die Hexenbrut unschädlich zu machen. Aber er war auf dem letzten Weg zu ihnen. Das hatte er sich vorgenommen. Und er würde es ausführen.
    Nach zehn Minuten langsamer Fahrt stoppte er. Er sah einen großen, roten, leuchtenden Punkt vor sich. Keine hundert Meter. Als der Punkt sich hob und immer kleiner wurde, wußte Zamorra, daß er richtig geschätzt hatte. Die Hexen hatten Nicole erwartet. Sie flogen aufs Wolfstal zu, ihren Wohnungen entgegen.
    Der Professor wartete noch. Er hatte den Seitenweg gut im Auge.
    Da sah er die Männer, die ihm und Idrinas Vater ihre Hilfe angeboten hatten.
    Matilec ging ihnen voran. Einige von ihnen trugen Benzinkanister, wie verabredet.
    »Wir haben den Start beobachtet«, sagte Matilec und zeigte in die Richtung des Flugkörpers. »Sie fliegen zum Wolfstal. Aber wir brauchen nicht durch die Schlucht. Verstehen Sie, Herr?«
    »Ich verstehe Sie ganz gut, Matilec. Aber warum nicht durch die Talschlucht?«
    »Sie waren am Tage in den Felsen, Herr. Bei Dunkelheit zu gefährlich. Wir gehen um die Felsen herum. Gehen vom Norden auf den Gipfel. Viel einfacher, viel leichter dort, nicht so steil.«
    »Gut. Es ist ja nicht sehr weit bis zum Eingang des Tales. Dort stelle ich den Wagen ab, lade die Kanister aus und warte.«
    »Gut, Herr. Wir kommen, wir kommen schnell.«
    ***
    Zamorra fuhr also voraus und wartete vor dem Eingang des Wolfstals. Schon nach zwanzig Minuten waren Matilec und die Männer bei ihm.
    »Hier hinüber«, sagte der Tischler. Jetzt konnten sie noch in einer Gruppe gehen. Manche hatten noch einen Kanister aufgenommen.
    Sie wechselten sich ab, damit nicht ein Mann immer zwei Kanister tragen mußte.
    Bald sah Zamorra, wie gut Matilec sich auskannte.
    Sie kamen an einen leichten Berghang, der in sanften Windungen zum Gipfel führte. Nur hätte er hier mit Nicole niemals gesucht, weil es keine Höhlen und damit keine Verstecke geben konnte.
    Schweigend ging der kleine Trupp bergan. Jetzt stellten sich ihnen die ersten Felsen in den Weg. Sie mußten im Gänsemarsch gehen.
    Manchmal bückte sich Zamorra. Er nahm abgestürzte Äste vom Boden auf, prüfte ihre Härte, warf manchmal einen weg. Andere reichte er den Männern.
    »Wozu ist das?« fragte Matilec.
    »Wir brauchen sie als Fackeln«, sagte Zamorra nur.
    Immer höher stiegen sie an, und ohne Pause erreichten sie den Gipfel des Felsens. Hier oben hatten sie noch bessere Sicht. Ein Rest von Dämmerlicht lag über den Bergen.
    Sie wanderten weiter, ohne Störung, wie auf einem Spaziergang.
    Dann tat sich vor ihnen ein dichter Wald auf. Wie ein ungeheures Hindernis ragte er zum Himmel hoch, dunkel und gewaltig. Zamorra überrechnete die Entfernung.
    Er hatte diesen Wald mit Nicole bereits gesehen. Und zwar von der Stelle in der Wand aus, wo sie die Öffnung im Felsen mit dem Landeplatz gesehen hatten!
    Dieser Platz mußte also rechts unter ihnen liegen.
    »Wartet hier, ich muß etwas überprüfen«, sagte er. Matilec nickte ihm zu.
    Zamorra ging bis an die Spitze des Felsengrates heran. An einer Stelle konnte er bequem absteigen, ohne unvorsichtig zu sein. Bald sah er einen langen schmalen Spalt in der Felswand vor sich. Das war eine Kante des gewaltigen Tores! Er hatte die Stelle gefunden!
    Jetzt sah er auch, wie täuschend klein der Vorsprung aus Felsgestein beim erstenmal gewirkt hatte. Der massive Felsvorsprung war fast
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