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0084 - Schreie in der Hexengruft

0084 - Schreie in der Hexengruft

Titel: 0084 - Schreie in der Hexengruft
Autoren: Dieter Saupe
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anderen.
    »Und das süße schwere Gift auch, das die Beine wie Blei macht und das Opfer zu Boden wirft?«
    »Wir haben an alles gedacht«, kam die Antwort wie aus einem Mund.
    »Dann macht euch ans Werk. Macht es wie vorhin. Ihr, Mihaila und Jadwiga, haltet das Mädchen. Du, Andra, flößt ihr den Balsam fein in den Mund. Laßt sehen, ob ihr’s noch könnt.«
    Sonja Bügüt hatte sich wieder erhoben.
    Jetzt wich sie zurück, als die Hexenbrut auf sie eindrang. Aber ihr blieben nicht einmal zwei Meter, dann stand sie mit dem Rücken an der Wand. Es gab kein Entfliehen. Keinen freien Zentimeter, um der Übermacht ausweichen zu können.
    Da waren die Ausgeburten der Hölle heran.
    Mit einem blitzschnellen Griff, den sie vorhin schon einmal angewendet hatte, riß Mihaila Sonjas Arme nach hinten.
    Jadwiga brauchte nicht mit zuzufassen. Die Gefangene war bereits so apathisch, daß sie jeden Versuch der Gegenwehr aufgab. Sie fügte sich dem Unvermeidlichen. Sie ergab sich, ohne zu kämpfen.
    Für Andra war es ein leichtes, Sonjas Lippen zu öffnen. Sie brachte sie so weit auseinander, daß sie den Hals der Flasche zwischen Sonjas Zähne bringen konnte.
    Dann kippte sie den Inhalt Schluck für Schluck in Sonjas Kehle.
    Und auch in diesem Falle mußte das gefangene Mädchen schlucken, um nicht zu ersticken.
    Widerlich und brennend bahnte sich die Flüssigkeit ihren Weg.
    Eine Hitzewelle nach der anderen durchfuhr sie. Und dann kam das Gift mit dem Blut zum Kopf herauf.
    Es war, als hätte jemand einen Scheiterhaufen in ihrem Kopf angefacht.
    Sie hielt es nicht aus. Sie zuckte zusammen, sie dehnte und reckte sich, krümmte sich bald zusammen, wurde wie vom Schlag einer Faust hochgeworfen, brach in die Knie, erhob sich wieder und schlug mit den Fäusten gegen die Wände.
    Zu diesen unsagbaren Qualen verurteilt, blieb Sonja Bügüt liegen.
    Die Hexenbrut wartete, bis der Schlaf das Mädchen übermannte.
    Dann verließen sie die kleine Felsenkammer und überließen die Gefangene ihrem Schicksal.
    Sonjas Körper streckte sich lang auf dem kalten Boden aus, wie von allein, und gab sich dem erlösenden Schlaf hin.
    Einmal in der Nacht erwachte sie kurz. Sie wollte um Hilfe schreien. Sie wollte den Namen des Mannes rufen, der sie retten könnte.
    Aber in keiner Ritze ihres Gedächtnisses fand sich der Name Zamorras.
    Das teuflische Gift begann mit seiner Wirkung.
    ***
    In dieser Nacht fanden viele Menschen in der Stadt Baia-Mare keine Ruhe. Zu erregt waren die Gemüter, zu stark war die Aufregung über die Entführung des schönen Türkenmädchens.
    Vor allem die jungen Leute bangten um Sicherheit und Leben. Wer von den Mädchen würde das nächste Opfer sein? Scheinbar wahllos schlugen de Hexen zu. Auch wenn es sich herumgesprochen hatte, daß ihre Wut sich hauptsächlich gegen ausländische Einflüsse richtete.
    Zamorra und Nicole waren schon wach, bevor der Frühportier zum Wecken kam. Sie teilten die Besorgnis der Bevölkerung. Sie wußten, daß ihr ganzer Einsatz jetzt gefordert wurde.
    In aller Eile nahmen sie ihr Frühstück ein. Zamorra bat darum, daß man ihnen in der Küche ein paar Proviantpäckchen für den Tag zurechtmachte. Außerdem kaufte er ein paar Flaschen Mineralwasser und diverse Limonaden. Sie mußten unabhängig sein, den ganzen Tag für die Suche im Wolfstal gerüstet. Dazu gehörte vor allem, daß sie reichlich mit Eßwaren und Getränken versorgt waren.
    Draußen überzeugte sich Zamorra, daß die Seile und Werkzeuge vorhanden waren.
    Und wieder ging die Fahrt hinaus zum Wolfstal, die längst bekannte Strecke aus der Stadt hinaus, dann am Samosch-Fluß entlang und hinauf in die Felsenkette der Berge.
    Diesmal trug der Professor sein zauberkräftiges Amulett wieder an der kleinen silbernen Kette um den Hals. Er hoffte, mit dessen Hilfe einen Hinweis auf das Versteck der entführten Sonja zu bekommen.
    Aber so oft er unterwegs und auch später das Amulett in die Hand nahm, so oft blieb es stumm und kalt, als wollte es ihm bei seiner Suche nicht helfen.
    Natürlich kannte Zamorra den wirklichen Grund dafür.
    Er konnte sich leicht ausrechnen, daß man den Willen des Mädchens bereits gebrochen hatte. Es war nicht fähig, zu sprechen oder zu rufen.
    Oder Sonja Bügüt hatte ganz einfach seinen Namen vergessen.
    Zamorra mußte wohl oder übel auf dieses übernatürliche Mittel verzichten.
    Er wußte, daß dieser Umstand die Suche erheblich erschweren würde.
    Sie kamen zum westlichen Eingang des
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