Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0084 - Er starb an meiner Stelle

0084 - Er starb an meiner Stelle

Titel: 0084 - Er starb an meiner Stelle
Autoren: Er starb an meiner Stelle
Vom Netzwerk:
sah mich an. Seine Zähne klapperten. Erst nach einer ganzen Weile war er dazu fähig, überhaupt wieder zu sprechen.
    »Mr. — Mr. Lorrence ist… ermordet…«, keuchte er.
    ***
    »Ruf unsere Mordkommission!« rief ich Phil zu, dann lief ich auch schon auf diesen seltsamen Durchgang zu, durch den der Diener oder was er nun war, zurückgekommen war. Man gelangte in einen kurzen Flur, dessen rechte Seite von einer hohen Glaswand gebildet wurde. Nach drei oder vier Schritten gab es eine Glasschwingtür. Dahinter erstreckte sich ein sehr geschmackvoll eingerichteter Raum von repräsentativer Größe. Es gab einen großen, außerordentlich modernen Schreibtisch, ein paar passende Sessel und einen niedrigen Tisch und einen schweren Teppich, der das ganze Gemach ausfüllte.
    Hinter dem Schreibtisch saß ein Mann, von dem man nicht viel erkennen konnte. Sein Kopf war nach vorn auf die Schreibtischplatte gesunken und sah gräßlich aus. Auf dem Boden lag noch der schwere bronzene Reiter, mit dem man hm den Schädel eingeschlagen hatte.
    Ich hütete mich, die Tür oder sonst irgend etwas zu berühren. Daß dieser Mann tot war, konnte man aus acht Yard Entfernung ebensogut erkennen, wie wenn man dicht vor ihm gestanden hätte.
    Ich steckte mir eine Zigarette an. Während der Rauch sich langsam emporkräuselte, überlegte ich. Wie war das nun? Lorrence hatte die FBI-Zentrale angerufen und etwas von einer Erpressung erzählt. Die sagenhafte Summe von einer Million war genannt worden. Die Zentrale hatte ihm Anweisungen gegeben, zu Hause zu bleiben und den Besuch zweier Herrn zu erwarten, die sich als Mitarbeiter der Maklerfirma Reynolds & Lessling aus Newark vorstellen würden.
    Lorrence war zu Hause geblieben, aber von seinem Anruf bis zu unserem Eintreffen war eine gute Stunde vergangen. Diese Zeit hatten die Erpresser genützt. Aber woher konnten sie überhaupt wissen, daß das FBI verständigt war? Es war kaum zu erwarten, daß Lorrence selbst darüber zu dritten Personen gesprochen hatte. Vielleicht zu seiner Frau — wenn er verheiratet war.
    Ich ging zurück in die Diele. Dort hatte sich die Lage geändert. Jetzt saß der Butler in dem modernen Ungetüm von Sessel, und Phil stand neben ihm und schenkte ihm Whisky ein.
    »Wenn du schon Feuerwasser aufgetrieben hast«, sagte ich, »dann gib mir auch einen Schluck! Mein Magen kann es brauchen.«
    Phil sah mich aufmerksam an. Er machte eine Kopfbewegung in die Richtung, in der sich der Tote befand.
    Ich nickte.
    »Ja. Ziemlich gräßlich.«
    Wir genehmigten uns beide einen Whisky. Als ich das Glas absetzte, räusperte sich der Butler.
    »Hm — Verzeihung — hm! Sie sagten vorhin etwas von ›unserer Mordkommission‹. Sind Sie…?«
    Jetzt mußten wir ja doch die Katze aus dem Sack lassen. Ich zog meinen Dienstausweis.
    »Wir sind keine Makler. FBI!«
    Dabei überlegte ich, wie genau er doch zugehört hatte, während er seinem Aussehen nach den Eindruck eines Mannes gemacht hatte, der einer Bewußtlosigkeit näher ist als dem klaren Verstand. Interessant, wie so manche Leute noch an der Grenze ihres Bewußtseins doch alles aufnehmen, was für sie wichtig ist. War es für ihn wichtig?
    »Wie lange sind sie schon bei Mr. Lorrence?« fragte ich und streifte die Asche in den kostbaren Kristallaschenbecher auf dem Rauchtisch. Dabei beobachtete ich ihn aus den Augenwinkeln.
    Er schluckte. Entweder hatte er den Schock vom Auffinden der Leiche noch nicht ganz überwunden, oder er fühlte sich aus noch unbekannten Gründen verdammt unwohl in seiner Haut.
    »Drei Jahre — eh — nein, ich glaube es sind schon vier — eh — oder dreieinhalb…«
    Ich ließ ihm keine Zeit, länger darüber nachzudenken, sondern stellte meine nächste Frage.
    »Kamen Sie gut mit Mr. Lorrence aus?«
    »Ja, soweit es möglich war.«
    »Was heißt das?«
    »Mr. Lorrence war sehr tyrannisch. Man brauchte erst eine gewisse Zeit, bis man sich daran gewöhnt und herausgefunden hatte, wie man am besten auf seine Eigenarten eingehen konnte.«
    »War er verheiratet?«
    »No, Mr. Lorrence war Junggeselle.«
    »Hat er sonst noch Personal im Hause?«
    »Eine Köchin. Und jede Woche kommt einmal eine Frau, die mir bei der Säuberung des Hauses behilflich ist.«
    »Ist heute so ein Tag, wo gesäubert wird?«
    »Nein.«
    »Also sind außer Ihnen, der Köchin und Mr. Lorrence selbst keine weiteren Personen im Hause?«
    »Doch, der Neffe — Mr. Lorrence.«
    »Wo ist er?«
    »Wahrscheinlich oben in seinem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher