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0084 - Er starb an meiner Stelle

0084 - Er starb an meiner Stelle

Titel: 0084 - Er starb an meiner Stelle
Autoren: Er starb an meiner Stelle
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Anrichte und sagte: »Das war 1943/44, in den Kriegsjahren, verstehst du? Ich war damals mit ein paar anderen Leuten zusammen, die genau dasselbe hatten wie ich: nämlich wenig Geld und viel Ehrgeiz…«
    Er schwieg nachdenklich.
    »Kenne ich diese Leute?« fragte seine hübsche Frau.
    »Wir sind seit 1945 nicht wieder zusammengekommen. Brian Lombart, Roger Baldwell und Chester Lorrence heißen die drei Burschen. Verdammt intelligente Knaben, das kannst du mir glauben. Mir waren sie manchmal ein bißchen skrupellos, wenn es ums Geldverdienen ging, besonders dieser Baldwell. Aber — lieber Himmel! — mit Samthänden kann man nun mal nicht reich werden. Und gerade das wollten wir ja…«
    Er machte einen Zug an der Zigarre. In blauen Schwaden stieg der Rauch zur Decke. Mackfield blickte ihnen nach.
    »Damals war eine große Zeit für Leute, die — hm, sagen wir — kein besonders feinfühliges Gewissen hatten. Man konnte ein Vermögen verdienen, wenn man gewisse Artikel handelte, die des Krieges wegen knapp und sehr gefragt waren. Wie immer im Krieg schossen die Preise für viele Sachen in die Höhe, künstliche Engpässe wurden geschaffen, um die Preise noch mehr ansteigen zu lassen, und dann warf man langsam den knapp gewordenen Gegenstand auf den Markt und konnte ihn mit 800 oder gar tausend Prozent Gewinn losschlagen. In Friedenszeiten wäre das nicht so einfach gegangen…«
    Er schwieg wieder.
    Seine Frau fragte leise: »Willst du damit sagen, daß ihr vier — du, dieser Lombart, Baldwell und der Lorrence — also praktisch am Kriege verdient habt…?«
    Mackfield räusperte sich.
    »Genauso ist es…«, sagte er rauh.
    Lydia zog die Lippen ein, wie sie es immer tat, wenn sie die Tränen verbeißen wollte.
    »Das ist schrecklich«, hauchte sie tonlos. »Andere Leute sterben, Mütter müssen ihre Söhne hergeben, Frauen ihre Männer wegen dieses schrecklichen Krieges — und ihr — ihr…«
    Sie fuhr nicht fort. Er beendete für sie den angefangenen Satz.
    »Und wir verdienten daran«, sagte er langsam. »Tja, du hast recht. Damals sah das anders aus. Aber jetzt, da du es mir so erklärst, jetzt kommt es mir selber so vor, als wenn das eine Mordssauerei gewesen wäre…«
    Er kam zu dem Rauchtisch zurück und ließ sich in den Sessel plumpsen. Ein verstohlener Blick streifte seine junge Frau. Ihr Gesicht war anders als sonst, aber es war noch immer hübsch.
    Verdammter Dreck! dachte Mackfield. Daß man seiner Vergangenheit nicht entkommen kann! Ich hielt das alles für längst vergessen — und jetzt muß ich es doch wieder ausgraben…
    Seine Frau riß ihn aus seinen Gedanken.
    »Warum hast du das eigentlich alles erzählt, Bill? Ich will nicht sagen, daß du es mir schon viel früher hättest erzählen sollen. Es ist sicher nicht leicht für dich, darüber zu sprechen. Aber warum erzählst du es mir gerade heute?«
    »Weil ich nicht weiter weiß«, sagte er langsam. »Ich bin nicht so reich geworden wie die drei anderen. Gott, du kennst mich ja. Ich bin kein Mensch, der zu regelmäßiger Arbeit zu gebrauchen ist. Ich gehe zur Börse, wenn ich Lust dazu habe, und ich bleibe zu Hause, wenn ich keine Lust zu Geschäften habe. Deswegen habe ich es ja auch nicht soweit gebracht wie die anderen…«
    »Du bist Millionär«, stellte Lydia sachlich fest.
    »Ja«, gab er zu. »Mein Vermögen belauft sich auf etwa anderhalb Millionen Dollar. Aber die anderen haben fünfmal mehr zusammengescharrt.«
    »Kränkt dich das? Haben wir nicht genug?«
    »Das schon. Aber… ich soll eine Million abgeben, also zwei Drittel meines Vermögens…«
    »Abgeben? Wie meinst du das?« Mackfield legte die Zigarre aus den Fingern.
    »Du erinnerst dich des Einbruchs in der Nacht vom 5. zum 6. Mai? Ich sagte dir, man hätte nur ungefähr 70 Dollar gestohlen, die ich in der mittleren Schreibtischschublade für die fälligen Telefonrechnung bereitgelegt hatte. Deswegen lohnte es sich nicht, zur Polizei zu laufen. Das war gelogen. Man hat mehr gestohlen, viel mehr…«
    »Hattest du einen größeren Betrag im Schreibtisch?«
    »Nein. Außerdem ließ der Einbrecher ja sogar die 70 Dollar liegen.«
    »Und was ist gestohlen worden?«
    »Alle Unterlagen über die Geschäfte in den Jahren 1943/44. Wenn das Material von Klatschblättern nun veröffentlicht wird, bin ich ein ruinierter Mann. Die Gerichte können mir nichts wollen, alles ist längst verjährt — aber mein guter Ruf wäre erledigt.«
    »Wie kommst du denn auf den Gedanken, daß der
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