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0084 - Er starb an meiner Stelle

0084 - Er starb an meiner Stelle

Titel: 0084 - Er starb an meiner Stelle
Autoren: Er starb an meiner Stelle
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Zimmer.«
    »Wo liegt dieses Zimmer?«
    »In der ersten Etage. Die Treppe führt dort hinauf. Wenn Sie den Flur oben entlanggehen, ist es das zweite Zimmer auf der rechten Seite.«
    »Thanks.«
    Ein Blick bat Phil, bei dem Butler zu bleiben. Ich machte mich auf den Weg. Die Treppe war rechts und links von vielen Topfpflanzen umstellt, so daß man fast das Gefühl hatte, in einem Gewächshaus zu sein. Es war zwar alles sehr dekorativ, aber nach meinem Geschmack ein bißchen zuviel U rwald. Die Hälfte hätte es auch getan.
    Oben zeigte sich ein Flur, der sein ganzes Licht von einem Oberlicht empfing. Die Decke des Flurs bestand nämlich nur aus einer Milchglasfläche. Rechts und links führten verschiedene Türen ab.
    Ich öffnete die erste Tür auf der linken Seite und fand eine Art Abstellkammer. Das erste Zimmer rechts war ein recht gemütlich eingerichtetes Wohnschlafzimmer. Auf der Glasplatte vor dem Waschspiegel befanden sich ein paar Toilettengegenstände, die das Zimmer als den Raum eines Mannes auswiesen. Da der Neffe sein Zimmer eine Tür weiter hatte, mußte es sich hier doch wohl um den Raum des Butlers handeln.
    Ich sah mich oberflächlich um. Auf dem Tisch lagen zwei Detektivromane, die nagelneu und anscheinend noch nicht gelesen waren.
    Im Aschenbecher lagen drei Zigaret-, tenstummel. Einer davon trug Spuren von Lippenstift. Das war immerhin bemerkenswert, denn dann mußte der Butler ja Damenbesuch in seinem Zimmer gehabt haben. Im allgemeinen ist es wohl kaum üblich, daß männliche Dienstboten im Haus ihres Dienstherren Damenbesuch empfangen. Immerhin, dachte ich, hier wird man noch einige peinliche Fragen zu stellen haben.
    Ich wollte schon das Zimmer wieder verlassen, als ich dicht neben der Tür eine Art Abfalleimer entdeckte. Bei aller Modernität hatte der Architekt wohl vergessen, in jede Zimmerwand einen automatischen Müllschlucker einzubauen. Abfalleimer und Papierkörbe sind immer Fundgruben.
    Ich bückte mich.
    Zigarettenasche, Stummel, ein paar Bananenschalen, zwei zerknüllte Zeitungen und ein Paar weiße Handschuhe.
    Wie kamen die in den Abfalleimer? Ich packte sie mit den Fingerspitzen und zog sie vorsichtig heraus.
    Der rechte war an den Fingerspitzen von rostroten Flecken getränkt.
    Blut.
    ***
    Bill Mackfield war eine Art Künstlernatur. Man sah es schon an seiner wallenden Mähne. Er liebte das Leben, gutes Essen, schönen Wein und interessante Diskussionen. Verheiratet war er auch, aber er führte eine so sagenhaft glückliche Ehe, daß man nie den Eindruck hatte, einem Ehepaar gegenüberzustehen, wenn man die beiden Mackfields sah. Sie war hübsch ünd ziemlich intelligent, und er war in sie verliebt wie ein Schuljunge.
    »Schatz«, sagte Bill an diesem Nachmittag zu seiner Frau, »Schatz, setz dich hin und hör mir zu! Ich muß etwas mit dir besprechen.«
    Lydia Mackfield nickte und ließ sich in den Sessel fallen. Sie schlug die wohlgeformten Beine übereinander und sah ihn aufmerksam an.
    »Was gibt es, Liebling? Hast du an der Börse verloren?«
    Bill schüttelte den Kopf, daß die graue Mähne flog.
    »No. Ich verliere nie an der Börse, das weißt du. Verstand und Glück braucht man, wenn man Börsenmakler ist. Ich habe beides.«
    »Aber es ist etwas Ernstes, das sehe ich dir an!«
    Bill nickte betrübt. Er schnitt sich eine große Havanna zurecht und entzündete sie mit liebevoller Sorgfalt. Während er den ersten Rauch ausblies, sah er gedankenvoll zur Decke seines gemütlichen Wohnzimmers.
    »Die Sache bedrückt mich«, gab er zu. »Ich fürchte, ich werde deine Zuneigung verlieren, wenn ich sie dir erzähle.«
    »Wie kannst du so etwas sagen?« fragte Lydia leicht gekränkt. »Das ist doch Unsinn! Ich halte zu dir, was auch immer gewesen sein mag, oder was auch immer kommen kann! Das solltest du aber wissen, Liebling!«
    Er griff dankbar nach ihrer Hand. »Weiß du«, sagte er leise, »ich habe mein Geld nicht auf ehrliche Weise verdient…«
    Man hörte ihm an, daß ihn dieses Eingeständnis bedrückte.
    »Nicht auf ehrliche Weise?« wiederholte sie leise. Ein aufmerksamer Beobachter hätte gesehen, daß sie eine Nuance blasser geworden war.
    »Nicht in den letzten Jahren«, sagte er schnell. »Da ging alles recht reell zu. Aber früher, meine ich. Als ich anfing, weißt du?«
    Sie sagte nichts, sie sah ihn nur fragend an.
    »Verdammt, es tut mir ja selber leid!« schnaufte er, stand auf und ging ein paar Schritte über den weichen Teppich. Er lehnte sich an die
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