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0081 - Ich galt als Verräter

0081 - Ich galt als Verräter

Titel: 0081 - Ich galt als Verräter
Autoren: Ich galt als Verräter
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letzte! Danach zieh’ ich mich zurück…«
    »Mit wie viel?« fragte ich. Und er fiel prompt darauf herein.
    »Mit 20 Mille.«
    Ich pfiff durch die Zähne.
    »Mit 20 000 Dollar? Donnerwetter, Buck! Dann haben Sie aber ein sehr heißes Eisen in die Hand genommen! 20 000 — da gibt es eigentlich nur drei Möglichkeiten. Entweder Kidnapping…«
    Ich beobachtete ihn. Er schütelte in biederer Ehrlichkeit den Kopf.
    »No, Chef. So was mach’ ich nicht. Kidnappen ist nichts für Buck. Ich bin doch nicht verrückt. Einen Kidnapper hetzen sie ja mit Tausenden von Beamten.«
    »Stimmt«, sagte ich knapp. »Stimmt genau. Dann bleibt nur noch ein Bankraub, der 20 000 einbringen soll.«
    »No«, wehrte der Gangster ab. »Das ist viel zu ungewiß. Man riskiert zuviel, und das Ergebnis ist zu unsicher. Wenn man Pech hat, haben sie alles weggeschlossen, ’n paar Minuten, bevor man kommt, und in der Kasse sind ganze 500 Piepen Wechselgeld. Oder einer von den Schreiberlingen kommt doch noch rechtzeitig mit dem Fuß auf die Alarmanlage, und die Gitter gehen zu, bevor man hinaus kann.«
    Ich schluckte, denn jetzt blieb nur noch eine sehr ernste Schlußfolgerung übrig. »Mord«, sagte ich. »Dann bleibt nur bestellter und bezahlter Mord. Und wenn 20 000 Dollar dafür gezahlt werden, dann muß es ein besonders gefährlicher Mord sein. Sonst liegen die Preise doch niedriger.«
    Er schlug die Augen nieder, weil er sich ertappt fühlte. Ich sprach meinen Gedankengang aus, obgleich es mir selbst verdammt nicht wohl dabei war.
    »Für 20 000 könnte ich mir denken«, sagte ich gedehnt, »daß man die Ermordung eines FBI-Beamten bestellt.«
    Buck Allons hatte sich wieder gefangen. Er hob den grobgeformten Schädel und sah mir aus seinen wasserhellen Augen kalt ins Gesicht.
    »Stimmt«, sagte er hart. »Stimmt genau. Ich soll dich umlegen. Für 20 000 soll ich dich umlegen.«
    Die in den letzten Sekunden etwas abgesunkene Pistolenmündung kroch wieder empor. Jetzt zielte ihre Mündung noch auf meine Knie, jetzt schon auf die Oberschenkel, jetzt auf den Magen…
    »Rühr dich ja nicht noch einmal!« sagte seine Stimme, und sie war so kalt wie ein Eisklumpen.
    ***
    Sergeant Calloway hatte auf der Straße vor dem Haus auf Phil gewartet. Phil war mit einem FBI-eigenen Wagen gekommen, nachdem er zu Hause angerufen und von dem nächtlichen Überfall in der 98. Straße Ost verständigt worden war.
    »Na?« fragte Calloway. »Hat sie etwas Brauchbares gesagt?«
    Phil schüttelte den Kopf.
    »No.«
    »Zuviel Angst«, nickte Calloway.
    »Genau.«
    Phil lehnte sich an die Hauswand und schob sich den Hut ins Genick.
    »Es ist zum Weinen«, sagte er, und er meinte es fast wörtlich. »Sie werden in ihren Wohnungen überfallen, man zerschlägt ihnen die Einrichtung, für die sie ein paar Jahre ihres Lebens gearbeitet haben. Sie werden gefoltert, schikaniert und mißhandelt — aber sie halten den Mund.«
    Calloway schwieg. Wie gut kannte er dieses Leid! Als er noch Anfänger war, blutjung und voll von Idealismus, damals hatte er sich genau darüber aufgeregt. Heute berührte es ihn nicht mehr sonderlich. Er hatte sich damit abgefunden, daß man im Kampf gegen das Verbrechertum fast ebenso allein stand wie die Verbrecher im Augenblick der Not allein stehen.
    »Und was jetzt?« fragte er. »Geben wir’s auf?«
    Phil sah ihn erstaunt an.
    »Aufgeben? Warum? Wir haben ja noch gar nicht richtig angefangen!«
    Calloway stutzte.
    »Donnerwetter!« murmelte er nach einer Weile. »Jetzt begreife ich, warum das FBI nicht zu schlagen ist.«
    Sie grinsten sich an und verstanden sich wieder großartig.
    »Gehen wir zum Revier!« schlug Phil vor. »Dort können wir uns über die nächsten Schritte klarwerden.«
    »Warten Sie nicht auf einen Kollegen?«
    »Ja, aber Jerry fragt von allein im Revier nach, wenn er mich in der Straße nicht antrifft. Wir haben so unsere Spielregeln, wissen Sie?«
    Sie setzten sich in den FBI-Wagen und zuckelten zum nächsten Revier. Der Sergeant machte Phil kurz mit ein paar anderen Cops bekannt, die gerade dienstfrei herumsaßen, dann gingen sie in ein Nebenzimmer, wo Lieutenant Baker saß, der Revierleiter.
    »Hallo!« rief Baker erfreut aus, als Phil sich vorgestellt hatte. »Ich habe es mir immer gewünscht, mal einen richtigen G-man kennenzulernen. Nur wäre es mir lieber gewesen, es hätte sich kein dienstlicher Grund dafür ergeben. Sind Sie auch der Meinung, daß Bandentätigkeit vorliegt?«
    Phil nickte.
    »Natürlich.
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