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0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß

0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß

Titel: 0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß
Autoren: Wir hetzten den Kobalt-Boß
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der Lunge vorbeigegangen.« Nach der verabfolgten Spritze legte er die Gummimanschette für den Blutdruckmesser um den anderen Arm Croughs’, der gelassen seine Zigarette rauchte.
    Der Doktor entfernte wieder die Gummimanschette. »Ihr Blutdruck ist in Ordnung.«
    »Habe ich Ihnen nicht gesagt, daß ich ein zäher Bursche bin?« lachte Croughs.
    Der Arzt begann zu arbeiten. Er hatte Croughs befohlen, sich vornüber zu beugen. Die Bestecke klirrten, keiner sprach. Croughs stand breitbeinig, die Fäuste auf die Knie gestützt, wie eine Figur aus Stein.
    Die drei schwarzen Masken verliehen dem Bild etwas Schauriges. Ich bewunderte die Ruhe des zu dieser Operation gezwungenen Arztes, ich bewunderte aber auch — um ehrlich zu sein — die Härte des Verbrechers, die einer besseren Sache würdig gewesen wäre.
    »Ich habe sie entdeckt«, sagte der Arzt zufrieden. »Mann, Sie haben Glück gehabt. An der Lunge vorbei und doch unter dem Schulterblatt. Und noch dazu fast genau zwischen zwei Rippen. Wir können uns die gefährliche Exzidation durch den Wundkanal sparen, ich schneide die Kugel direkt heraus. Natürlich bei örtlicher Betäubung.«
    »Großartig, Doc. Kann ich mir einen Whisky leisten?«
    »Wie Sie wollen, aber verdünnt.«
    Abe mixte seinem Boß einen Drink. Auch jetzt wieder gab Croughs keinen Ton des Schmerzes von sich. Helen Baran mußte sich abwenden, sogar Abe machte sich mit irgend etwas zu schaffen.
    »So — ich habe sie«, sagte der Arzt und hielt ein blutbesudeltes Etwas zwischen den Greifern einer Pinzette gegen das Licht. Er schien sich unschlüssig, wohin er das Projektil legen sollte, drehte sich dann plötzlich um, schritt zum Fenster… Ich hatte gerade noch soviel Zeit, mich seitlich an die Mauer zu pressen — die Kugel flog durch den geöffneten Fensterspalt an mir vorbei.
    Der Arzt kehrte wieder zu seinem Patienten zurück, bestrich ihm die Schulterwunde mit einer Heilsalbe, klebte breite Spezialpflaster darüber und sicherte das Ganze durch einen Verband.
    Die Baran legte ein Bündel Dollarnoten auf den Tisch. »Für Ihre Arbeit, Doc«, sagte sie.
    »Ich nehme nur, was mir zusteht«, erwiderte der Arzt und ließ die Hälfte liegen. »Um es gleich zu sagen, ein zweites Mal lasse ich mich nicht zwingen. Die Wunde muß in spätestens Zwei Tagen nachgesehen und frisch verbunden werden. Der Patient soll zu mir in die Sprechstunde kommen wie jeder andere. Dieser lächerliche Firlefanz«, und er zeigte auf die Masken, »hätte ruhig unterlassen werden können. Ich bin nicht dazu da, Polizist zu spielen.«
    »Und wenn — sagen wir einmal — in der Zeitung oder im Radio nach einem Arzt gesucht wird, der einen Schußverletzten operiert hat?« fragte Croughs.
    »Dann ist es natürlich meine Pflicht, mich zu melden.«
    »Na, also. Deshalb müssen Sie entschuldigen, Doc, wenn wir Sie auf gleiche Art nach Hause bringen.«
    Abe und die Baran fesselten den Arzt wieder und verbanden seine Augen.
    Ich hatte genug gesehen und gehört. Der Einfachheit halber rutschte ich an der Abflußrinne hinunter, suchte mit meiner Taschenlampe nach der durchs Fenster geworfenen Kugel und fand sie auch.
    Das Projektil war zwar nicht von besonderer Bedeutung, aber immerhin würde es den Beweis erbringen, daß Croughs alias Elihu an der »Beerdigungsschlacht« teilgenommen hatte. Zweifellos war die Kugel von einem der Tom-the-Mex-Leute abgeschossen worden, vielleicht sogar von ihm selbst.
    Ich wollte mich davonmachen, als ich hinter mir eiliges Trampeln hörte. Weil ich gerade auf eine leere Kiste steigen wollte, fand ich nicht die notwendige Zeit, mich in Verteidigungszustand zu setzen. Nicht einmal umdrehen konnte ich mich. Plötzlich fühlte ich einen ganz verfluchten Schmerz. Jemand hatte mich am Ohr wie einen Lausejungen.
    »Au!« schrie ich.
    Eine riesige Hand riß mich am Ohr von der Kiste. In noch so einer behaarten Pranke erkannte ich einen großkalibrigen Revolver, einen 45er Colt, der wohl noch aus den Tagen des Bürgerkrieges stammen mochte.
    Beide Hände und die Kanone gehörten einem unverschämt wuchtigen Kerl in einer blanken Schifferkluft mit ungeputzten Messingknöpfen an der Jacke. Sein Gesicht war kupferfarbig und seine Zähne so gelb wie die Jackenknöpfe.
    »Was hast du hier herumzuschnüffeln, du Rotznase?« knurrte er und ließ mein Ohr los, um mich am Schlips zu packen. »Ich habe dich die Regenröhre herunterrutschen gesehen! Ich habe gesehen, daß du nach was gesucht und es in die Tasche gesteckt
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