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0079 - Das Gespensterschiff

0079 - Das Gespensterschiff

Titel: 0079 - Das Gespensterschiff
Autoren: Franc Helgath
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Nervenkostüm eines Hochseilartisten zu zerfetzen. Der eine hatte kein Bein mehr, das heißt, er mußte vielmehr seinen skelettierten Unterschenkel verloren haben, und er humpelte an einer Krücke, die ebenfalls aus Knochen zusammengebunden war.
    Der Oberkörper war von einem schrumpligen grauen Kittel verborgen, doch durch ein Loch darin stach eine Rippe. Sein Gesicht war noch nicht so zerstört, wie das seiner Kameraden. Er hatte noch ein Kinn und eine Nase. Nur die Augenhöhlen gähnten leer im Schädel.
    Die beiden anderen waren größer als er, bewegten sich auch nicht auf Krücken fort. Dafür schwangen sie Krummschwerter in den Händen, und sie johlten dabei. Bei dem einen glotzte noch ein halbwegs heiles Auge. Die andere Augenhöhle war von einer trüben Masse gefüllt.
    Ihre Stimmen klangen wie das Gekrächze eines gezähmten Marabus.
    »Schöner Fang, schöner Fang«, verlautbarte der mit der Krücke.
    »Käptn Hawk wird uns loben«, klang es hohl von dem in der Mitte.
    »Gutes Material«, ergänzte der Dritte.
    Dann waren sie da.
    Weder Wasser noch Sturm schienen ihnen etwas auszumachen. Sie standen, als wären ihre Fußknochen auf das schwankende Deck genagelt.
    Der in der Mitte griff nach Nicole. Der zur Rechten nach Bill. Der Krüppel hielt nur seine Krücke und ein bluttriefendes Beil.
    Nicole hatte das Gefühl, als würde breiiger Schleim mit ihrer Haut in Berührung kommen. Ekel durchrüttelte sie.
    Dann hatten skelettierte Finger ihren Oberarm umfaßt, zerrten daran, zogen sie hin zu diesem Wesen.
    Die Kiefer klapperten ein schauriges Gelächter.
    Auch Bill wurde gepackt. Der mit der Krücke half ein wenig nach. Dann hatte der Untote Bill über seine skelletierte Schulter gewuchtet. Scheinbar mühelos kletterte er mit seiner lebenden Last an einem der Taue zurück ans Deck der CARIBBEAN QUEEN.
    Der Knochengeist, der sich die ohnmächtig gewordene Nicole über den Hals gelegt, hatte, kam etwas früher an.
    Er ließ den Mädchenkörper auf die wurmstichigen Planken des Schoners plumpsen.
    Gleich daneben kam Bill Fleming zu liegen. Er hatte die Augen verdreht. Noch drei Sterbliche wurden angeschleift und mit auf einen Haufen geworfen.
    Dann war alles vorbei.
    ***
    Der nächste Morgen dämmerte gerade herauf, als die Lockheed Tristar der Air Bahamas ihre Wartekreise über der dem Sunshine-Airport von Nassau auf den Bahamas zog.
    Professor Zamorra hatte sich wecken lassen, und dampfend stand ein Plastikbecher mit starkem Kaffee vor ihm, als er aus dem Fenster schaute.
    Er sah auf seine Armbanduhr.
    Auf die Minute pünktlich, stellte er fest. Eine schöne Leistung für die Air Bahamas. Er hatte mit dieser Linie diesbezüglich noch nicht die allerbesten Erfahrungen gemacht.
    Diesmal hatte es geklappt.
    Der Flug aus London war nicht nur pünktlich gestartet, sondern landete offensichtlich sogar auch noch auf die Minute. Bequem lehnte er sich ins Polster seines Sitzes zurück. Die Maschine war kaum halb besetzt.
    Er würde Nicole wiedertreffen, und darauf freute er sich.
    Nicole.
    Professor Zamorra mochte sie.
    Er freute sich auf die paar Tage auf den Bahamas, wo sie sich eine Pause gönnen wollten.
    Zamorra ahnte nicht einmal, daß Nicole inzwischen im Vorhof zur Hölle gelandet war. Er trank den Rest seines Kaffees aus und lehnte sich wieder wohlig zurück.
    Vor ihm leuchtete die Schrift auf.
    »Fasten Your Seat-Belts — No Smoking«
    Zamorra schnallte sich an, drückte die Zigarette aus, die er zum Kaffee geraucht hatte. Schon der Blick aus dem Fenster sagte ihm, daß er wunderbare Tage mit Nicole verleben würde. Er hatte eine Erholungspause nötig.
    Das letzte Abenteuer hatte ihn mehr mitgenommen, als er sich eingestehen wollte.
    Aber — das war sein Leben…
    Seit er jenes silberne Medaillon gefunden hatte, durfte er über seine Person nicht mehr frei verfügen.
    Das Medaillon…
    Mit dem Drudenfuß in der Mitte, die Tierkreiszeichen, die es umrahmten und die Symbole am äußeren Rand, deren Bedeutung er selbst nur ahnen konnte, das Medaillon hatte ihn zum Dämonenjäger gemacht. Kraft seines zauberischen Anhängers war Zamorra zu dem geworden, was er heute war: der unnachsichtige Bekämpfer alles Bösen, das vom Zwischenreich in unsere Welt geschleust worden war, was frevlerischer Menschengeist und falsch oder schwarz angewandte Magie an Bösem in unsere Welt geholt hätte.
    Sanft wie auf ein Daunenkissen setzte die mächtige Lockheed Tri-Star auf. Die Triebwerke heulten ohrenbetäubend im
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