Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0077 - Das Phantom der Insel

0077 - Das Phantom der Insel

Titel: 0077 - Das Phantom der Insel
Autoren: Dieter Saupe
Vom Netzwerk:
hinter dem Professor her.
    Der saß schon wieder im Wagen und startete.
    Im Haus des Griechen Melaos ruhte er sich ein paar Stunden aus.
    Die Nachtwache in der Höhle hatte ihn doch ziemlich ermüdet.
    Aber am frühen Nachmittag drängte er zum Aufbruch.
    Nicole und Marcello fieberten der Begegnung mit dem Unheimlichen entgegen. Die ganze Fahrt hinauf in die Berge kam ihnen zu langsam vor, und die Zeit rückte viel zu langsam voran.
    Sie suchten sich in der Nähe von Lo Sardos Höhle ein sicheres Versteck.
    »Wir sind bereit«, sagte Zamorra. »Er kann kommen.«
    ***
    Bald setzte die Dämmerung ein, und die Spannung wuchs. Nur einzelne Vogelrufe waren noch zu hören, und manchmal, wenn der Wind drehte, das leise Rauschen des Flusses unter ihnen.
    Von ihrem Versteck aus konnten sie die Höhen beider Hänge überblicken. Selbst bei völliger Dunkelheit würde hier oben ein menschlicher Schatten auffallen, auch wenn er sich vollkommen geräuschlos bewegte.
    Dann setzte das schrille Zirpen der Zikaden ein. Erst in der Ferne, dann überall, wo an den Hängen Gras wuchs, sich kleinere Wiesen auftaten.
    Das Zirpen sollte ihr Lied bis zur Mitternacht werden.
    Dann endlich hörten sie Schritte.
    Ganz leise zuerst, wie aus weiter Ferne, wie der Hauch eines Echos.
    Aber die Schritte wiederholten sich, kamen näher.
    »Das ist er!« flüsterte Nicole erregt.
    Ja, das mußte er sein. Lo Sardo, der Schrecken der Insel. Der Unheimliche, den alle, deren Vorfahren einmal übers Meer gekommen waren, mehr fürchteten als den Tod.
    Kleine Steine rollten jetzt unter seinen Füßen weg.
    »Er kommt nicht über den Wiesenhang«, sagte Zamorra. »Er muß die Felsen kennen wie sein eigenes Haus. Er kommt den Osthang hoch, vom Lago her.«
    Sie erwarteten ihn. In jeder Sekunde stieg die Spannung.
    Wieder mußte der Fremde mit den Sohlen seiner Schuhe etwas von dem überall umherliegenden Geröll berührt haben.
    Mit kräftigem Klicken rollten die Steine den Hang hinab, gaben helle Laute von sich, als sie auf die Felsenwand stießen. Dann verebbten die kurzen kleinen Geräusche in der Tiefe vor dem See.
    »Er ist schon ganz nah jetzt«, sagte Zamorra. »Kein Wort mehr, bis er in der Höhle ist. Er darf keinen Verdacht schöpfen.«
    Nicole und Marcello nickten zum Zeichen, daß sie verstanden hatten und sich danach richten würden.
    Und dann hob sich der dunkle Schemen über dem grauschwarzen Massiv des Felsenhangs ab. Und kam näher. Mit einer Sicherheit, als würde er am hellen Tage diese Klettertour hinter sich bringen.
    Marcello stieß den Professor an.
    Es war wie eine Frage. Zamorra sah trotz der Dunkelheit das kampfeslustige Leuchten in den Augen des jungen Bergführers.
    Der Professor schüttelte den Kopf.
    Nein, nur nichts übereilen! Die Überraschung für Lo Sardo sollte perfekt sein!
    Sie durften ihn jetzt noch nicht stellen. Sie hatten abzuwarten, bis er in der Höhle war. Und noch mehr.
    Er mußte den letzten Beweis erbringen, daß er sich hier zu Lo Sardo machte. Daß er sich die Maske aufs Gesicht malte. Das schwarze Gewand überzog. Das nachtschwarze Gewand des Rachegeistes!
    Zamorra, Nicole und Marcello sahen gespannt auf die hohe schwarze Figur, die mit traumwandlerischer Sicherheit auf die Höhle zukam.
    Nur wenige Meter an ihnen kam sie vorbei, ging arglos auf den Eingang der Höhle zu und verschwand darin, ohne sich umzusehen.
    Lo Sardo rechnete nicht damit, daß jemand dieses Versteck ausfindig gemacht hatte! Aber hatte er das Fehlen der Bücher noch nicht bemerkt?
    Das war nur so zu erklären, daß er nach dem Kampf mit dem Griechen Georghiu und dessen Männern in aller Eile die Höhle aufgesucht hatte. Er hatte kein Licht gemacht und nur das Gewand abgelegt, das ihn als Dämon erscheinen ließ.
    Zamorra machte die ersten Schritte auf die Höhle zu. Er wagte sich ganz bis vor den Eingang. In einem Abstand von weniger als drei Metern blieb er stehen.
    Er wußte, daß er das wagen konnte.
    Wenn Lo Sardo mit solcher Sicherheit annahm, daß ihn niemand belauerte, dann würde er auch jetzt vor der Höhle niemand vermuten. Und darüber hinaus konnte er vom Inneren der Höhle aus in der tiefen Dunkelheit draußen keine Figur und keine Umrisse erkennen.
    Dieser Eindruck Zamorras bestätigte sich noch mehr, als Lo Sardo ganz ohne Vorsicht ein paar Kerzen entzündete.
    Dann konnte der Professor beobachten, wie der Mann zu dem Eimer trat und seine Gesichtsmaske vorbereitete. In einer dicken Schicht aus Lehm und Kreide trug er die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher