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0077 - Das Phantom der Insel

0077 - Das Phantom der Insel

Titel: 0077 - Das Phantom der Insel
Autoren: Dieter Saupe
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Gräber, und hier leben Wesen, die älter als tausend Jahre sind. Lächeln Sie nicht, Signori. Es ist so. Und wir sind machtlos dagegen. Auch gegen den Geist Lo Sardos können wir nichts unternehmen.«
    »Hat er diesen Mann umgebracht?« fragten einige der Touristen.
    »Ich kann Ja sagen, und es stimmt, Signori. Ich kann mit Nein antworten, und es stimmt ebenfalls. Vier Tote in drei Wochen. Das ist zwar nichts Ungewöhnliches, wenn es sich um Morde aus Rache handeln würde. Aber wenn Lo Sardo zuschlägt, gibt es keine Beweise für einen Mord. Er treibt seine Opfer in den Tod, Signori. Bis zu einem gewissen Grad. Aber er schlägt nicht direkt zu. Er braucht kein Messer und kein Gift.«
    »Und wie bringt er die Männer dann um?« kam die nächste Frage.
    Der Kommissar zuckte mit den Schultern.
    »Wir wissen es nicht, und wir erfahren es nicht.«
    »Und wie werden Sie Ihre Untersuchungen durchführen?« fragte jemand.
    Der Kommissar setzte ein bitteres, resignierendes Lächeln auf.
    »Kein normaler Tod, keine Untersuchung. Wir versuchen, den Toten zu identifizieren, Signor. Dann wird er begraben.«
    »Und dieser Dämon? Dieser Lo Sardo?«
    »Ist kein Täter für uns. Nicht einer, den wir jagen und zur Strecke bringen könnten.«
    »Sie wollen doch nicht sagen, daß der Fall für Sie schon abgeschlossen ist?« fragten einige der Männer erstaunt.
    »Doch, Signori«, war Mandrinos Antwort. »Es gibt keine natürliche Erklärung. Es gibt keine Beweise. Es gibt keine Spuren. Nur Vermutungen. Nur Aberglauben. Nur die alten Kräfte der Übersinnlichen. Jemand hat Rache geübt. Das ist ein Gesetz. Jeder Sardinier beugt sich dem. Wir fragen nicht. Wir dürfen nicht fragen.«
    »Dann wird die Polizei also nichts tun, um diesen Lo Sardo zu fassen?«
    »Nichts«, murmelte Mandrino. »Es ist kein Fall für die Polizei.«
    »Aber man muß doch etwas tun!« wandte einer der Männer ein.
    »Wir schweigen und warten«, sagte Mandrino. »Das ist auch ein Gesetz. Sie sind hier, um Urlaub zu machen, Signor. Aber Sie kennen nur das Meer und die Blumen und den Strand und die Sonne. Bleiben Sie ein Jahr hier, zwei Jahre, drei Jahre. Dann fangen Sie an, Sardinien ein wenig zu kennen. Dann verstehen Sie, was sich in den Menschen abspielt. Dann hören Sie die Stimmen der Jahrhunderte. Dann lernen Sie, zu schweigen.«
    Die Touristen sahen, wie der Kommissar seinem Beamten ein Zeichen machte.
    Darauf ging dieser zum Boot zurück und brachte eine Bahre herbei.
    Auf diese Bahre legten die Beamten die Leiche des Marun Cofales und brachten sie stumm an Bord.
    Bald darauf war das Polizeiboot hinter dem Felsenmassiv verschwunden.
    ***
    Wenige Stunden später wußten die Beamten Bescheid.
    Ein Händler, der während der Touristenzeit mit seinem Holzkarren die Küste entlangzog, hatte in Erfahrung gebracht, daß in einem Dorf hinter Alghero ein Mann vermißt wurde. Er meldete sich auf der Präfektur und konnte dem Kommissar das Aussehen des Vermißten schildern.
    Daraufhin begab sich Mandrino mit zwei Beamten in das Dorf.
    Das kleine Haus von Cofales war bald gefunden. Die Schwester des Toten, die ihm den Haushalt führte, erklärte den Beamten, daß ihr Bruder seit einem Tag nicht mehr gesehen worden sei.
    Man bat die Frau, die Beamten zu begleiten. Sie fuhren zurück nach Alghero.
    Die Frau erhob ein langes Klagegeschrei, als sie den toten Bruder sah.
    Mandrino aber begab sich zum Rapport ins Zimmer seines Vorgesetzten.
    »Der Mann hieß Cofales«, berichtete er. »Marun Cofales.«
    »Vermutlich ein Spanier also«, sagte der Präfekt.
    »Si, Signor.«
    »Und der Name Marun – kann sich das Zeichen ›M‹ auf diesen Namen beziehen?«
    »Ich glaube nicht, Signor. Die anderen Toten hatten auch dieses ›M‹ auf dem Rücken. Aber kein Name fing mit diesem Buchstaben an. Es muß etwas anderes bedeuten.«
    »Lassen Sie es dabei bewenden, Mandrino«, sagte der Präfekt.
    »Wir sind Polizeibeamte, keine Dämonenaustreiber.«
    »Und die Leiche?« fragte der Kommissar.
    »Jetzt, da für uns alles geklärt ist, können Sie den Toten in sein Dorf bringen lassen. Die Leiche ist zur Beerdigung freigegeben.«
    »Kein Mordfall also? Keine Untersuchung?« fragte Mandrino.
    »Nichts dergleichen«, gab der Präfekt zurück. »Wir haben keine Mittel, um die Hölle auszuräuchern. Wir haben genug mit den Banditen in den Bergen zu tun.«
    Damit war der Fall Marun Cofales für die Polizei erledigt.
    Die Leiche des Mannes wurde ins Dorf zurückgebracht. Dort versammelten
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