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0077 - Das Phantom der Insel

0077 - Das Phantom der Insel

Titel: 0077 - Das Phantom der Insel
Autoren: Dieter Saupe
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habe nämlich keine Lust, in einen der modischen Badeorte zu fahren.«
    »Und wohin sonst?«
    »Ich möchte etwas Romantisches. Aber nicht so süßlich wie auf den Prospekten der Touristenbüros, verstehst du?«
    »Ich verstehe. Mademoiselle möchten etwas Uriges erleben, etwas Wildes und Aufregendes.«
    »So ungefähr, Professor. Aber nicht so wild, wie es in unseren Abenteuern zugeht. Sagen wir einmal, so die goldene Mitte. Also wildromantisch.«
    »Aha. Und woran denkst du da?«
    »Sardinien«, hatte Nicole gesagt. »Die Insel ist zauberhaft schön und vom Tourismus noch nicht so zerfressen wie Rimini oder gar die Sommerresidenz der französischen Dienstmädchen.«
    »Ich nehme an, daß du damit Mallorca meinst.«
    »Genau das. Also, wie ist es? Ist Sardinien genehmigt?«
    »Ist genehmigt, Nicole. Es soll dort ganz reizvolle Badestrände geben. Costa Smeralda zum Beispiel.«
    »Zu überlaufen. Ich habe mich schon informiert. Noch schöner und unberührter sind die Strände im Westen der Insel.«
    »Gut. Du kannst dir unser Reiseziel aussuchen. Da du in Paris sein wirst, kannst du gleich buchen und dich nach den besten Verbindungen erkundigen.«
    »Wir müßten über Mailand fliegen. Und von dort nach Alghero. Der Flughafen heißt Fertilia.«
    Mit einem amüsierten Lächeln hatte Zamorra seine Sekretärin angesehen.
    »Du hast das schon lange und gründlich geplant, nicht wahr?«
    »Erraten«, hatte Nicole gesagt.
    Und einen kleinen Koffer gepackt. Dazu einige größere Reisetaschen in den Wagen verladen. Leere Taschen, wie sich versteht. Für die neuen Einkäufe in Paris.
    Und dann war sie fort gewesen.
    ***
    Als sie nach diesen zwei Tagen zurückkam, sah Zamorra sofort, daß etwas nicht nach Plan verlaufen war.
    Nicole kam in die Bibliothek gefegt, als sei die Steuerfahndung hinter ihr her.
    Sie ließ einen kleinen Koffer zu Boden plumpsen, dann nahm sie in einem der tiefen Sessel Platz. Sie trug wie immer, wenn sie aus Paris kam, eine neue bezaubernde Frisur.
    Auch das neue Kostüm erkannte Zamorra sofort. Es war nicht zu übersehen. Schon wegen der Stellen nicht, die es an diesem Kostüm gar nicht gab. Besonders am Rock hatten die Schneider gespart, wie man sehen konnte. Der Rock war kaum knielang, und Zamorra müßte kein Mann gewesen sein, wenn er der attraktiven Linie dieser schmalen, schlanken Beine nicht, nachgeschaut hätte. Beine, lang und ebenmäßig gewachsen, so lang, daß sie gar nicht aufhören wollten.
    »Ich weiß deine Reize zu schätzen, was du selbst schon längst erkannt hast«, sagte Zamorra mit gespieltem Pathos. »Dein Auftritt aber sagt mir, daß dir nicht gerade nach einem Schäferstündchen zumute ist.«
    »Woraus schließt du das?« fragte Nicole und schüttelte die blonde Pracht ihrer neuen Frisur.
    »Du willst Spannung in mir erzeugen, die von einer anderen Art ist«, meinte Zamorra. »Du hast etwas erlebt, was völlig unvorhergesehen war. Mein Dank dir gegenüber würde keine Grenzen kennen, wenn du mich in dein aufregendes Geheimnis einweihen würdest.«
    »Der Spott wird dir gleich vergehen«, sagte Nicole, nicht, ohne den Professor anzulächeln, unterstützt von einem ihrer unnachahmlichen Blicke.
    Zamorra lehnte sich in seinem Sessel zurück, klappte das Buch mit dem wertvollen Goldschnitt zu und legte die Fingerspitzen gegeneinander.
    »Ich höre«, sagte er nur.
    »Wir fliegen nach Sardinien«, platzte Nicole heraus.
    »Das war so besprochen«, meinte Zamorra.
    »Wir fliegen, wie besprochen«, wiederholte Nicole. »Aber nun hör mir zu: wir fliegen nach Alghero, ebenfalls wie besprochen. Aber erstens fliegen wir nicht in Urlaub. Wir können das Badezeug zu Hause lassen.«
    Zamorra kniff die Augen zusammen.
    Schon bei Nicoles ersten Worten war ihm klar, daß es sich um einen neuen Fall der übersinnlichen Kräfte handeln würde.
    »Was ist geschehen?« fragte er.
    »Ich hatte den Wagen noch nicht geparkt, als ich die Zeitungen sah, Professor«, sagte die Sekretärin. Dabei griff sie in ihre Kostümjacke und brachte zwei zusammengefaltete Zeitungen zum Vorschein.
    Sie breitete sie mit den Titelseiten nach oben auf dem Schreibtisch Zamorras aus.
    Der Professor sah die beiden Schlagzeilen.
    Die erste Überschrift lautete:
    »MYSTERIÖSE TODESFÄLLE IN SARDINIEN.«
    Und die zweite Zeitung stellte in der Überschrift eine eindeutige Frage:
    »POLIZEI MACHTLOS? WANN GREIFT PROFESSOR ZAMORRA EIN?«
    Der Professor las die Berichte und war sogleich im Bilde.
    »Ein ungeheurer Racheakt«,
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