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0076 - Oase der Verfluchten

0076 - Oase der Verfluchten

Titel: 0076 - Oase der Verfluchten
Autoren: Walter Appel
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hatte die zweite Portion vom zwölften Gang vor sich. Kellner begannen, die Tafel abzuräumen und Früchte und Süßigkeiten zu servieren. Die Araber verstanden es, den Gaumen zu verwöhnen.
    Zamorras Gedanken schweiften zurück, denn er wollte sich ablenken und seine grauenhafte Vision vergessen. Bill Fleming, ein anerkannter Historiker und Naturwissenschaftler, hatte von einem großen US-Magazin den Auftrag erhalten, eine Reportage über Saudi-Arabien zu schreiben.
    Über Land und Leute, über den geschichtlichen Hintergrund und natürlich über das Erdöl, das hier gefördert wurde. Bill hatte den gutdotierten und interessanten Auftrag mit Freuden angenommen. Eine Begleitperson konnte er auf Spesenrechnung mitnehmen. Dem vielseitig interessierten Professor Zamorra hatte es gereizt, das Ölkönigreich Saudi-Arabien einmal intensiv und aus erster Hand kennenzulernen. Nicole begleitete Zamorra, und so war das Trio komplett.
    Zamorra hatte gerade ein haarsträubendes Dämonenabenteuer hinter sich gehabt, als er nach Er Riad, der Hauptstadt Saudi-Arabiens, geflogen war. Er hatte einmal etwas anderes sehen und erleben wollen. Drei Wochen war er jetzt mit Bill und Nicole im Land. Die Reportage machte gute Fortschritte.
    Zamorras Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück. Im Moment befand er sich im Karawansereihotel von Djabal Adja. Am nächsten Morgen wollte er mit Nicole und Bill Fleming im Landrover die Wüste Nefud durchqueren und Sakaka erreichen, die Hauptstadt des Landstrichs Asch Schamar im Norden Saudi-Arabiens.
    Asch Schamar war ein Scheichtum, das von Scheich Suleiman al Dschabir regiert wurde. Über dem Scheich stand nur der König in Er Riad, aber der war weit.
    Die drei Akrobaten interessierten Zamorra nicht besonders. Trotz seiner Ablenkungstherapie mußte der Professor immer wieder an die Vision denken, die er gehabt hatte. Der Eindruck war noch zu frisch und zu tief, als daß er sich hätte verwischen lassen.
    Zamorra hatte Mumienreiter auf Knochenpferden gesehen, die über eine Sanddüne ritten, auf eine orientalische Stadt unter dem funkelnden Sternenhimmel zu. Lautlos und ohne Spuren zu hinterlassen waren sie in die Stadt geritten, dreizehn geisterhafte Reiter mit schwarzen Burnussen.
    Eine Horde der Hölle, drohend und unheimlich. Zamorra wußte nur eins: wenn seine Vision auf einer wahren Begebenheit beruhte, wenn wirklich eine solche Schreckenshorde in eine Stadt geritten war, dann hatte sich dort etwas Fürchterliches ereignet. Im Moment konnte Zamorra nichts tun.
    Wenn etwas auf ihn zukam, erfuhr er es noch früh genug. Ein Schauer rann ihm über den Rücken, als er an die mumifizierten Gesichter dachte, an die funkelnden Krummschwerter in den vertrockneten Fäusten.
    Gnade Gott den Menschen, die diesen Bestien und Ungeheuern in die Hände fielen.
    ***
    Auch im Palast des Scheichs Suleiman al Dschabir war eine Ramadanfeier im Gang. Daß die letzte Fastenwoche angebrochen war, wurde festlich begangen. Der ganze Palast, ein prachtvoller weißer Bau aus mehreren Trakten, einem Park und einem künstlichen See war festlich erleuchtet.
    Ein paar Wachposten mit vergoldeten Maschinenpistolen patrouillierten lässig und ohne viel Lust an der Sache auf dem Gelände. Sie hätten gern mit ihren Kameraden getafelt und gefeiert. Die Palastwache hatte ohnehin nur eine symbolische Bedeutung.
    Es gab keine Streitigkeiten mehr unter den Landesfürsten, die mit Waffengewalt ausgetragen wurden. Und Übergriffe von Randalierern oder Diebstähle waren äußerst selten. Der Segen des Ölgeldes kam auch dem Volk zugute, wenn auch nicht in dem Maß wie der Oberschicht, die sich jeden Luxus erlauben konnte.
    Aber die Steuern waren äußerst niedrig, das Schul- und Gesundheitswesen wurde von der Staatskasse getragen. Die rund sieben Millionen Saudis schafften es einfach nicht, all die Ölmilliarden zu verzehren, obwohl bei teilweise gigantischen Projekten das Geld versickert wie Wasser in der Wüste.
    Fuad, einer der sechs Palastwächter, sah die Geisterreiter zuerst. Sie ritten durch das große Tor in der Palastmauer, das sich wie von selbst geöffnet hatte. Der Hufschlag der Skelettpferde hallte dumpf.
    Fuad riß die Augen auf. Er konnte einfach nicht glauben, was er da sah. Auf den beinernen Pferden saßen Gestalten in schwarzen Burnussen. Als sie besser ins Licht kamen und Fuad das Gesicht des vordersten Reiters erblickte, stieß er einen gellenden Schrei aus.
    Zu furchtbar war dieses Gesicht.
    Der Schrei war Fuads
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