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0076 - Oase der Verfluchten

0076 - Oase der Verfluchten

Titel: 0076 - Oase der Verfluchten
Autoren: Walter Appel
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letzter. Er stand wie gelähmt und dachte nicht daran, seine Maschinenpistole durchzuladen und zu entsichern. Unaufhaltsam wie der Tod näherten sich die reitenden Mumien.
    Sie zogen ihre Schwerter. Fuad zitterte am ganzen Leib und stammelte immer wieder den Namen Allahs und des Propheten. Deutlich konnte er die leeren Augenhöhlen und die Nasenruine des vordersten Reiters erkennen.
    In diesen schwarzen Augenhöhlen lauerte etwas. Als das Krummschwert niederzuckte, erkannte Fuad, was es war. Der Tod.
    Während der Enthauptete zusammenbrach, ritten die Mumien weiter. Palastwächter eilten herzu. Entsetzte Schreie wurden laut, Worte der Fassungslosigkeit und der Angst.
    Ein Unterführer der Palastwache riß die vergoldete Schmeisser-Maschinenpistole hoch. Der Feuerstoß ratterte und traf den vordersten Mumienreiter. Die Wirkung war gleich Null. Die Schreckensgestalt zuckte nicht einmal.
    Unbeirrt ritt sie weiter über das Palastgelände, gefolgt von den anderen Mumienreitern, auf den Garten zu, in dem das Haremsgebäude und der Pavillon der drei Scheichtöchter standen. Der Unterführer warf die Maschinenpistole weg.
    »Allah!« heulte er. »Das sind keine Wesen aus Fleisch und Blut, das sind Dschinns! Rette sich, wer kann!«
    Die fünf Männer der Palastwache stoben nach allen Seiten auseinander, ohne daß noch einer von der vergoldeten Maschinenpistole oder von dem reichverzierten Dolch Gebrauch gemacht hätte. Palastfenster wurden geöffnet. Der Scheich hatte mit zahlreichen Verwandten und Freunden an der Tafel gesessen und sich amüsiert.
    Jetzt fragten alle nach der Ursache der Schüsse und des Lärms. Die Dienerschaft wußte auch nicht, was geschehen war.
    »Vielleicht ist eine Revolution angezettelt worden?« vermutete einer der Vertrauten des Scheichs.
    Scheich Suleiman verzog die dünnen Lippen zu einem schmalen Grinsen.
    »Das ist unmöglich«, sagte er. »Eine Revolution gibt es hier nicht.« Er rief einen Diener herbei. »Geh nach draußen und sieh nach, was dieser Lärm zu bedeuten hat. Was treibt eigentlich die Palastwache?«
    Es war wieder still geworden. Die Palastwächter hatten sich verkrochen und wären für nichts auf der Welt aus ihren Verstecken gekommen. Die dreizehn Mumienreiter hatten schon den Parkgarten mit dem künstlichen See erreicht. Im Schatten der Palmen ritten sie zum Pavillon der Scheichtöchter.
    Leila, die Lieblingstochter des Scheichs, ihre jüngere Schwester Amal und ein paar Freundinnen feierten dort eine Party mit Beatschallplatten und eingeschmuggeltem Sekt. Junge Männer waren zu dieser Feier nicht zugelassen, das verbot die Sitte.
    Auch im Haremsgebäude, das durch einen Baumstreifen und eine Hecke vom Pavillon getrennt war, ging es hoch her. Die Schreie und Rufe der Palastwächter waren weder im Haremsgebäude noch im Pavillon gehört worden, die Schüsse nur sehr leise. Niemand hatte sie beachtet. Die Frauen im Harem und auch die Mädchen glaubten, es habe sich nur um ein Feuerwerk gehandelt.
    Beatmusik dudelte aus dem hellerleuchteten Pavillon, als die dreizehn Schreckensreiter davor anhielten. Sechs stiegen von den knöchernen Pferden, völlig lautlos, und tappten auf den weißen Pavillon mit den arabischen Ornamenten zu. Sie hielten die blanken Klingen in den Händen.
    Am Krummschwert Samirs haftete noch das Blut des enthaupteten Leibwächters Fuad. Samir, der Anführer der Mumienreiter, pochte mit dem Schwertknauf gegen die Pavillontür. Lautlos öffnete sie sich. Jetzt wurde die Musik noch lauter, und das Lachen und Kreischen von Mädchenstimmen schallte.
    Die Scheichtöchter und ihre Freundinnen feierten im ersten Stock. Samirs Kopf drehte sich. Die leeren Augenhöhlen, die trotzdem sehen konnten, starrten. Dann gab Samir den fünf anderen Mumien mit der Schwerthand einen Wink.
    Lautlos gingen sie zur Treppe und stiegen die Stufen hoch. In einem großen Raum dudelte die Stereoanlage überlaut, und die ausgelassenen Mädchen lärmten. Als die sechs Mumien mit den schwarzen Burnussen und den blanken Krummschwertern auf dem Korridor standen, trat ein Mädchen aus der Tür einer der drei Gästetoiletten.
    Im selben Moment kam eine Dienerin mit einem Tablett mit Hühnchenteilen auf Reis aus der Küche. Das schwarzhaarige Mädchen, das ein buntbedrucktes knielanges Kleid trug, und die Dienerin erblickten die sechs Schreckensgestalten, sahen in die mumifizierten, entstellten Gesichter.
    Sie kreischten los, als steckten sie am Spieß. Die sechs Mumien beachteten sie nicht,
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