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0075 - Es geht um Kopf und Kragen

0075 - Es geht um Kopf und Kragen

Titel: 0075 - Es geht um Kopf und Kragen
Autoren: Es geht um Kopf und Kragen
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auf freiem Fuß gelassen, da wir keinen Antrag auf Haftverlängerung gestellt hatten.
    Als sie mich erkannte, wurde sie mit einem Schlag kreidebleich. Vielleicht dachte sie, dass ich käme, um sie von Neuem zu verhaften. Ich schlenderte zur Theke und beruhigte sie, indem ich mit Betonung sagte: »Ich will nur einen Whisky trinken, Olga. Kein Grund zur Aufregung.«
    Sie atmete auf. Sichtlich erleichtert.
    Während sie mir meinen Whisky einschenkte, fragte ich ganz nebenher: »Olga, mir ist eine Kleinigkeit nicht ganz klar: Wie kamen Sie dazu, an Hayling das Koks zu verkaufen? In solchen Sachen ist man doch vorsichtig! Und Sie kannten Hayling doch nicht näher?«
    Olga schüttelte den Kopf.
    »Näher kannte ich ihn nicht. Aber er war mal eine Zeit lang sehr häufig Gast bei uns. Damals, als er seine Frau kennenlernte.«
    »Seine Frau?«
    »Ja. Hayling ist doch verheiratet. Wussten Sie denn das nicht?«
    »No, keine Ahnung. Er hat mir auch nichts davon gesagt.«
    Olga lachte: »So sind die Künstler. Er hielt diese Tatsache immer ziemlich geheim. Er glaubte, es könnte seiner Karriere schaden, wenn seinen weiblichen Fans bekannt würde, dass er verheiratet sei. Oh, er war oft mit seiner Frau hier, als er noch dick im Geschäft war. Manchmal feierte seine ganze Kapelle ausgelassene Feste.«
    Na, im Grunde konnte es mir ja gleichgültig sein, mit wem und wie lange Hayling verheiratet war. Von Hayling aus war dieser Fall bestimmt nicht zu lösen. Ich hörte kaum noch hin, als Olga von den Festen erzählte, die Haylings Kapelle seinerzeit in diesem Nachtlokal gefeiert hatte, als Hayling noch auf der Höhe seines Ruhmes war. Wie Frauen nun einmal sind: Wenn sie ihr Thema gefunden haben, hören sie nicht so schnell auf.
    »Manchmal feierten sie bis zum anderen Morgen«, plauderte Olga munter weiter. »Nach einem Konzert in der Carnegie Hall, das für die Band ein toller Erfolg war, ließen sie hier die Bude schließen, luden uns alle ein und machten den tollsten Budenzauber, den ich je miterlebt habe.«
    Ich trank meinen Whisky aus. Olga plauderte unaufhörlich weiter.
    »Wir haben damals ein paar Fotos gemacht. Ich habe eins in der Handtasche. Hier…« Sie hielt mir ein postkartengroßes Bild hin.
    Ich sah es mir ziemlich gleichgültig an. Es war die typische Gruppenaufnahme einer Gesellschaft, die schon reichlich dem Alkohol zugesprochen hat. Uninteressiert glitt mein Blick über die Köpfe der Leute. Ich erkannte Hayling, Olga, ein paar andere Bardamen - und plötzlich sah ich sie.
    »Wer ist das, Olga?«, fragte ich und tippte auf den Kopf.
    Olga warf nur einen kurzen Blick darauf.
    »Das? Na, das ist doch Haylings Frau!«
    Und da fiel mir auf einmal alles wie Schuppen von den Augen. Ich zog das Bild näher ans Licht und besah es mir noch einmal genau. Und ich entdeckte tatsächlich noch etwas. Ich zeigte auf den halb versteckten Mädchenkopf hinter einem farbigen Trompeter und fragte: »Und wer ist das?«
    »Das ist eine Halbschwester von Haylings Frau.«
    Ich hätte mich am liebsten ohrfeigen mögen. So nahe waren wir dem Schlüssel zu diesem Rätsel schon gewesen!
    »Darf ich das Bild mal für ein paar Tage haben. Olga?«
    Sie zuckte die Achseln.
    »Einem G-man kann man es wohl nicht abschlagen. Aber bringen Sie mir’s wieder.«
    »Bestimmt.«
    Ich bezahlte schnell und ging. Auf einmal spürte ich jene Erregung in mir, die mich immer packt, wenn ich der Lösung eines Falles nahe bin. Fast im Laufschritt lief ich durch die Straßen zum Parkplatz, wo ich meinen Jaguar abgestellt hatte.
    Ich setzte mich ans Steuer und fuhr in die 32. Straße.
    Er war nicht zu Hause. Das überraschte mich nicht im geringsten. Ich hatte sogar damit gerechnet.
    Das nächste Telefonbuch gab mir Aufschluss darüber, wo die zweite Wohnung zu suchen war. Ich klemmte mich wieder hinters Steuer und zischte ab.
    Inzwischen war es kurz nach Mitternacht geworden.
    Es war ein nettes Einfamilienhaus, fast am Stadtrand von New York.
    Ich fuhr die Straße langsam hinauf. An dem Haus vorbei. Im Erdgeschoss brannte Licht hinter einem großen Fenster.
    Eine Ecke weiter stellte ich meinen Jaguar ab. Der Teufel mochte sich im Augenblick um das Parkverbotsschild kümmern, das dort stand. Ich hatte andere Sorgen.
    Langsam ging ich auf dem Bürgersteig zurück.
    Das Gartentor war abgeschlossen oder zumindest nur zu öffnen, wenn vom Haus aus der elektrische Summer betätigt wurde. Um das herauszufordern, hätte ich klingeln müssen. Aber sie hatten im
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