0075 - Die Horror-Cops
den Schrecken, den der Ermordete in den letzten Sekunden seines Lebens erlebt hatte.
Dieser Kopf gehörte zu keinem anderen als zu Hank Stone, dem Reporter!
Sieben waren noch frei.
Sieben Opfer für Sinistro!
Er würde sie sich holen.
Alle…
Nicht heute, nicht morgen, vielleicht übermorgen. Sinistro hatte Zeit, viel Zeit sogar. Nicht umsonst hatte er über dreihundert Jahre geforscht und gewartet, um seinen Kopf endlich zu finden, denn wenn er ihn besaß, war er wieder der Herr.
Irgendwo in New York lag er versteckt…
Hinter den Behältern befand sich eine Steinwand. Brennende Kerzen standen auf den Kästen und schufen ein geheimnisvolles Licht. Sinistro, der Kopflose, schritt langsam durch das Gewölbe. Vor dem ersten Kasten blieb er stehen, schaute hinein und war zufrieden. Der zweite Kasten folgte. Auch hier sah er sich den Kopf an und war zufrieden. Die Schädel gehörten seinen beiden Dienern. Er konnte sich auf sie verlassen. Sie ließen ihn nicht im Stich. Wie es sich allerdings mit dem Neuen verhielt, wußte er nicht. Dieser Hank Stone war einfach nicht auszurechnen. Jetzt war er unterwegs, um seinen ersten Auftrag durchzuführen. Es hatte sich zu sehr herumgesprochen, daß es in New York auf eine besondere Art und Weise gärte. Jemand wußte über Sinistro und die Henker Bescheid. Und dieser Jemand sollte ausgeschaltet werden.
Hank Stone hatte den Auftrag erhalten.
Aber er hätte sich schon längst wieder melden sollen, wenn alles glatt verlaufen war. Doch es tat sich nichts, alles blieb still. Und deshalb verhielt Sinistro seinen Schritt vor dem Kopf des Reporters.
Er schaute in die Augen, die ihm das Entsetzen zeigten, und Sinistro lächelte. Ja, Angst hatten sie zuerst alle, aber hinterher standen sie unter seinem Bann.
Wie auch Hank Stone.
Sein Kopf war ja nicht verloren, sondern auf eine magische Weise mit dem Körper verbunden. Die beiden Teile waren zwar voneinander gelöst, doch ein unsichtbares magisches Band hielt sie zusammen. Deshalb sollte der Kopf auch die Reaktionen des Körpers anzeigen. Er sollte sich melden.
Sinistro blieb vor dem Schrank stehen. Über seinem Hals flimmerte es wieder. Das Flimmern war sogar stärker geworden und hatte die ungefähre Form eines Kopfes angenommen. Ein Zeichen, daß dieser unselige Körper dachte. Und seine Gedanken formten sich um. Sie zeigten dabei die Konturen eines Schädels.
Irgendwo inmitten des geheimnisvollen Flimmerns ertönte die Stimme. Sinistro sprach mit dem Kopf, dabei störte ihn die Glasscheibe, und er öffnete sie.
Die kleine Tür quietschte, als sie aufgezogen wurde.
Sinistro stand vor dem Kasten wie ein Mensch vor einem Käfig, der seinen Sittich beobachtet.
»Rede schon!« flüsterte Sinistro. »Ist etwas geschehen? Es muß etwas geschehen sein! Ich fühle es!«
Der Mund blieb stumm.
Sinistro ballte die Hände zu Fäusten. Er machte sich Vorwürfe, daß er dem Neuen schon, einen Auftrag gegeben hatte. Aber er mußte sich bewähren. Erst wenn er die Probe bestanden hatte, war er ein vollwertiges Mitglied der makabren Gemeinschaft.
Würde der Kopf reden?
Ja, er sprach.
Das Hoffen des Magiers zeigte Erfolg.
Plötzlich bewegten sich die blutleeren Lippen. Noch drangen keine Worte aus dem Mund, die Übung fehlte einfach. Vielleicht klappte auch die Kommunikation zwischen Rumpf und Kopf noch nicht richtig, vielleicht wurde das magische Band brüchig.
Sinistro beugte sich vor. Das Flimmern befand sich jetzt dicht vor der offenen Tür.
»Sag etwas«, flüsterte Sinistro. »Los, sag was!«
Stöhnlaute drangen aus dem Mund. Vergeblich versuchten die Lippen, Worte zu formen.
Sinistro beugte sich noch weiter vor.
Das Flimmern wurde intensiver, ein Zeichen, wie innerlich erregt er war.
»Was ist geschehen? Was?«
Dann die ersten Worte. Abgehackt, immer wieder durch Stöhnen unterbrochen.
»… nicht geschafft. Vorbei… Flucht… fliehen… die Axt verloren. Hinter mir her… Sturz… aahhhgrr…«
Sinistro bebte. Aus den Bruchstücken hatte er vernommen, daß alles schiefgelaufen war.
Hank Stone hatte versagt.
Aber war er, Sinistro, nicht auch ein Versager?
»Rede weiter!« keuchte er. »Rede…«
Und die Lippen taten ihm den Gefallen, während sich auf dem Gesicht Gefühle widerspiegelten, die sein Rumpf in einer meilenweiten Entfernung empfand.
»Ein Mann… Sinclair… er jagt mich… ich entkomme, springe von der Leiter. Doch Sinclair ist schnell. Ich habe ihn nicht besiegen können. Er weiß vieles, fast
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