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0074 - Die Geister-Braut

0074 - Die Geister-Braut

Titel: 0074 - Die Geister-Braut
Autoren: Jason Dark
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fiel bei dem tristen Grau direkt aus dem Rahmen. »Dort wohnt sie«, erklärte die Detektivin.
    Eine Minute später waren wir da.
    Drei Stockwerke, hohe Fenster, eine schmale Tür, zu der fünf Stufen noch führten.
    Und im Hauseingang lauerten zwei schwarzgelockte Typen, deren Muskelpakete die T-Shirts nur unvollständig bändigen konnten. Die Blicke aus den dunklen Augen waren mißtrauisch und abschätzend.
    Jane ging vor.
    Sofort nahmen die beiden eine angespannte Haltung an. »Wir möchten zu Madame Altari«, sagte die blondhaarige Privatdetektivin.
    »Da kann jeder kommen.« So lautete die Antwort.
    Ich schluckte meinen Groll nur mühsam herunter. Diese Frau schien eine lokale Berühmtheit geworden zu sein, wenn sie schon Leibwächter um sich versammelte.
    »Mein Name ist Jane Collins!«
    Das Fenster im Erdgeschoß links neben der Tür wurde spaltbreit geöffnet. Ein altes Frauengesicht erschien. »Laßt die Herrschaften eintreten. Ich habe um ihren Besuch gebeten.«
    Die jungen Leute nickten und waren plötzlich sehr höflich. Sie öffneten uns sogar die Tür.
    Ein kühler Flur mit matter Beleuchtung nahm uns auf. Am Anfang der Treppe befand sich ein Rundbogen unter der Decke. Dahinter direkt links lag der Eingang zu Madame Altaris Wohnung.
    Die Alte stand auf der Schwelle.
    Endlich sah ich sie in voller Größe. Ihr Gewand, dunkel und violett schimmernd, reichte bis zu den Knöcheln. Das Gesicht zeigte zahlreiche Runzeln und Falten. Die schmalen Lippen waren kaum zu erkennen. Aber die Augen blitzten wach wie zwei kleine Murmeln.
    Ihre weißen Haare hatte sie nach hinten gekämmt und im Nacken verknotet. Obwohl die Frau mir nur bis zur Schulter reichte, verspürte ich plötzlich einen gewissen Respekt, und ich begann, sie mit anderen Augen zu betrachten.
    »Jane Collins?« fragte sie. Ihr Englisch besaß den harten Klang der südeuropäischen Einwanderer.
    Die Detektivin nickte und reichte der alten Frau die Hand. Dann deutete sie auf mich, doch bevor sie noch etwas sagen konnte, kam Madame Altari ihr zuvor.
    »Ich weiß, es ist John Sinclair. Ich habe ihn zwar persönlich noch nicht gesehen, aber ich kenne ihn.« Sie streckte mir die Hand hin, und ich ergriff sie so vorsichtig, als könnte sie zerbrechen. »Seien Sie mir willkommen, Geisterjäger. Ein Mann, der die Kräfte der Finsternis nicht fürchtet, findet in meinem Haus immer einen Platz.« Sie gab den Weg in die Wohnung frei, und wir traten ein.
    Es war überraschend kühl. Und die gesamte Wohnung erinnerte mich an Italien, wo ich vor vielen Jahren mal einen Urlaub verlebt hatte. Damals war ich noch nicht beim Yard.
    Ich sah die geweißten Wände, die Bilder der Familienmitglieder. Es waren oft alte, vergilbte Fotos, die Chianti-Flaschen mit den langen Hälsen, die leichten Möbel und den kleinen Madonnen-Altar in einer Nische an der Wand.
    Die Frau bemerkte meinen Blick und sagte: »Ich bin sehr gläubig, müssen Sie wissen.«
    Vor dem Marienbild standen in einer Vase fünf dunkelrote Rosen. Ihr Duft war betörend.
    Madame Altari führte uns durch eine Tür in ihr eigentliches Heiligtum.
    Ich staunte.
    Vor den Fenstern sie zeigten zum Hof hinaus hingen dicke rote Vorhänge, die kaum Licht durchließen. Zwei kleine Lampen wirkten wie helle Inseln. Sie hingen an den Wänden und waren nicht größer als eine Männerhand. Der Steinfußboden war mit handgewebten Teppichen bedeckt, ein runder Tisch stand in der Mitte des Raumes, dahinter ein geschnitzter Lehnstuhl und davor zwei kleinere Stühle mit einer Sitzfläche aus Korbgeflecht.
    Wir mußten auf den Stühlen Platz nehmen. Sie waren etwas klein und unbequem.
    Jetzt sah ich die Tischplatte von Nahem. Und ich erkannte auch das Muster, das als Intarsienarbeit das Holz durchzog. Es waren Motive aus der Geisterwelt und der Astrologie. Zeit, sie zu betrachten, hatte ich nicht, denn Madame Altari begann zu sprechen.
    Sie wirkte klein in ihrem hohen Stuhl, aber hier strahlte sie ein ungewöhnliches Flair aus. »Wie ich Miß Collins schon erzählte, habe ich in der letzten Nacht eine Vision gehabt. Eine Ermordete, deren Tod nicht gesühnt worden war, kam aus dem Jenseits zurück. Sie meldete sich, weil sie Hilfe brauchte. Sie spürte, daß etwas in der Luft liegt, aber sie kann nichts tun. Nicht, so lange ihr niemand glaubt. An diesem Abend will sie wieder erscheinen. Wie sie sagt, ist es unsere letzte Chance, Unheil zu verhüten.«
    Ich nickte. »Hat sie einen Namen gesagt?«
    »Ja. Sie heißt Susan.«
    »Und
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