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0074 - Die Geister-Braut

0074 - Die Geister-Braut

Titel: 0074 - Die Geister-Braut
Autoren: Jason Dark
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erinnern, da bist du hineingestolpert, ohne auch nur einen konkreten Hinweis zu besitzen. Stimmt’s?«
    »Ja«, mußte ich widerwillig zugeben.
    »Na also.«
    »Aber hier liegt der Fall anders.« Ich gab nicht auf. »Diese Frau kann man nicht ernst nehmen. Die macht sich doch nur wichtig. Sie ist eine Spinnerin, eine von vielen, die auf leichte und geschickte Art und Weise reich werden wollen. Mehr sehe ich nicht in ihr. Und die Reporter einiger Zeitungen haben ihr durch ihre Berichte noch dazu verholfen.«
    »Ich meine, du solltest hingehen.«
    »Wenn du willst ja. Wann?«
    »Heute abend, wie ich dir schon sagte. Du kannst mich abholen, denn ich möchte gern dabei sein.«
    »Läßt das dein Job überhaupt zu?«
    Jane lächelte. »Sicher. Du, da fällt mir was ein, wo wir gerade zusammensitzen. Stimmt es, daß Kommissar Mallmann eine Freundin hat?«
    Ich nickte.
    »Wie sieht sie aus, John. Ist sie hübsch? Rede schon, laß dir nicht die Würmer aus der Nase ziehen.« Jane reagierte wie Millionen andere Frauen auch. Mit großer weiblicher Neugierde.
    »Sie hat schwarze Haare und sieht gut aus.«
    »Wie denn?«
    »Himmel, fahr hin und schau sie dir an.«
    »Ekel.«
    Ich lachte und winkte, um zu zahlen. Fünf Minuten später verließen wir das kleine Restaurant.
    ***
    Ich hatte Jane Collins versprochen, sie am Abend abzuholen. Und das Versprechen hielt ich.
    Gegen achtzehn Uhr schellte ich an ihrer Tür. Jane Collins hatte sich schon umgezogen. Sie trug jetzt ein zweiteiliges Kleid in etwas dunkleren, verwaschen wirkenden Farben, das ihr sehr gut stand.
    »Wir können«, sagte sie und ließ mich erst gar nicht eintreten.
    »Hast du es eilig, Jane.«
    »Immer im Dienst, John.«
    ***
    Madame Altari wohnte in Soho. Am Trafalgar Square gerieten wir in einen Stau und verloren acht Minuten. Dann fuhren wir die berühmte Regent Street entlang, und am Swiss Center stellte sie den Bentley auf einem öffentlichen Parkplatz ab.
    In Soho war mal wieder der Bär los.
    Touristengruppen aus aller Herren Länder strömten in das Londoner Vergnügungsviertel. Halbseidene Typen lauerten schon auf sie. Diese Kerle und auch Damen warteten darauf, die Besucher ausnehmen zu können, was wirklich keine Kunst war.
    Jane hatte die Adresse der Frau mit dem Zweiten Gesicht. Madame Altari wohnte dort, wo der Nachtclubrummel nicht mehr so stark, aber Soho selbst gefährlich ist.
    Ein Gebiet für Zuhälter, Gangster und Dirnen der unteren Kategorie. Gern ging auch ich nicht in dieses Viertel und schon gar nicht in Damenbegleitung.
    Zum Glück war es noch nicht dunkel. Wir sahen sehr viele Farbige. Sie hockten auf den Gehsteigen, Bordsteinen oder in Hauseingängen, tranken Schnaps, rauchten und starrten uns an, daß mir kalt und heiß zur gleichen Zeit wurde.
    Auch Jane machte nicht gerade einen glücklichen Eindruck, aber sie konnte sich nicht beschweren, denn sie hatte mich in diese Gegend geführt.
    Ich sah sie von der Seite her an. Sie bemerkte meinen Blick und fragte: »Ist was?«
    »Nein, nein.«
    Wir gingen weiter, kamen dabei an Geschäften vorbei, deren Schaufenster durch Eisenrollos gesichert waren. Fast wie im schlimmen New York. Eigentlich brauchte ich um Jane Collins keine Angst zu haben, denn sie konnte sich sehr gut verteidigen. Jane war eine ausgezeichnete Karatekämpferin, und sie kannte auch sonst noch allerlei Tricks und Kniffe. Mehr als einmal hatte sie das in meinem Beisein auch unter Beweis gestellt.
    Wir gelangten an eine Kreuzung. Vor der Ampel stauten sich die Fahrzeuge. Das erste war ein Caddy. Himbeerfarben. Am Steuer hockte ein Mulatte mit einem Strohhut. Neben ihm saß ein Weißer. Die Elvis-Tolle fiel ihm in die Stirn.
    Er schaute Jane an und zog sie dabei mit den Augen aus. Dann drückte er auf einen Knopf, den wir nicht sehen konnten, und die Scheibe surrte nach unten.
    »He, willst du für mich anschaffen, Süße?«
    Das war zuviel. Ich schob Jane zur Seite und hielt meinen Ausweis dem Weißen vors Gesicht.
    »Sie wissen, was das eben war?« fuhr ich ihn an. »Aufforderung zur Prostitution. Ich…«
    »Shit!« fluchte der Kerl. Sein Fahrer reagierte synchron und gab Gas. Die Reifen jaulten, der Caddy machte einen Bocksprung, und weg war er.
    Jane hielt schon einen Block in der Hand und notierte sich die Autonummer. »Die werden noch von uns hören«, kommentierte sie lakonisch.
    Ich nickte.
    Wir mußten nach rechts. Die Straße war noch schmaler als die übrigen.
    Jane deutete nach vorn. Das hell gestrichene Haus
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