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0074 - Die Geister-Braut

0074 - Die Geister-Braut

Titel: 0074 - Die Geister-Braut
Autoren: Jason Dark
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windiger Tag, und die Wellen der in der Nähe vorbeiströmenden Themse zeigten helle Schaumkronen.
    Peter McCurtin stand vor der Haustür. Er hatte ebenso blondes Haar wie Harry Erskine, nur sah er besser aus. Sein Gesicht war feiner geschnitten, der Mund etwas weicher, und seine Lippen zeigten meistens ein Lächeln. Natürlich hätte Su ihn gern geheiratet, aber McCurtin hatte ihr von Beginn an zu verstehen gegeben, daß er niemals treu sein könnte, und deshalb hatte sich Su anders entschieden, obwohl sie ganz auf ihn nicht verzichten wollte.
    Ein wirklich seltsames Verhältnis.
    McCurtin stieß die Tür auf.
    Stille empfing ihn.
    Der vierundzwanzigjährige junge Mann runzelte die Stirn. »Hallo!« rief er. »Ist da jemand? Susan? Melde dich!«
    Keine Antwort.
    Er durchsuchte das Haus. Den ersten Schreck bekam er, als er den Wohnraum betrat. Dort sah es aus wie auf einem Schlachtfeld. Die Speisen und Getränke waren längst eingetrocknet. Sie bildeten bunte Flecken zwischen dem zerbrochenen, weißen Geschirr.
    Ein Verdacht keimte in Peter auf.
    Er verließ den Raum und blieb unschlüssig vor der Treppe stehen. Der Wind hatte die Haustür zugedrückt. Es war still im Innern. Gerade deshalb hörte Peter McCurtin das Brabbeln oder Murmeln, das von oben her aufklang.
    Eine Gänsehaut strich über seinen Rücken.
    Vorsichtig stieg er die Treppenstufen hoch. Wie vor zwei Tagen der Mörder, blieb er erst auf dem Absatz stehen, faßte sich aber ein Herz und ging weiter.
    Er erreichte die erste Etage.
    Plötzlich wurde die Schlafzimmertür von innen aufgezogen.
    Peter blieb stehen.
    Ein Schatten fiel auf die gegenüberliegende Wand. Bizarr und…
    Da packte den jungen Mann das Entsetzen. Plötzlich sah er Harry Erskine. Er hielt ein Messer mit langer, blutverkrusteter Klinge in der Hand, schaute Peter an, erkannte ihn aber nicht, denn in seinen Augen flackerte der Wahnsinn.
    Peter McCurtin aber machte kehrt und rannte so schnell wie noch nie in seinem Leben…
    ***
    Harry Erskine wurde verhaftet. Er ließ sich widerstandslos festnehmen und abführen.
    Vier Polizisten brachten ihn nach draußen zum Wagen. Sie passierten auch den wartenden Peter McCurtin. So etwas wie Erkennen blitzte in den Augen des Mörders auf.
    »Ich bringe dich auch um«, keuchte er. »Ich komme wieder!«
    Dann zogen ihn die Beamten weiter.
    Peter McCurtin aber hatte Angst.
    Die Tote wollte er nicht mehr sehen. Er ging hinunter zum Fluß und saß dort, bis es dunkel geworden war. Dann fuhr er wieder mit seinem Rad zurück in die Stadt.
    Der Prozeß erregte Aufsehen. Gutachter und Psychiater wurden bemüht. Auch Peter McCurtin sagte aus. Harry Erskine jedoch sprach während der gesamten vierwöchigen Dauer der Verhandlung kein einziges Wort. Er starrte stumpf zu Boden.
    Zwei Verteidiger sahen die Chance ihres Lebens und erreichten tatsächlich, daß er nicht gehängt wurde, sondern in eine Heilanstalt kam. Für Peter McCurtin jedoch war das kein Trost. Er hatte das Versprechen des Mörders nicht vergessen.
    Die Jahre vergingen.
    Das Haus wurde verkauft, doch alle Mieter zogen rasch wieder aus, denn es hieß, daß der Geist der Toten dort herumspuken sollte.
    Langsam verfiel das Haus.
    Zwanzig Jahre später kaufte es ein reicher Konservenfabrikant als verschwiegenes Liebesnest. Doch als seine Freundin auf recht mysteriöse Weise die Treppe hinunterstürzte, floh auch er.
    Einen neuen Käufer fand er nicht.
    Erst fünf Jahre später meldete sich ein Mann, der das Haus unbedingt haben wollte.
    Er nannte sich Mr. Grimes.
    Niemand jedoch ahnte, daß dieser Mr. Grimes kein Mensch war, sondern ein Dämon der schlimmsten Sorte.
    Ein Ghoul!
    ***
    Seit einigen Wochen bereits sprach man in London von Madame Altari, der Frau mit dem Zweiten Gesicht.
    Ich kannte sie nur aus den Zeitungen. Wenn im Sommer die sogenannte Saure-Gurken-Zeit anbrach, dann stürzten sich die Reporter auf alles, was ein wenig nach einer Sensation roch. Da machten sie aus einer Mücke einen Elefanten, und diese Madame Altari kam ihnen gerade recht. Sie wohnte noch nicht lange in England, erst seit einem Jahr. Sie war aus Süditalien zugewandert und lebte irgendwo in Soho. Von den zahlreichen Landsleuten italienischer Abstammung wurde sie regelrecht verehrt. Wie ich wußte, kamen die Menschen zu ihr, um sie um Rat zu bitten und um mit ihr über ihre Probleme zu reden.
    Ich hatte mich nie um diese Frau gekümmert. Für mich gab es andere Probleme.
    Da waren der Schwarze Tod, der Spuk oder
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