Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0073 - Gegen eine ganze Stadt

0073 - Gegen eine ganze Stadt

Titel: 0073 - Gegen eine ganze Stadt
Autoren: Gegen eine ganze Stadt
Vom Netzwerk:
manches wird uns zu viel. Und dieser eigenartige Captain war dicht davor, die Sache auf die Spitze zu treiben.
    »Ich möchte Ihre Dienstlegitimation sehen«, sagte der Captain herrisch. »Sagen, dass er ein G-man ist, kann schließlich jeder.«
    Phil sah mich fragend an. Ich schüttelte unmerklich den Kopf. No, noch wollte ich mich nicht mit dem Captain streiten.
    »Hier«, sagte ich und hielt ihm meinen Dienstausweis und das Etui mit unserer Marke hin.
    Er betrachtete beides sehr eingehend, und den Ausweis hielt er sogar gegen die Sonne, um das Wasserzeichen zu prüfen.
    »Hier«, sagte Phil, als er fertig war, und hielt ihm seine beiden Sachen hin.
    Er prüfte sie genauso gründlich wie bei mir.
    »Das Foto ist aber nicht mehr hundertprozentig zutreffend«, meckerte der Captain. »Sie sollten dafür Sorge tragen, dass ein Foto jüngeren Datums auf den Ausweis kommt.«
    Well, in den Staaten weiß jedes Kind, dass ein G-man im Einsatz Weisungsrecht für alle anderen Polizeiorganisationen hat.
    Wir machen zwar von dem Recht nie Gebrauch, sondern bitten immer nur höflich um Mitarbeit, aber hier würden wir wohl einmal auf unser Recht pochen müssen, das war mir jetzt schon klar.
    Phil grinste nur, während er den Ausweis wieder einsteckte.
    »Ich war gestern früh beim Friseur«, erläuterte er freundlich. »Deswegen sehe ich jetzt ein bisschen anders aus. Sonst ist mir das Foto ziemlich ähnlich. Meine Mutter erkennt es auf den ersten Blick. Allerdings ist die kein Captain…«
    Der Captain schwoll an wie ein beleidigter Truthahn.
    »Was soll das heißen, he?«, bellte er.
    Phil steckte sich gelassen eine Zigarette an.
    »Vielen Dank, Captain«, sagte er mit der herablassenden Tonart eines direkten Vorgesetzten. »Ich möchte Sie nicht länger von ihrer Arbeit abhalten. Sie berichten mir nachher von Ihren Eindrücken.«
    Er drehte sich um und ließ den zornschnaubenden Captain einfach stehen. Der war dicht vor einer Explosion, besann sich aber eines Besseren und wollte sich nun den Tatort zuwenden.
    Aber ich tippte ihm auf die Schulter.
    »Was ist denn los?«, fauchte er wütend.
    »Zeigen Sie mir mal Ihren Dienstausweis«, sagte ich ruhig. »Sagen, dass er ein Captain ist und sich eine entsprechende Uniform besorgen, kann schließlich jeder…«
    Weiß vor Wut knöpfte der Captain seine Brusttasche auf und zog die Zellophanhülle, die seinen Ausweis barg.
    Ich spielte das gleiche Theater, das er vorher mit unseren Ausweisen gespielt hatte, und gab ihm danach das Ding zurück.
    »Die Unterschrift ist reichlich verschwommen«, bemängelte ich ungerührt. »Sie sollten dafür Sorge tragen, dass sie deutlicher zu erkennen ist. Danke, Captain. Wir wollen Sie nicht länger von der Arbeit abhalten.«
    Seine Hände zitterten, als er sich umdrehte.
    Wenn seine Leute nicht in der Nähe gewesen wären, hätte er sich wahrscheinlich mit uns angelegt. Aber so musste er sich sagen, dass er letzten Endes doch den kürzeren ziehen würde, weil wir als G-men nun einmal die größere Autorität hatten, und deshalb beherrschte er sich und entging dadurch einer noch größeren Blamage.
    Phil und ich blickten hinauf zur Straße, weil wir dadurch den anderen den Rücken zuwandten…
    »Der möchte uns jetzt am liebsten vergiften«, raunte Phil.
    »Ja«, nickte ich. »Und ich kann’s ihm nicht einmal übel nehmen.«
    »Aber schließlich hat er uns herausgefordert.«
    »Stimmt. Trotzdem hätte ich ihn ungeschoren gelassen, wenn wir nicht mit ihm Zusammenarbeiten müssen. Und da muss er wissen, dass er uns nicht auf der Nase herumtanzen kann.«
    ***
    Ich steckte mir eine Zigarette an. Wir konnten im Augenblick wirklich nichts Besseres tun.
    Zuerst musste die Mordkommission am Tatort gearbeitet haben. Wir mussten wissen, wann der Tod des Mädchens eingetreten war, durch welche Ursache, welche Waffe verwendet worden war, ob man aus der Art der Wunden auf die Anzahl der Täter schließen konnte und tausend andere Kleinigkeiten mehr.
    Gerade als ich den zweiten oder dritten Zug aus meiner Zigarette machte, hörte ich in meinem Rücken die tobende Stimme des Captains. Er brüllte den Sheriff an: »Zum Donnerwetter, Holder! Sind Sie total übergeschnappt! Glauben Sie, meine Leute haben nichts Besseres zu tun! Sie müssen ja wahnsinnig geworden sein, Sie hergelaufener Narr, Sie!«
    Seine Stimme überschlug sich fast.
    Ich drehte mich um und stand mit zwei schnellen Schritten neben dem Sheriff und dem rasenden Captain.
    »Was ist los, Holder?«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher