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0070 - Ich, der Tod und 100 Dollar

0070 - Ich, der Tod und 100 Dollar

Titel: 0070 - Ich, der Tod und 100 Dollar
Autoren: der Tod und 100 Dollar Ich
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emporzusteigen. Einzige Schwierigkeit war ein ziemlich hoher, glatter Sockel.
    Aber es gelang mir, hinaufzukommen, und bald hatte ich einen der Gitterstäbe gefasst, die man hier oben vor einem Fenster eingelassen hatte. Mühsam zog ich mich hoch. Ich musste dreimal ansetzten, ehe ich auch mit der anderen Hand zufassen konnte, dann hangelte ich mich weiter und stand wenig später auf dem schmalen Fensterbrett.
    Ich musste erst einmal verschnaufen. Aber dann setzte ich den Fuß in einen Mauerspalt, der hier mächtige Quadern vortäuschen sollte, wo doch nur Beton anzutreffen war, und stieg weiter in die Höhe. Mit der linken Hand bekam ich einen Haken des Blitzableiters zu fassen. Der Raum zwischen Hauswand und Draht war verdammt eng, aber ich konnte mich hochziehen. Die schmale Kante schnitt schmerzhaft in meine Fußsohlen ein. Jetzt musste ich einen sehr weiten Schritt wagen, ohne mich eigentlich richtig abstoßen zu können. Ich blickte nicht nach unten, merkte jedoch, wie ich sekundenlang im Leeren hing, ehe ich mich hinüberwarf. Dann fassten meine Hände das Gitter, und zwei Sekunden später stand ich auf dem festen Boden eines kleinen Balkons.
    Das offene Fenster war nur noch einen Meter entfernt. Ich unterdrückte meine heftigen Atemzüge und horchte.
    In den Kronen der mächtigen, weit ausladenden Bäume rauschte der Wind des frühen Morgens, und ich glaubte fast, die Brandung vom Meer herüber hören zu können.
    Ich ließ den Blick nicht von dem dunklen Viereck des offenen Fensters. Vielleicht eine Viertelstunde stand ich nun schon. Da zuckte auf einmal im Zimmer ein flackernder Lichtschein auf, als wenn man ein Feuerzeug aufflammen lässt. Im Nu war die Erscheinung wieder vorbei. Aber dann zog ein leicht bläulicher Rauchschwaden aus dem Fenster. Ich duckte mich hinter die Brüstung des Balkons und eng in die Türnische hinein. In schneller Folge schwebten jetzt die Rauchwölkchen heraus, und nach vielleicht acht oder neun Zügen kam ein rot glühender Zigarettenstummel durch das Fenster geflogen und fiel in sanftem Bogen hinunter in den Garten.
    Jetzt entstand auch drinnen ein Geräusch. Stühle wurden vorsichtig gerückt, dann hörte ich die Tür gehen. Sie wurde nach etlichen Sekunden wieder zugezogen, und nun war meine Zeit gekommen. Ich hatte darauf gewartet, ohne eigentlich zu wissen, warum. Eine dunkle Ahnung hatte mir gesagt, dass Verena nicht in ihrem Zimmer bleiben würde, nicht darin bleiben konnte, wenn…
    Mit einem Sprung hatte ich das Fensterbrett erreicht, ich hielt mich nicht auf und sprang ins Zimmer, leise wie eine Katze.
    ***
    Als ich die breite, holzgeschnitzte Balustrade im Treppenhaus des ersten Stockwerks erreichte, sah ich sie.
    Verena Curtiss, im leichten Morgenmantel, hatte bereits die Halle erreicht. Sie ging auf nackten Füßen und hatte die Arme ausgebreitet wie eine Somnambule - und hinter ihr, auf Zehenspitzen, der junge Mann.
    Vorsichtig darauf bedacht, nur kein Geräusch zu machen, strebten sie der Tür zu, die neben der Garderobe in den Keller zu führen schien. Ich ließ sie noch ein paar Schritte tun.
    Dann zog ich meine Pistole heraus und entsicherte sie. Ich zielte genau auf Claridge Loland, und dann sagte ich in die morgendliche Stille des alten Patrizierhauses hinein: »Nehmen Sie beide die Hände hoch! Bleiben Sie stehen, wo Sie sind! Machen Sie keine Bewegung!«
    Sie erstarrten. Sie wagten nicht, sich anzublicken. Ich ließ den Abzug meiner Pistole einmal schnappen, und wie von unsichtbaren Fäden gezogen, hoben sich erst die Arme des jungen Mannes, dann die des Mädchens. Ich hatte sie.
    ***
    »Dass sich ein Mensch, der etliche tausend Hundert-Dollar-Blüten loswerden will, an einen Mann wendet, der als reich gilt, ist ja eigentlich nur logisch«, sagte ich und trank den Kaffee, den Mr. High uns hatte servieren lassen. Immerhin hatte ich an anderen Tagen um diese Zeit mein erstes Frühstück bereits im Magen. »Und dass mit Claridge Loland nicht alles in Ordnung war, sah ich daran, dass über seine Vermögens verhältnisse ziemliche Unklarheit herrschte. Während man mir auf der Bank anvertraute, dass Claridge recht knapp gehalten wurde, erzählte Leutnant Burns von einer Segelyacht für hunderttausend Dollar. Aber das war im Anfang nicht mehr als eine unbestimmte Ahnung. Die Spuren schienen ja zuerst mehr in Richtung der Legaro-Bande zu laufen, und das bestätigte sich sogar, als mir Jack Lowden ins Netz ging.«
    Mr. High lächelte zu Legaro hinüber, der mit
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