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0070 - Ich, der Tod und 100 Dollar

0070 - Ich, der Tod und 100 Dollar

Titel: 0070 - Ich, der Tod und 100 Dollar
Autoren: der Tod und 100 Dollar Ich
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der mit geschlossenen Augen neben mir in den Polstern lag und döste.
    Erschrocken fuhr er hoch.
    »Wie? Ja, ich glaube. Ein paar Minuten Ruhe gönnst du mir wohl nicht, wie?«
    Ich lachte.
    »Davon wirst du auf die Dauer viel zu dick. Ocean Parkway ist ziemlich unten in Brooklyn, nicht wahr?«
    Phil verzog den Mund und nickte.
    »Sieh zu, dass du hinter dem Greenwood Cemetry auf die New Utrecht Avenue kommst, dann auf die Stillwell Avenue. Das ist der beste Weg.«
    Ich blickte ihn von der Seite an.
    »Hast du hier mal eine Freundin gehabt, dass du die Gegend so gut kennst?«
    Er brannte sich erst in aller Ruhe eine Zigarette an, bevor er sagte: »Freundin ist gut. Hier habe ich Joe Canassy gejagt, wenn du dich entsinnen kannst. Übrigens dürftest du ruhig ein bisschen mehr aufs Gaspedal treten, deinem Jaguar tust du damit nicht weh.«
    Er hatte recht. Die Straßen waren verhältnismäßig frei, und so zischte ich los, dass die Polizisten an den Ecken erstaunt aus ihrem Mittagsschläfchen aufwachten und instinktiv nach den Notizbüchern griffen. Aber das machte mir wenig aus, denn Anzeigen wegen Geschwindigkeitsüberschreitung werden vom FBI automatisch gelöscht, wenn es sich um einen Einsatz handelt.
    Phil hob ein wenig die Hand.
    »Wenn du weiterfährst, sitzen wir bald mitten im Atlantik. An der nächsten Kreuzung müssen wir links ab. Nummer 123 ist da, wo Long Island anfängt, schön zu werden.«
    Ich bog links ab, wie Phil es gesagt hatte. Nach wenigen hundert Metern veränderte die Gegend plötzlich ihr Aussehen. Die Häuser traten von der Straße zurück, grüne Hecken und hohe Bäume tauchten auf, und ehe wir uns versahen, fuhren wir durch eine ausgesprochen schöne Villenstraße.
    »Irgendwo muss doch hier auch Wasser sein, nicht?«, fragte ich.
    Phil nickte.
    »Hinter den Parks. Die Villen liegen alle an der Seeseite. Den Quadratmeterpreis für die Grundstücke kannst du dir wohl ausrechnen, wie?«
    Ich konnte es und sah ein, dass ich es zumindest in dieser Gegend kaum zu einem Haus bringen würde, selbst wenn ich noch hundert Jahre lang beim FBI Ruhm und Ehre auf mein Haupt häufen würde.
    »Stopp!«, sagte Phil.
    Ich trat auf die Bremse. Die dichte Hecke auf der rechten Seite wurde von einem geschmiedeten Tor unterbrochen, und fast im Grün versteckt leuchtete die goldene Hausnummer 123.
    »Sieh zu, ob uns jemand das Tor öffnet«, forderte ich Phil auf.
    Er stieg missmutig aus dem Wagen. Ich sah, wie er drüben am Tor stehen blieb und auf die Klingel drückte. Dann schien er zu sprechen. Wahrscheinlich gab es dort eine Gegensprechanlage. Schließlich winkte er, und während ich anfuhr, schwang das schwere Tor langsam auf. Ich ließ Phil einsteigen und lenkte den Jaguar vorsichtig über den gepflegten Parkweg, der sich zwischen alten Ulmen und Blumenbeeten hindurch schlängelte, auf das weiße Haus zu, das im Hintergrund des weitläufigen Grundstücks lag. Im Rückspiegel sah ich, dass sich das Tor automatisch hinter uns geschlossen hatte.
    Die Sonne schien durch das dichte Laub der Bäume und malte helle Reflexe auf den dunklen Rasen. Vor dem Haus war eine weite Fläche angelegt, die mit weißem, grobkörnigem Kies bestreut war. Drei Wagen standen exakt ausgerichtet in der Sonne, schwere Limousinen der teuren Marken.
    »Die zweihundert falschen Dollar dürften ihm jedenfalls keine großen Sorgen machen«, philosophierte Phil, während er sich in dieser feudalen Umgebung umblickte.
    Wir stiegen aus und schritten die Stufen der breiten Freitreppe hinauf.
    »Wir werden von Mr. Loland erwartet«, sagte ich zu einem schwarzgekleideten Butler, der wie aus der Erde gewachsen plötzlich vor uns stand.
    »Wen darf ich melden?«, fragte er.
    »Decker und Cotton vom FBI!«
    Er schien über unseren Besuch informiert zu sein, denn in seinen Augen schimmerte kaum Neugier. Er bat uns in die Halle des Hauses, und hier umfing uns mit einem Male wohltuende Kühle. Die Sonne drang nur in schmalen Streifen durch die heruntergelassenen Jalousien, und großblättrige Pflanzen vermittelten den Eindruck der Frische und einer weniger drückenden Atmosphäre.
    »Mr. Loland lässt bitten«, sagte der Butler, der gegangen war, um uns anzumelden.
    Wir folgten ihm über dicke Teppiche eine Treppe hinauf, und dann standen wir in Horace Lolands Arbeitszimmer. Es nahm die ganze Breite des Hauses und einen guten Teil seiner Länge ein. Der riesige Raum war mit einem einzigen Teppich ausgelegt, der in wahrhaft orientalischer
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