Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0070 - Die Teufelsbraut

0070 - Die Teufelsbraut

Titel: 0070 - Die Teufelsbraut
Autoren: Friedrich Tenkrat
Vom Netzwerk:
dorthin.
    Am anderen Ende war Orfeu Calamasse.
    »Sagen Sie mal, können Sie zaubern?« fragte ich den Kommissar. Ich dachte, er würde mir schon die Adresse von Ludus Bajaja nennen können. Doch ich irrte mich.
    Er rief aus einem anderen Grund an.
    »Wir hatten Erfolg mit der Fahndung, Sinclair!« rief er aufgeregt.
    »Zsa Zsa?«
    »Ja.«
    Alle meine Muskeln strafften sich. »Wo ist sie?«
    »In einer Favela. So nennt man bei uns die…«
    »… Elendsviertel. Ich weiß«, fiel ich dem Kommissar ins Wort.
    »Zsa Zsa wurde von zwei Streifenwagen gejagt. Sie ist in die Favela Pasmado geflohen. Diese Favela liegt über dem Tunel do Pasmado – das ist der erste Tunnel auf der Fahrt nach Copacabana. Die Hexe hat sich in einer der schäbigen Hütten verbarrikadiert.«
    »Sagen Sie Ihren Kollegen, sie sollen nichts gegen Zsa Zsa unternehmen«, verlangte ich.
    »Wollen Sie sich um die Hexe kümmern?«
    »Ist doch wohl klar«, gab ich zurück.
    Ich hängte den Hörer an den Haken.
    Ich hatte es eigentlich nicht zu hoffen gewagt, daß die Polizei mit Ihrer Fahndung Erfolg haben würde.
    Aber es hatte geklappt. Und ich konnte den Moment nicht erwarten, wo ich Zsa Zsa wiedersehen würde.
    ***
    Den Touristen wird eine Besichtigung einer Favela allein nicht empfohlen. Das kann gefährlich sein.
    An und für sich gehört der Besuch einer Favela eher zu einem unerquicklichen Erlebnis von Not und Schmutz, das auch durch Samba- und Macumba-Veranstaltungen nichts von seinem deprimierenden Charakter verliert.
    Als wir in der Favela Pasmado eintrafen, begegneten uns die Menschen, die dort wohnten, mit scheuen, mißtrauischen Blicken.
    Die schäbige Hütte, in der sich die Hexe verbarrikadiert hatte, war von etwa neun Polizeibeamten umstellt.
    Hierher führte keine Straße. In steilem Zickzack erreichte ein ausgetretener Weg die Elendssiedlung.
    Ich zückte meinen Sonderausweis. Der Uniformierte, an den ich mich wandte, war von Orfeu Calamasse instruiert worden.
    Wir hatten keine Schwierigkeiten. Im Gegenteil. Der Polizeibeamte teilte mir mit, daß ich nach Belieben über ihn und seine Männer verfügen könne.
    »Ist sie noch da drinnen?« fragte ich den Polizisten.
    »Wenn Sie nicht fähig ist, sich in Luft aufzulösen, muß sie sich noch in der Hütte befinden«, gab der Polizist zurück.
    »Habt ihr sie aufgefordert, herauszukommen?« erkundigte ich mich.
    »Ja. Aber davon will sie nichts wissen. Wir wollten die Tür aufbrechen, doch das schafften wir nicht. Irgendein Zauber ist da wirksam.«
    Meine Brauen zogen sich zusammen. »Ich werde hineingehen.«
    »Allein?« fragte der Beamte besorgt. »Wäre es nicht besser, wenn ich Ihnen zwei, drei Männer mitgeben würde?«
    »Ich bin sicher, daß ich mit dem Mädchen allein fertig werde«, sagte ich und marschierte los.
    Suko machte ein saures Gesicht. Er hätte mich gern begleitet. Doch ich wollte mit Zsa Zsa unter vier Augen reden.
    Die Hütte bestand aus alten Kisten und morschen Brettern. Überall ausgebessert. Teilweise mit Draht zusammengehalten. Das Dach bestand aus Wellblech. Schwere Steine lagen darauf, damit der Wind die Hütte nicht abdecken konnte.
    Ich näherte mich dem Eingang.
    Als ich meine Hand auf das Holz legte, war mir, als würde ich einen elektrischen Schlag erhalten.
    Ich entkräftete Zsa Zsas Zauber mit einem weißmagischen Spruch. Nun ließ sich die Tür öffnen. Ich trat ein.
    Zsa Zsa wandte sich mir mit einem schnellen Ruck zu. Wild funkelten mich ihre bernsteinfarbenen Augen an.
    Mehr als bei unserer ersten Begegnung erinnerte mich der Ausdruck ihres Gesichts an eine Katze. Sie war bildschön. Doch ich ließ mich von dieser Schönheit nicht blenden. Ich wußte, daß diese Hexe ungemein gefährlich war.
    »John Sinclair!« sagte sie. Es klang abfällig.
    »Ich habe nicht zu hoffen gewagt, daß wir einander so bald schon wiedersehen, Zsa Zsa.«
    »Ich hätte dich in meinem Haus töten sollen!« fauchte die Hexe.
    »Du hast es versucht. Es ist dir nicht gelungen.«
    »Ich werde es wieder versuchen!« zischte die Hexe.
    »Es gelang mir, Carlos Lava vom Bösen zu befreien…«
    »Das weiß ich.«
    »Laß dir von mir helfen, Zsa Zsa. Mit vereinten Kräften würden wir es schaffen. Ich könnte dich erlösen…«
    »Ich will nicht erlöst werden!« schrie mich die Hexe wütend an. »Hörst du, Sinclair? Ich will nicht! Ich bin eine Satansbraut, und ich bin stolz darauf!«
    »Du hast mich in Ludus Bajajas Auftrag in dein Haus gelockt. Du siehst in ihm jetzt schon den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher