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007 - Das Grauen von Blackwood Castle

007 - Das Grauen von Blackwood Castle

Titel: 007 - Das Grauen von Blackwood Castle
Autoren: Larry Brent
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dunkelblondes, bis in den Nacken wachsendes, dichtes Haar. Sein
Gesicht war gebräunt, markant geschnitten, hatte feste, männliche Lippen und
ein energisches Kinn. Die Augen besaßen die Farbe eines Bergsees.
    »Sie erinnern sich?«, fragte Sheila nachdrücklich. »Ist sie denn nicht mehr
hier?«
    »Sie ist gegangen. Offenbar wurde es ihr hier zu langweilig.«
    Sheila bemerkte überrascht, dass sich sein Verhalten ihr gegenüber änderte.
Er wirkte weniger scheu und schien mit jeder Minute mehr Ruhe und Sicherheit zu
gewinnen.
    »Ah, davon hat sie mir nichts geschrieben.«
    Er biss sich auf die Lippen. »Ihr Entschluss muss plötzlich erfolgt sein. –
Hat Eileen Evans Sie denn hier erwartet?«, fragte er.
    »Nein, Sie weiß nichts von meinem Besuch. Ich bin zufällig hier.«
    »Na, sehen Sie.« Wie hypnotisiert starrte Dave sie an. »Es ist merkwürdig«,
kam es wie ein Hauch über seine Lippen.
    »Was?«
    Seine Hände fuhren mit einer nervösen Geste über die Stirn und strichen das
Haar nach hinten. »Sie sehen ihr ähnlich.«
    »Unmöglich. Eileen ist schwarzhaarig und kleiner als ich.«
    »Die Augen«, sagte er leise. »Es sind die Augen. Große, schöne Augen, Miss
...«
    »Martens, Sheila Martens«, nutzte sie die Gelegenheit, ihren Namen zu
nennen. »Die Augen, das ist möglich, ja. Auch Eileen hat blaue Augen.«
    »Die Farbe ihrer Augen deckte sich genau mit den Ihren, Miss Martens. Bei
Eileen war es der Kontrast zum schwarzen Haar – bei Ihnen ist es die Harmonie,
die genau zu dem goldblonden passt.«
    Etwas in den Ausführungen berührte Sheila eigenartig. Warum gebrauchte Dave
Wellington die Vergangenheitsform, wenn er von Eileen sprach?
    Sie fühlte eine Gänsehaut, die langsam über ihren Körper kroch.
    »Meine Unhöflichkeit von vorhin müssen Sie entschuldigen. Ich habe es nicht
gern, wenn ich bei der Arbeit gestört werde.«
    Dann warf er einen Blick auf den Busch, vor dem er vorhin gehockt hatte,
als die Journalistin eintraf. Sheila sah mehrere dicke Raupen, die langsam auf
dem dunklen Geäst emporkrochen und sich an die fetten, grünen Blätter setzten.
Feine schleimige Fäden, die wie hauchdünnes Spinngewebe wirkten, wiesen den Weg,
den die Tiere bereits zurückgelegt hatten.
    »Raupen?« Sheilas Mundwinkel verzogen sich, als sie die Tiere sah. Die
einen waren gelb wie Eidotter, die anderen giftgrün, so dass sie sich nur durch
die dünnen, haarfeinen violetten Streifen von den Blättern des Busches
unterschieden.
    Dave Wellington nickte eifrig, während er mit unruhigen Augen jede Bewegung
seiner Schützlinge beobachtete. »Raupen, ja. Mein Hobby. Ich züchte sie seit
Jahren.«
    »In China züchtet man Raupen, um Seide von ihnen zu gewinnen«, warf die
Journalistin ein, während sie neben Dave in die Hocke ging. »Da erfüllt die
Zucht noch einen Zweck. Aber was wollen Sie mit diesen hässlichen, fetten
Biestern anfangen?« Sie schüttelte sich. Alles, was kroch, was sich wie ein
Wurm oder eine Schlange auf der Erde bewegte, erregte ihre Abscheu.
    Dave Wellington warf ihr einen kalten Blick zu. »Sie sind nicht hässlich.
Ich züchte sie und studiere ihr Leben.«
    »Dann haben Sie nicht lange Ihre Freude daran. Noch in diesem Sommer werden
sich Ihre Raupen verpuppen und schließlich in Schmetterlinge verwandeln.«
    Er schüttelte den Kopf. »Diese nicht! Sie bleiben Raupen, weil ich es
will!« Sheila sah ihn von der Seite an, doch er erwiderte ihren Blick nicht.
Sein Gesicht war ernst und angespannt.
    »Sie bleiben Raupen! Ich habe sie, noch vor dem Gewitterregen, hier draußen
ausgesetzt, um zu sehen, wie sie sich unter natürlichen Bedingungen verhalten.
Sie sind die Natur nicht mehr gewöhnt, sie sind unter künstlichen Bedingungen
aufgewachsen. Zwei Jahre sind sie jetzt alt, und dies ist ihre erste Begegnung
mit der Natur.«
    Zwei Jahre alte Raupen?
    Ungläubigkeit zeigte sich im Blick der Journalistin.
    Dave Wellington erzählte ihr beiläufig einiges über seine Zucht, die in
speziell dafür vorgesehenen Räumen des Schlossgewölbes untergebracht war.
Sheila zeigte sich interessiert, und sie erwähnte, dass sie die Zuchträume gern
einmal zu sehen wünsche. »Wahrscheinlich bleibe ich drei oder vier Tage.«
    Er antwortete nicht, schien nichts zu hören, war nur versunken in den
Anblick der widerlichen, fetten Raupen.
    »Ich denke doch, dass ich ein Zimmer hier bekommen kann, nichtwahr?«
    »Aber natürlich. Zwanzig, wenn Sie wollen.«
    »Eines reicht mir.«
    Sie erhob sich. Auch er kam
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