Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0069 - Ich machte meinen größten Fehler

0069 - Ich machte meinen größten Fehler

Titel: 0069 - Ich machte meinen größten Fehler
Autoren: Ich machte meinen größten Fehler
Vom Netzwerk:
mich wohlzufühlen, und ich spürte nicht wenig Lust, den Störenfried auf nachdrücklichste Art zurechtzuweisen. Aber wenn ich ihn recht erkannte, so war es Fedor Bell, mein Brötchengeber, und dem gegenüber musste ich mich rücksichtsvoll zeigen.
    »Ich gebe einen Drink aus«, antwortete ich. »Steigen Sie auf!« Und ich klopfte auf den Barhocker neben mir.
    Er hatte keinen Sinn für Spaß. Er zog mich von meinem Hocker herunter. Ich taumelte. Meine Knie waren so weich.
    »Der Kerl ist schon wieder haubitzenvoll«, stöhnte Bell. Er zerrte mich hinter sich her zum Ausgang, verfrachtete mich in seinen Wagen, wobei ich mir heftig den Kopf stieß und fuhr dann ab.
    Ich schlief während der Fahrt ein, aber Bell ließ mich nicht zur Ruhe kommen. Er weckte mich unsanft, als wir vor seiner Wohnung hielten, schleifte mich gleich ins Badezimmer.
    Er drückte mir den Kopf unter den Kaltwasserhahn und drehte auf.
    Ich prustete und wollte ihn abschütteln, aber er blieb hart. Erst als ich eine ausgiebige Dusche bekommen hatte, ließ er mich frei.
    Ich schüttelte mich wie ein junger Hund.
    »Machen Sie das nicht noch einmal«, knurrte ich wütend.
    »Ich mache es so oft Sie über den Durst trinken«, zischte er zurück. »Ich kann keinen Säufer gebrauchen.«
    »Geben Sie mir wenigstens einen Drink für den Nachdurst«, verlangte ich.
    »Einen Liter starken Kaffee können Sie bekommen und eine Handvoll Tabletten. Ihr Flugzeug geht in zwei Stunden.«
    »Ich will gar nicht verreisen.«
    »Sie müssen.«
    Eigenhändig braute er eine Riesenkanne nachtschwarzen Kaffees und ruhte nicht eher, bis ich sie ausgetrunken hatte. Außerdem zwang er mich, vier Tabletten zu schlucken.
    »Sie vergiften mich«, protestierte ich, aber ich hatte nach dieser Gewaltprozedur meinen Verstand leidlich zusammen.
    »Hören Sie zu«, erklärte Bell eindringlich. »Sie fliegen sofort nach Los Angeles. Die Cops haben dort einen Mann geschnappt, der den Namen eines anderen Mannes genannt hat, und dieser andere weiß zu viel. Er konnte sich noch eben in Sicherheit bringen, aber jetzt hockt er in einem kleinen Hotel und traut sich nicht auf die Straße. Er hat eine dicke Narbe im Gesicht, und die Polizisten kennen diese Narbe.«
    »Nachts sind auch alle Narben nicht zu sehen.«
    »Sie haben immer Einwände, Cotton«, schimpfte Bell. »Schön, ich will es Ihnen erklären. Der Mann hat für uns das Marihuana-Geschäft in Hollywood besorgt. Er ist selbst ein ehemaliger Filmschauspieler, und er hat uns unter seinen Kollegen eine Menge guter Kunden besorgt. Dann wurde ein Verbindungsmann hochgenommen, und der nannte den Namen des Ex-Schauspielers den Cops, ich sagte es schon. Das wäre weiter nicht schlimm. Wir haben immer damit gerechnet, und bisher waren wir uns mit dem Schauspieler völlig einig, dass er in einem solchen Fall, wenn er selbst gefasst wird, den Mund hält, sich von uns einen Anwalt bezahlen lässt, der dafür sorgt, dass ihm möglichst wenig Jahre aufgebrummt werden, und diese Jahre in Ruhe absitzt. Nun, da der Ernstfall eingetreten ist, spielt der Kerl plötzlich verrückt. Er türmt. Er ruft an und jammert mir etwas vor, er könne nicht im Gefängnis leben. Er würde dort sterben. Wir sollen ihn außer Landes bringen. Ich habe den Verdacht, der Junge hat sich selbst an das Kraut gewöhnt, das er verkauft, und seine Nerven taugen nichts mehr. Er hat sogar gedroht, er würde Namen nennen, wenn er hochgenommen wird.«
    »Welche Namen?«
    »Meinen«, antwortete Fedor Bell schlicht.
    »Wie unangenehm«, grinste ich.
    Er ging darauf nicht ein. Sachlich fuhr er fort.
    »Sie fliegen also nach Los Angeles und erledigen den Fall.«
    »Ich soll ihn außer Landes bringen?«
    Er sah mich erstaunt an. »Wenn Sie es so nennen wollen«, lachte er.
    Ich machte eine eindeutige Handbewegung. Bell nickte.
    »Zum Henker«, schimpfte ich. »Haben Sie keine Leute dort, die das erledigen können?«
    »Natürlich«, lächelte mein Chef, »aber man wünscht, dass Sie den Fall übernehmen.«
    »Wer wünscht das? Wer ist ,man’?« Er beantwortete die Fragen nicht, sondern fragte seinerseits: »Fahren Sie nun oder nicht?«
    »Okay«, knurrte ich. »Ich fliege. Geben Sie mir die Flugkarte!«
    ***
    Ich kam am anderen Mittag in Los Angeles an. Ich war schlecht gelaunt. Da stand ich nun und hatte den Auftrag am Hals einen Menschen zu töten. Als ich noch im Dienst war, habe ich mehr als einmal auf einen Menschen schießen müssen, und ich bemühte mich, mir einzureden, dass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher