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0067 - Die Teufelssekte

0067 - Die Teufelssekte

Titel: 0067 - Die Teufelssekte
Autoren: Jason Dark
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der die beiden Hälften zusammenhielt. Ein saugendes Geräusch entstand, als die beiden Hälften auseinanderglitten.
    Die Frau lag frei.
    Ich starrte sie an.
    Zuerst geschah nichts. Es schien, als hätte Serena Kyle überhaupt nichts bemerkt, daß ihr Gefängnis jetzt offen war. Sie war eine schöne Frau. Aber zwischen der blendenden Schönheit einer Frau und dem Antlitz des Teufels ist der Weg oft gar nicht mal so weit. Noch nie hatte ich mich von dem Äußeren eines Menschen täuschen lassen. Und gerade Frauen konnten eine blendende Fassade besitzen, waren in ihrem Innern kalt und gemein.
    Das alles wurde mir bewußt, als ich Serena Kyle anschaute, während mich Ruth nach wie vor mit meiner eigenen Waffe bedrohte und auch Glenda Perkins von Donna Summers mit dem Messer in Schach gehalten wurde. Ihr eigenes Messer hatte Ruth in eine Lederscheide gesteckt, die an ihrem Rockgürtel befestigt war.
    Sie wirkte auf mich wie eine gefährliche, finstere Kriegerin. Im Endeffekt war sie auch nichts anderes. Dabei stellte ich mir die Frage, wie es wohl in diesen Frauen aussehen mußte. Sie hatten sich dem Satan verschrieben. Wie tief mußte ein Mensch eigentlich sinken, um diesen Weg einzuschlagen? Vielleicht war auch die Schuld in unserer Gesellschaft zu suchen. Einer Gesellschaft, die trotz Ölkrise nur auf Konsum ausgerichtet war, und in der die Menschen immer einsamer wurden. Die Selbstmordrate stieg. Selbstmord war ebensowenig ein Ausweg wie die Flucht in obskure Sekten und Teufelszirkel.
    »Woran denkst du?« fragte mich Ruth.
    »An nichts.«
    Ich sah ihr an, daß sie mir nicht glaubte, doch das störte mich nicht im geringsten.
    Die beiden Glatzköpfe hatten sich in Nähe des Türlochs aufgebaut. Sie ließen mich keine Sekunde aus den Augen.
    Ich konnte von meinem Platz aus durch das große Fenster schauen und sah über die Dächer von London. Ein Anblick, der mir gefiel. Sollte ich ihn zum letztenmal genießen?
    Nein, nur das nicht.
    Hart preßte ich die Lippen zusammen. Noch lebte ich, und ich würde es den anderen nicht leicht machen.
    Doch zunächst fesselte Serena Kyle meine Aufmerksamkeit.
    Sie verließ ihren Sarg.
    Ihr Aufstehen glich einem Ritual. Zuerst legte sie die Hände auf den Rand, dann drückte sie sich hoch. Dabei blieb ihr Rücken steif, und sie erinnerte mich in diesen schrecklichen Augenblicken an eine Untote.
    Aber sie lebte.
    Ich hörte sie atmen.
    Es war ein Atemzug wie bei einem Menschen, der nach langem Schlaf erwacht ist.
    Tief und saugend…
    Sie blickte sich um.
    Dabei drehte sie den Kopf nach rechts. Immer weiter…
    Ich schluckte.
    Serena Kyle konnte tatsächlich ihren Kopf um dreihundertsechzig Grad drehen.
    Ein Phänomen.
    Sie hatte mich auch gesehen, und plötzlich schaute sie mich an. In ihrem Gesicht regte sich kein Muskel. Nur die Augen lebten, und in ihnen glaubte ich, rötliche Pupillen schimmern zu sehen.
    »Sinclair«, flüsterte sie. »John Sinclair?« Meinen vollen Namen stellte sie als Frage.
    Ich nickte.
    Ruth begann zu lachen. »Wie du siehst, Serena, haben wir ihn. Und er kann sich nicht einmal wehren.«
    »Wie ist es euch gelungen?« fragte Serena.
    »Ganz einfach war es.« Ruth deutete auf Glenda. »Durch sie. Durch diese kleine Verräterin.«
    Serena Kyle lachte leise. »Ja, ich hatte es mir schon gedacht, daß sie eine Verräterin ist.«
    »Soll ich sie bestrafen?« fragte Donna hastig.
    »Nein, noch nicht. Später ja.«
    »Schade.«
    Serena Kyle saß noch immer in ihrem gläsernen Sarg. Ihr Arm machte eine Bewegung, dann deutete ihr Zeigefinger auf mich. »Aber ihn, ihn will ich haben! Er soll sterben, damit wir ihn Asmodina als Geschenk machen können!«
    Ich zuckte nicht zusammen, zeigte auch kein Erschrecken, sondern machte gar nichts.
    Ruhig blieb ich stehen.
    Serena Kyle stieg aus dem Sarg. Der schwarze Samt, mit dem die gläserne Totenkiste ausstaffiert war, schimmerte. Er bedeckte den Boden des Sargs und sollte bald auch mir als Unterlage dienen.
    Serena Kyle trug ein helles, fast durchsichtiges Gewand. Sie hatte einen fantastischen Körper, und obwohl ich wirklich in einer miesen Situation steckte, kam ich nicht daran vorbei, ihren Körper zu bewundern.
    Sie streckte sich, und um ihre Lippen glitt ein rätselhaftes, aber auch wissendes Lächeln. »Ein Geschenk für Asmodina«, flüsterte sie. »Besser kann man sich bei ihr gar nicht einführen. Sie wird bei ihrem Vater, dem Höllenfürsten, noch weiter in der Gunst steigen. Du, Sinclair, bist dem Tod
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