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0063 - Der Hüter des Bösen

0063 - Der Hüter des Bösen

Titel: 0063 - Der Hüter des Bösen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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absolute Gewissheit aus.
    »Hierher? Woher wollen Sie das wissen, Monsieur Martin?«
    »Ich spüre es«, sagte der junge Mann. »Ich spüre es ganz deutlich.«
    Und wieder hatte Zamorra das Gefühl, dass mit dem Aussehen Martins etwas nicht stimmte. Eine Art verrutschter Heiligenschein schien über ihm, nein, hinter ihm zu schweben. Und dieser fluoreszierende Schein war nicht substanzlos, ließ die Umrisse einer höllischen Fratze erkennen.
    Zamorra blinzelte, aber der Spuk war schon wieder verflogen.
    Dennoch schlug sein Herz ein paar Takte schneller. Er war auf der richtigen Spur! Auch mit diesem jungen Mann stimmte einiges nicht. Diese Fratze! Durchaus möglich, dass es das Abbild eines Dämons gewesen war. Er bedauerte zutiefst, dass er sein Amulett nicht auf der Brust trug. Dann wäre alles viel leichter gewesen.
    Martin stand plötzlich auf. »Ich muss jetzt gehen, Monsieur Zamorra«, sagte er. »Hat mich gefreut, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    »He, nicht so schnell mit den jungen Pferden«, entgegnete der Professor und erhob sich ebenfalls. »Wo wollen Sie denn auf einmal hin?«
    Der junge Mann bedachte ihn mit einem kalten Blick. »Bin ich Ihnen etwa Rechenschaft schuldig? Ich bin ein freier Bürger und kann tun und lassen, was ich will.«
    Zamorra entging nicht, dass eine seltsame Unruhe den Sohn des Ermordeten befallen hatte. Von seiner anfänglichen Gelassenheit war nichts mehr zu erkennen. Hektik und Nervosität standen ihm förmlich im Gesicht geschrieben.
    »Sicherlich sind Sie ein freier Bürger, Monsieur Martin«, sagte der Professor.
    »Aber vergessen Sie nicht, dass die Polizei…«
    »Liegt vielleicht etwas gegen mich vor?«, unterbrach Jean Martin.
    »Wollen Sie mich verhaften? Ich glaube kaum, dass dazu ein Grund vorliegt.«
    Zamorra resignierte scheinbar. »Natürlich kann ich Sie nicht zwingen, Monsieur Martin. Bitte sehr, wenn Sie gehen wollen… Ich halte Sie nicht auf.«
    »Gut, dass Sie es einsehen«, sagte Martin. Dann nickte er dem Professor kurz zu und verließ eilig den Raum, ganz so als sei er der Gast und Zamorra der Hausherr.
    Der Parapsychologe gab ihm einen kleinen Vorsprung und folgte dann.
    ***
    Eins musste Zamorra dem jungen Mann lassen: Er war ein exzellenter Autofahrer. Selten hatte er sich so anstrengen müssen, den Anschluss nicht zu verlieren. Er war froh, dass er bei der Mietwagenfirma einen PS-starken Wagen genommen hatte. Anderenfalls wäre er von Martin längst abgehängt worden.
    Die Fahrt ging in nördlicher Richtung, auf die Autobahn. Und dort fuhr Martin mehr oder weniger nur auf der Überholspur.
    Der Professor fragte sich immer wieder, wo Martin hinwollte.
    Wusste er wirklich, wo Henry Montpellier steckte? Oder hatte er tatsächlich ein ganz anderes Ziel, ein Ziel, das mit der ganzen Angelegenheit nicht das geringste zu tun hatte? Zamorra glaubte jedoch nicht so recht an diese Möglichkeit.
    Das zweite Problem, das ihn intensiv beschäftigte, waren die seltsamen Trugbilder, die ihm an der Bar erschienen waren. Trugbilder?
    Nein, er war sich eigentlich ganz sicher, dass er keine Hirngespinste gesehen hatte. Da war etwas gewesen.
    Vorerst stellte er alle Überlegungen zurück und konzentrierte sich ganz auf die Fahrt. Die Dunkelheit war inzwischen angebrochen, und ein starker Regenfall behinderte Sicht und Spurtreue des Wagens. Es war wirklich kein Vergnügen, bei diesen Verhältnissen mit mehr als hundert Sachen über die Autobahn zu brausen.
    Schließlich, Salon und Avignon lagen bereits ein ganzes Stück zurück, verließ der verfolgte Wagen die Überholspur und scherte auf die Normalspur ein. Ein Hinweisschild, kündigte eine baldige Ausfahrt an. Wollte Jean Martin hier die Autobahn verlassen?
    Er wollte. Seine Bremslichter flammten auf und leicht schleudernd ging der Wagen in die Ausfahrtkurve.
    Da Zamorra wenig daran gelegen war, Martin darauf aufmerksam zu machen, dass er sich an seine Fersen geheftet hatte, hielt er sich ein Stück zurück. Diese Maßnahme hätte sich beinahe als Fehler erwiesen. Als der Professor in die Landstraße einbog, war weit und breit von Martins Fahrzeug nichts zu erkennen. Er war verblüfft. Die Landstraße erstreckte sich schnurgerade in beide Richtungen. Wo, zum Teufel, war Martin geblieben? Hatte er irgendwo geparkt und die Lichter gelöscht?
    Zamorra fuhr ganz langsam weiter und fand dann des Rätsels Lösung. In geringer Entfernung befand sich die Autobahnauffahrt zurück nach Marseille. Dennoch, es gab keine andere
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