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0061 - Kino des Schreckens

0061 - Kino des Schreckens

Titel: 0061 - Kino des Schreckens
Autoren: Jason Dark
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grüßen.
    »Lassen Sie den Quatsch«, sagte ich.
    Der Penner hinter mir lachte. »Endlich ein normaler Bulle«, gluckste er.
    Ich reichte dem Sergeant die Hand. »Wo finden wir denn unseren Freund?« fragte ich.
    »Warten Sie, Sir!« Der Beamte hob eine Klappe und stand neben mir. Wir schritten durch den Gang an der Bank vorbei, wo mich der Penner anschielte. Sein Kollege war eingeschlafen.
    Durch eine Eisentür gelangten wir in den Zellentrakt des Untersuchungsgefängnisses. Der Geruch von Bohnerwachs stach mir in die Nase. In dem Linoleum des Zellenbodens konnte man sich spiegeln.
    Zur Verfügung standen drei Zellen. Richtige Käfige mit einem Bett, einem kleinen Hocker und einem Waschbecken als Einrichtung.
    Nur eine Zelle war besetzt.
    Ich schaute den Mann an.
    »Das ist Ted Summer«, sagte der Sergeant.
    Ich nickte nur.
    Summer machte einen deprimierten Eindruck. Er saß auf dem Bett, seine Hände fuhren fahrig über die angewinkelten Knie. Das blauschwarze Haar war zerzaust, der Anzug zerknittert, die Haut fahl. Tief lagen die Augen in den Höhlen. Mißtrauen, aber auch Hoffnung glomm mir aus ihnen entgegen.
    »Schließen Sie auf«, sagte ich zu meinem Begleiter.
    Der Sergeant schaute mich an, sagte aber nichts. Schweigend holte er einen Schlüsselbund hervor und öffnete die Tür.
    Ted Summer stand auf. Seine trockenen Lippen formten eine Frage. »Wer sind Sie?«
    Ich lächelte. »Mein Name ist John Sinclair. Ich bin Oberinspektor bei Scotland Yard.«
    Summer nickte.
    »Setzen Sie sich doch wieder«, sagte ich und nahm auf einem Hocker Platz. Ich holte die Zigaretten hervor. »Rauchen Sie?«
    »Ja.«
    Ich gab auch eine Runde Feuer. Der Sergeant stand draußen im Gang vor der Zelle in Hab-acht-Stellung. Sollte er.
    »Wie ich hörte, hatten Sie Schwierigkeiten, Mr. Summer?« begann ich die Befragung.
    Er hustete trocken. »Schwierigkeiten ist gar kein Ausdruck. Diese dummen Ignoranten wollten mir kein Wort von dem glauben, was ich erlebt hatte.«
    Walcott meldete sich. »Ich muß doch sehr bitten.«
    »Ist aber wahr!«
    »Beruhigen Sie sich, Mr. Summer. Ich bin gekommen, um Sie anzuhören.«
    »Danke.« Er sog an der Zigarette. »Am besten fange ich ganz von vorn an. Wir waren im Kino, Linda und ich.«
    »Wer ist Linda?«
    »Meine Freundin, Linda Long. Schon seit Wochen läuft in Soho ein toller Gruselfilm. Blutige Nächte. Und da Linda für diese Filme schwärmt, bin ich mitgegangen. Wir saßen in der ersten Reihe. Es war schrecklich. Der Film ebenso wie die Ereignisse, die plötzlich von der Leinwand in den Kinoraum hineinprojeziert wurden. Die grauenhaften Gestalten kamen aus der Leinwand auf uns zu.«
    »Sie haben da einen Namen erwähnt«, sagte ich. »Der Schwarze Tod.«
    »Ja, so nannte sich jemand. Ein schwarzes Skelett mit leuchtend weißen Augen. Es griff auch in das Geschehen ein, kam in eine Nebelwolke gehüllt in den Zuschauerraum und packte Linda.«
    »Was geschah mit ihr?«
    »Sie wurde in die Leinwand gezogen und verschwand in einer Welt, die es normalerweise gar nicht gibt.«
    »Dann ist der Film zu einer grausamen Realität geworden«, sagte ich.
    »Genau, Sir.«
    »Aber was haben die anderen Zuschauer gesagt?« fragte ich ihn. »Sie müssen doch etwas bemerkt haben?«
    »Nein. Ich weiß auch nicht wieso. Vielleicht war es auch die Luft.«
    »Welche Luft?«
    »Die aus der Leinwand. Sie roch so komisch. Süßlich, irgendwie. Wie Blut«, flüsterte er.
    Ich nickte. »Und was haben Sie gemacht?«
    »Gerannt bin ich. Fluchtartig habe ich das Kino verlassen. Ich wollte Hilfe holen. Linda mußte doch befreit werden. Sie kann nicht in dieser Leinwand bleiben.«
    »Nein, das geht auf keinen Fall.« Ich gab Ted Summer recht.
    »Und was wollen Sie machen?« fragte er mich. »Sie – Sie glauben mir doch – oder?«
    »Ja, ich glaube Ihnen. Hieß das Kino Odeon?«
    Er nickte.
    »Dann werde ich mich in diesem Schuppen einmal umsehen, Mr. Summer.«
    »Was geschieht mit mir?« Er sprang auf und schaute mich hoffnungsvoll an.
    Ich drehte den Kopf und wandte mich an den Sergeant. »Für mich besteht kein Grund, den Mann noch länger hier zu behalten«, sagte ich.
    »Sehr wohl, Sir.«
    »Dann entlassen Sie mich?« fragte Summer.
    Der Sergeant nickte.
    Summer atmete auf. »Vielleicht sehe ich Linda doch noch wieder«, schluchzte er.
    Ich wünschte ihm jedenfalls viel Glück, obwohl ich seine Hoffnung nicht so recht teilen konnte.
    »Ich begleite Sie noch hinaus«, sagte Walcott. »Wir regeln dann später alles,
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