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0061 - Kino des Schreckens

0061 - Kino des Schreckens

Titel: 0061 - Kino des Schreckens
Autoren: Jason Dark
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bekommen.«
    Sie hauchte ihm einen Kuß auf die Wange. »Du wirst es schon schaffen.«
    Auf Sukos Gesicht ging die Sonne auf.
    Zwei Minuten später war er tatsächlich an der Reihe. Er brauchte nur den Kopf zu heben und sah Schilder mit der Aufschrift ausverkauft leuchten.
    Nur noch die ersten fünf Reihen waren frei.
    »Zweimal Reihe fünf«, sagte Suko.
    Die magere Frau in dem Kassenhäuschen grinste mit trockenen Lippen. »Es ist nur noch Reihe eins zu haben.«
    »Dann geben Sie mir die«, sagte Suko.
    Die Frau riß zwei Karten ab und Suko zahlte einen stolzen Preis, denn der Eintritt war erhöht worden. Wegen Überlänge, hieß es.
    Mehrere Glastüren markierten den Kinoeingang. Vier breite Steinstufen führten zu ihnen hinauf. Nur ein Türflügel stand offen. Ein dicker schwitzender Mann riß die Karten ab, bedachte Shao mit einem langen Blick aus seinen Schweineäuglein und reichte Suko und das Mädchen weiter an eine pferdeschwänzige Platzanweiserin, die vor ihnen bis zum Eingang des Kinosaals hertänzelte und dann sagte: »Reihe eins.«
    »Das hätten wir sogar ohne Ihre Hilfe gewußt«, erwiderte der Chinese trocken.
    Die Platzanweiserin war schon wieder weg.
    Zum Glück hatte der Film noch nicht begonnen. Es war so hell, daß Suko und Shao sich gut zurechtfanden, während eine Diawerbung über die Leinwand flimmerte.
    Sie schritten den schrägen Seitengang hinunter. Ein Rocker legte provozierend seine Beine in den Gang, und Shao wäre fast darüber gestolpert, hätte Suko sie im letzten Augenblick nicht festgehalten.
    Der Rocker grinste. Ein bleiches Milchgesicht leuchtete dem Chinesen entgegen. »Ich habe deine Puppe lieber liegend«, behauptete er und behielt das Grinsen bei.
    »Wenn ich dir jetzt die Antwort gebe, die dir zusteht, vergehe ich mich an Kindern«, erwiderte Suko. »Deshalb lasse ich es bleiben. Und nun sei friedlich, Bruder.«
    Suko und Shao gingen weiter, als wäre nichts gewesen.
    »Diese Rockerplage nimmt langsam ziemliche Mißstände an«, beschwerte sich Shao.
    »Wenn die Kerle zu frech werden, kriegen sie eins aufs Maul«, sagte Suko.
    Sie hatten inzwischen die erste Reihe erreicht. Als sie zu ihren Plätzen schritten, warfen die Köpfe Schatten auf die verhältnismäßig große Leinwand. Suko drückte Shaos Sitzfläche nach unten und ließ sie Platz nehmen.
    Die Diawerbung war beendet, und es folgte das Vorprogramm. Ein Kulturfilm, den niemand interessierte. Pfiffe gellten durch das Kino, als irgendein Professor über die alten Römer sprach.
    Inzwischen waren auch die letzten Plätze in der ersten Reihe besetzt. Die Platzanweiserin schloß beide Türen zum Vorraum hin. Jetzt stand einer Aufführung des Horror-Films nichts mehr im Wege.
    Suko rutschte in seinem Sitz vor und machte die Beine lang. Immer würde er sowieso nicht auf die Leinwand schauen, denn dann bekam er irgendwann Genickstarre.
    Drei Gongschläge kündeten den Beginn des Hauptfilms an. Suko wußte aus der Werbung, daß nun niemand mehr das Kino betreten durfte. Es wurde wirklich spannend gemacht.
    Langsam teilte sich der Vorhang. Suko und Shao spürten den Luftzug, als er zur Seite glitt. Die verstaubten, künstlichen Blumenblätter am Rand der Bühne zitterten. Shao faßte nach Sukos Arm. »Es geht los«, raunte sie.
    Der Chinese nickte nur.
    Suko war nicht so recht bei der Sache. Ihn störte etwas. Er wußte nicht genau, was es war, aber irgendwie hatte sich die Luft verändert. Okay, in einem gefüllten Kino ist die Luft nie gut, aber diesmal hatte sie einen Beigeschmack.
    Leicht süßlich.
    Wie Blut…
    Suko räusperte sich. Auf der Leinwand erschien ein riesiger Blutfleck, der plötzlich zerplatzte und zu einer Schrift wurde.
    BLUTIGE NÄCHTE.
    Dann setzte die Musik ein. Schrill, disharmonisch und ungeheuer mächtig. Schon jetzt schraken die meisten Zuschauer zusammen. Ein junges Mädchen schrie auf. Shao umklammerte Sukos Arm.
    Die Chinesin hatte sich in den letzten Wochen sehr geändert. Nichts mehr war von ihrer damaligen Härte zurückgeblieben. In Hongkong hätte sie solch ein Film nicht berührt. Aber nun dachte sie europäischer, und sie fürchtete sich.
    Suko konzentrierte sich nicht auf das Leinwandgeschehen, sondern schaute sich um.
    Shao saß rechts von ihm. Er blickte an ihr vorbei, sah bleiche Gesichter und weit aufgerissene Augen. Finger hatten sich um die Lehnen gekrallt.
    Lippen zuckten. Mit offenem Mund saugten die Zuschauer die Luft ein.
    Suko runzelte die Stirn. Er spürte auf einmal das
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