Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0061 - Kino des Schreckens

0061 - Kino des Schreckens

Titel: 0061 - Kino des Schreckens
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
öffnete.
    Die Chinesin lächelte mich an. Sie trug ein grünes Sommerkleid, das figurbetont geschnitten war und hatte die langen Haare hochgesteckt. In den schrägstehenden Mandelaugen blitzte es, als sie meinen Aufzug sah.
    »Ich stand gerade unter der Dusche«, erklärte ich. »Komm rein.«
    Shao schritt an mir vorbei. Sie hatte einen sagenhaften Gang. Er war nicht provozierend, aber schön anzusehen.
    Suko hatte eine verdammt gute Wahl getroffen. Und dabei wollte Shao ihn damals umbringen. [1] Aber das war vergessen.
    Ich schloß die Tür. Shao hatte es sich schon in einem Sessel bequem gemacht.
    »Wo ist Suko?« fragte ich.
    »Unten in der Garage. Er putzt seine Maschine.«
    Ich nickte. »Möchtest du was trinken?«
    »Nein, danke.« Shao schüttelte den Kopf. Sie legte ihre langen Finger gegeneinander. Die Nägel waren grün lackiert, passend zur Farbe des Kleides. »Eigentlich wollten wir dich heute abend einladen, John.«
    »Und wohin?«
    »Ins Kino.«
    »Ehrlich?«
    »Ja.« Sie lächelte. »Suko und ich wollten uns einen Film ansehen. Und da du ja nichts besonderes vor hast, dachten wir, gehen wir zu dritt. Hinterher können wir dann ja noch chinesisch essen gehen. Wird bestimmt ein netter Abend.«
    Ich wiegte den Kopf. »Nicht schlecht der Vorschlag.«
    »Du gehst also mit?«
    »Wie heißt denn der Film?«
    »Blutige Nächte.«
    »Krimi oder Horror?«
    »Horror.«
    Das paßte mir gar nicht. Ich habe beruflich soviel mit Horror zu tun, daß ich nicht scharf darauf war, mir noch einen Gruselfilm anzusehen.
    Shao sah mir an, daß ich nicht vor Begeisterung platzte. »Du hast also Lust?«
    »Wer ist denn von euch beiden auf die Idee gekommen?«
    »Ich.«
    »Und Suko war einverstanden?« wunderte ich mich.
    »Warum nicht.«
    Warum auch nicht. Da hatte sie schon recht. Und Suko war verliebt. Da wirft man so manche Vorsätze über Bord, wenn es einen mal gepackt hat. Ich konnte ihn verstehen. Aber ich hatte keine Lust, mir den Schinken anzuschauen. Das chinesische Essen nachher, das war schon etwas anderes.
    Das sagte ich Shao auch.
    »Okay«, erwiderte sie. »Wie machen wir es dann? Holst du uns vom Kino ab?«
    »Meinetwegen. Wir können uns nach der Vorstellung treffen.«
    »Na fantastisch.« Sie lächelte.
    »Wo wird denn der Schinken gespielt?«
    Shaos Gesicht zeigte einen erstaunten Ausdruck. »Das weißt du nicht, John? Der Film ist doch Tagesgespräch in London. ›Blutige Nächte, ein Schocker für Nervenstarke.‹ Die Zeitungen überschlagen sich. Den Film sollte sich niemand allein ansehen, so lauten die Slogans. Da ist schon was los.«
    »Ja, das glaube ich dir gerne. Aber du mußt verstehen, daß ich keine Lust habe, mir noch einen gespielten Horror anzuschauen.«
    »Klar. Der Film läuft übrigens im Odeon.«
    »In welchem?« Ich fragte bewußt, denn bei uns in London gibt es zahlreiche Filmtheater mit diesem Namen.
    »Das in der Noel Street.«
    »Soho.«
    »Ja.«
    »Okay, ich komme. Wann ist die Vorstellung zu Ende?«
    Shao erhob sich. »Um zwanzig Uhr fängt sie an. Dann sei mal gegen zweiundzwanzig Uhr da.«
    »Abgemacht.«
    Shao tippte mir gegen die nackte Brust, auf der noch ein paar Wassertropfen perlten. »Und jetzt zieh dich an, sonst denken die Leute noch wer weiß was.«
    »Danke für den Rat.«
    Shao lächelte und ging. Sie war in der letzten Zeit viel selbständiger geworden. Vielleicht fühlte sie sich in London jetzt doch wohler. Es war ihr zu gönnen.
    Ich streifte bequeme Kleidung über. Ins Kino gehen wollte ich nun doch nicht. Und vor allen Dingen nicht in einen Horrorfilm.
    Obwohl ein chinesisches Essen auf der Liste stand, wollte ich noch einen Bissen zu mir nehmen. Im Kühlschrank fand ich eine Büchse mit Corned Beef, öffnete sie und aß ein paar Scheiben Toast dazu. Das ganze spülte ich mit Kaffee hinunter.
    Ein richtiges Junggesellenmahl. Aber es schmeckte. Das war die Hauptsache.
    Und dann klingelte das Telefon.
    Plötzlich meldete sich der kleine Mann im Ohr. John, das gibt Ärger.
    Ich überlegte, ob ich abheben sollte, entschied mich dann dafür und meldete mich nach dem fünften Läuten mit einem forschen: »Sinclair!«
    »Oberinspektor Sinclair?« Die Stimme des Anrufers klang sehr förmlich.
    »Ja, der bin ich.«
    »Mein Name ist Sergeant Walcott. Revier Soho. Entschuldigen Sie die Störung, Sir, aber ihr Vorgesetzter, Superintendent Powell, hat mich an Sie verwiesen.«
    Ich nickte höflich. Wie konnte es auch anders sein. »Und worum dreht es sich, Sergeant?«
    »Es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher