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0060 - Ich saß im Todesblock

0060 - Ich saß im Todesblock

Titel: 0060 - Ich saß im Todesblock
Autoren: Ich saß im Todesblock
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Körper schwer in den Sand schlug. Keuchend kam sein Atem von den Lippen.
    Aus der Wunde lief das Blut und färbte den Sand mit einem brandigen rostbraun. Die Schmerzen breiteten sich aus und zuckten mit jedem Pulsschlag durch den ganzen Körper. In seinem Gehirn stach es wie mit glühenden Nadeln.
    Und doch war in ihm nur Raum für diesen einzigen Gedanken: Jerry! Ich muss sehen, was mit Jerry ist. Ich muss! Jerry…
    Er kroch auf dem Bauch weiter. Manchmal musste er eine Pause einlegen, wenn es gar nicht mehr gehen wollte. Aber immer wieder trieb ihn die Freundschaft mit mir und die Sorge um mein Befinden voran.
    Endlich hatte er den untersten Treppenabsatz vor dem Tor erreicht. Er blieb ein paar Herzschläge lang liegen und schöpfte Atem. Die Schmerzen im Bein hatten ein Gleichmaß an Unerträglichkeit erreicht, dass ihm gegen seinen Willen Tränen über das s’taub-verkrustete Gesicht liefen.
    Er kroch zur Hauswand und stemmte sich mühsam an ihr empor. Den Lauf seiner Maschinenpistole verwendete er als Spazierstock, um sich darauf zu stützen und damit das verletzte Bein ein wenig zu entlasten.
    Er biss sich mit den Zähnen an die Unterlippe, als er versuchte, den Treppenabsatz hinaufzuhumpeln. Bald lief ein kleiner Blutbach über sein Kinn. Aber der Schmerz in der Lippe lenkte vom Schmerz im Bein ab.
    Mühsam, mit viel Pausen, keuchte er die Treppe zum ersten Stock hinauf. Die am Tor überwältigten Wärter hatten sich inzwischen gegenseitig von den Fesseln befreit und waren davongeeilt, um Verstärkung zu holen. Aber davon konnte Phil nichts wissen.
    Auf dem Treppenabsatz fand er einen Wärter. Er wollte neben ihm niederknien, vergaß für einen Augenblick seine Verwundung und trat mit dem ganzen Körpergewicht auf dem verletzten Bein auf.
    Der Schmerz flutete wie ein Lavastrom durch seinen Körper und umnebelte das Gehirn. Er verlor sein Gleichgewichtsempfinden, auch das gesunde Bein gab im Kniegelenk nach, als ob es aus Gummi bestünde, und er stürzte wieder.
    Ich hörte den Sturz und dachte von der Sprengung vorhin hätte sich jetzt vielleicht erst ein Mauerbrocken gelöst und wäre gefallen. Deshalb blieb ich still.
    Phil kam erst nach einer Weile wieder einigermaßen zu Bewusstsein. Da blieb er liegen und befreite den Wärter von seinen Fesseln. Dass vierzehn Schritte weiter in den Flur hinein, knapp neben dem Gitter zu meiner Zelle, eine doppelte Dynamitpatrone mit laufendem Zeitzünder lag, entging ihm, da er viel zu sehr mit der Befreiung des gefesselten Wärters und der Bewältigung seiner Schmerzen und drohenden Ohnmachtsanfälle beschäftigt war.
    Und wenige Yards von dem Zeitzünder entfernt lagen die beiden Wärter, die den Hofgang der Todeskandidaten hatten überwachen sollen. Sie waren eifrig damit beschäftigt, sich die Fesseln zu lösen.
    Phil berichtete später, dass er gerade den Knebel gelöst hätte, mit dem man den Wärter am Korridorgitter versehen hatte, als die Explosion erfolgte.
    Die Druckwelle fegte wie ein Vulkanausbruch durch den Flur. Sie riss einen Teil meiner Zellenwand ein, ließ das Gitter davor aus den Betonfundamenten im Fußboden herausschleudern und bog die zollstarken Stahlstangen wie Gummigebilde. Die Explosion warf mich mit dem Kopf an die Außenmauer. Ich sah die Mauer auf mich zukommen wie in einem Trickfilm, fühlte mich selbst von Geisterkräften empor- und der Mauer entgegengeworfen, dann dröhnte mir ein ungeheurer Schlag durch den Schädel.
    Aus und vorbei.
    ***
    Es war vormittags um genau halb elf, als Caroon das Signal für die im Steinbruch arbeitenden Sträflinge gab.
    An diesem Morgen hatten sich die Sträflinge nicht nach der Arbeit gerichtet, als es um ihre Aufstellung im Steinbruchgelände ging. Ihr Gesichtspunkt war nur von einer einzigen Erwägung bestimmt worden: Sie mussten im geeigneten Augenblick jeden Wärter sofort unter Feuer nehmen können.
    Denn die von der Reparaturwerkstatt abgeholten Lastwagen für die Fahrt in den Steinbruch hatten zum ersten Mal, seit sie überhaupt benutzt worden waren, außer den Werkzeugkisten auch einige völlig gleich aussehende Kisten mit einer wesentlich gefährlicheren Ladung auf ihren Ladeflächen gehabt: Kisten mit Waffen und Munition. Die Wärter waren es seit Jahr und Tag gewöhnt, dass die vielen Werkzeuge, die gebraucht wurden, von den Sträflingen in Kisten an Ort und Stelle getragen wurden. Wer sollte schon auf den Gedanken kommen, in den Kisten könnten nicht Gesteinshämmer und -bohrer, Schaufeln,
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