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0060 - Ich saß im Todesblock

0060 - Ich saß im Todesblock

Titel: 0060 - Ich saß im Todesblock
Autoren: Ich saß im Todesblock
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Lebens noch nie einen alten Mann geschlagen. Aber wenn so ein alter Bursche zweimal mit einem Messer auf einen losgehen will, dann macht man doch vom Recht der Selbstverteidigung Gebrauch.
    »Na los«, sagte ich, als er zum zweiten Mal mit dem Messer auf mich zukam. »Los, Mister Kay! Stechen Sie zu!«
    Sein Atem pfiff über die schmalen Lippen. Er holte aus.
    Ich setzte ihm den Haken genau auf den Punkt an der Kinnspitze. Er legte sich ohne ein Wort nach hinten.
    Ich nahm ihm das Messer weg und lud mir das Männchen auf die Schultern.
    Der letzte Ausbrecher war gestellt.
    ***
    Die Revolte war niedergeschlagen.
    Aus dem Steinbruch kamen sie zurück: geschlagen, dezimiert, moralisch gebrochen. Mit neunzehn toten Gangstern, vier toten Wärtern und einer Schar von Verwundeten.
    Im Zuchthaus selbst hatten die Kollegen vom hiesigen FBI-District im Verein mit dem Rest der Wachmannschaften aufgeräumt.
    Das Ergebnis war fürchterlich: siebenundachtzig Tote aufseiten der Gangster, einundzwanzig aufseiten der Wärter. Die Verwundeten gingen in die Hunderte. Unter den Toten der Wärter befand sich ein Mann, dessen Leiche erst nach viel Mühe identifiziert werden konnte. Es war Captain Croom. Die Gangster hatten ihn fürchterlich zugerichtet.
    ***
    Wir blieben noch etwas über eine Woche im Zuchthaus, allerdings nicht mehr als Sträflinge.
    Tagelang wurden Verhöre angestellt. Die meisten der Verbrecher waren von dem harten Kampf in ihrer Widerstandskraft so gebrochen, dass sie vorbehaltlos aussagten.
    Man konnte klären, wie es den Gangstern möglich gewesen war, in den Besitz des Schlüssels für das Waffenmagazin zu kommen. Captain Croom hatte sein Zimmer von ein paar Sträflingen wöchentlich zweimal reinigen lassen. Einer dieser Burschen verstand es, sich mit einem gebogenen Draht in einem günstigen Augenblick Crooms Schreibtisch zu öffnen, wo er die ihm anvertrauten Schlüssel verwahrte. Man machte Abdrücke in Wachs und fertigte in der Schlosserei danach Kopien der Originalschlüssel an. Sie passten vorzüglich, wie wir ausprobieren konnten.
    Es braucht nicht betont zu werden, dass man aus den Erfahrungen dieses schweren Ausbruches lernte. In Zukunft dürfte es für einen Sträfling kaum möglich sein, an Dynamitpatronen heranzukommen.
    Nach ein paar Wochen erhielten wir die Nachricht von der Hinrichtung der Leute, die mit mir im Todesblock gesessen hatten. Marecci war ihnen schon vorausgeeilt, denn er war an den Folgen seiner Verwundung im Gefängnishospital gestorben. Als wir zu Leemingtons Hochzeit kamen, weil wir sehr dringend dazu eingeladen wurden, rief uns eine glückstrahlende Braut entgegen: »Hallo, die letzten Ausbrecher kommen zurück!«
    ENDE
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