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0060 - Der Geisterfahrer

0060 - Der Geisterfahrer

Titel: 0060 - Der Geisterfahrer
Autoren: Walter Appel
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erklangen.
    Wir standen vor einer Mauer. Das Licht der Taschenlampe fiel auf einen Zapfen. Ich packte und drehte ihn, knarrend drehte sich ein Wandstück und gab uns den Blick in die Satanskapelle frei. Der Lärm wurde um ein Vielfaches lauter und schriller und marterte unsere Trommelfelle.
    Ich sah die gleiche Szene wie in der vergangenen Nacht. Aber diesmal war es kein Trugbild. Die zwei Feuerbecken loderten. Im entweihten Tabernakel hing die gemordete Fledermaus auf der Gabel.
    Etwa anderthalb Dutzend Horrorgestalten drehten sich im Satansreigen. Vampire, Ghouls, Werwölfe, Wiedergänger und Schatten. Die Hölle hatte ihre schlimmste Brut ausgespien.
    Der fette Künzler stand auf den mit schwarzem Samt belegten Altarstufen, nackt bis zum Gürtel, den Helm mit den Teufelshörnern auf dem Kopf. Seine Pupillen leuchteten. Er reckte das Dolchmesser empor.
    Zu seinen Füßen lagen die rothaarige Roxane und die schwarzlockige Gisela, nur noch mit dem Slip bekleidet und an Holzgestelle gefesselt. Ihre Arme und Beine waren gespreizt.
    »John!« schrie Roxane von Felseneck verzweifelt.
    »Das Messer weg, Adept!« donnerte ich und trat aus der Geheimtür.
    Suko und Kommissar Mallmann kamen hervor. Jean Arnois und Bernard Roget folgten. Die Dämonenorgel verstummte. Der Höllenreigen stoppte. Die dämonischen Kreaturen starrten uns an.
    Dietrich Künzlers Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse des Hasses. Dann lachte er tückisch und warf das Messer auf die Steinfliesen.
    Meine Beretta zielte auf den Adepten des Schwarzen Todes. Die Stablampe hatte ich fallenlassen, und mit der Linken hielt ich das silberne Kreuz empor. Es glänzte und funkelte.
    »Aber nicht doch, John Sinclair«, sagte Künzler schleimig. »Sie sehen, ich habe keine Waffe!«
    Er zeigte mir die leeren Handflächen. In der rechten Hand strahlte ein verkleinertes Abbild der Flammenscheibe mit den magischen Symbolen. Plötzlich blitzte die Feuerscheibe so grell auf wie eine Magnesiumbombe.
    Ich konnte einen Aufschrei nicht unterdrücken. Das grelle Licht strahlte sogar durch meine Augenlider, die ich sofort schloß. Es gleißte auf der Netzhaut, meine Augen schmerzten.
    Wir waren alle sekundenlang geblendet. Die dämonischen Kreaturen heulten auf. Dietrich Künzler lachte hämisch.
    »Los, packt sie! Zerreißt sie! Im Namen des Schwarzen Todes und Asmodis, des Fürsten der Hölle! Zerfetzt sie, legt ihre Herzen auf Asmodis Altar!«
    Die Horrorgeschöpfe stürzten sich auf uns. Aber wir waren nicht so leicht zu erledigen, zumal unsere Kreuze der Höllenhorde zusetzten und sie ihre Kräfte nicht voll entfalten ließen.
    Der folgende Kampf war hart. Das Geschrei und Geheule der Vampire, Ghouls, Werwölfe, Wiedergänger und Schatten gellte fürchterlich. Unsere Schüsse krachten, wir riefen Beschwörungen. Mit geweihten Silberkugeln, dem Silberdolch, mit Kreuzen und Weihwasser kämpften wir die Höllenbrut nieder.
    Fünf Monster blieben auf der Strecke. Keiner von den Unholden war unverletzt. Die Überlebenden flüchteten durch den Geheimgang, den wir freigegeben hatten.
    Oder sie verschwanden in einem schwarzen Loch, das während des Kampfes vor dem Altar aufgebrochen war. Das Geschrei und Geheule verklang. Gisela Malthus konnten wir befreien. Aber Roxane packte sich Dietrich Künzler, als er sah, daß er auf der Verliererstraße war.
    Er schnitt das Mädchen los, preßte es mit seinen gewaltigen Kräften an sich und setzte ihr das Dolchmesser an die Kehle. Er schleppte die schreiende Roxane aus der Kapelle. Als der letzte noch lebende Unhold entwichen war, befand sich der Adept mit seiner Geisel schon im Burghof.
    Wir eilten hinaus. Auch wir waren von dem harten Kampf gezeichnet. Unsere Kleider waren zerfetzt, wir bluteten aus verschiedenen Wunden. Aber keine war besonders ernsthafter Natur oder solcher Art, daß mein silbernes Kreuz die dämonische Infektion nicht stoppen konnte.
    Künzler zog sich mit seiner Geisel zum Burgbrunnen hin zurück, über dem ein düsterer Schein glühte. Über dem Söller strahlte die Flammenscheibe, aber matter als sonst. Wir hatten die dämonischen Kräfte von Burg Felseneck angeschlagen.
    Der düstere Schein umlohte die Burg. Es war kalt, Pech- und Schwefelgeruch und Grabeshauch hing in der Luft. Im Burgbrunnen blubberte und rumorte es, und Seufzer, Stöhnen, Gewispere und andere unheimliche Laute erklangen aus dem Boden und aus der Luft.
    Eine Wolke verbarg den Mond. Künzler stand mit seiner Geisel allein, keine seiner
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