Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0060 - Der Geisterfahrer

0060 - Der Geisterfahrer

Titel: 0060 - Der Geisterfahrer
Autoren: Walter Appel
Vom Netzwerk:
Gestalt raste auf mich zu. Sie hinkte etwas, der rechte Vorderlauf war verwundet.
    Der Werwolf sprang. Ich rammte ihn mit der Schulter, packte ihn und schmetterte ihn mit einem Judowurf auf den Boden. Bevor er sich wieder aufraffen konnte, krachte meine Beretta.
    Die Schüsse donnerten ohrenbetäubend in dem engen Gang. Der Werwolf heulte noch einmal auf, dann verendete er. Ich hatte ihn tödlich getroffen. Ich hob die Stablampe auf und knipste sie an.
    Vor unseren Augen verwandelte sich der tote Werwolf. Er wurde zu einem der beiden Burgarbeiter. Seine dunkle Kleidung war an der Brust blutgetränkt, sein rechter Arm verbunden.
    Der Mann war tot, aber er war kein Mensch mehr gewesen, sondern eine dämonische Kreatur. Ihn hätte nichts mehr aus den Klauen des Bösen befreien können.
    »Gott sei seiner Seele gnädig«, murmelte Will Mallmann. »Hoffentlich gibt es noch eine Rettung für sie.«
    Die Zeit drängte. Wir mußten weiter. Sorge und Unruhe trieben uns voran. Wir wollten Jean und Bernard retten, und wir hofften, daß wir noch zur rechten Zeit kommen würden.
    ***
    Dreieinhalb Stunden waren vergangen, seit wir in die unterirdischen Gänge und Gewölbe eingedrungen waren. Die modrige, stinkende Luft verursachte mir Kopfschmerzen. Unsere Kleider waren staubig, Spinnweben hingen daran. Manchmal stiegen die Gänge an, dann senkten sie sich wieder.
    Es gab Mauerschwamm an den Wänden, Phosphate und Kristalle. Ab und zu sahen wir an Abzweigungen glühende Augen, einmal huschte eine Schattengestalt vor uns um die Ecke. Doch die Monster wichen uns aus.
    So viele Gänge konnten die Herren von Felseneck ursprünglich nicht in den Fels geschlagen haben, auf dem ihre Burg stand. Der Schwarze Tod hatte nachgeholfen. Schon sank uns der Mut, ob wir die beiden jungen Franzosen überhaupt je in diesem unterirdischen Labyrinth entdecken würden.
    Oder wenigstens eine Spur von ihnen Wir riefen von Zeit zu Zeit, denn entdeckt waren wir ohnehin schon.
    »Jean! Bernard! Bernard! Jean! Antwortet!«
    Unheimlich, dumpf und verzerrt klangen unsere Stimmen durch das Labyrinth. Da hörten wir eine Antwort. Die beiden jungen Franzosen riefen. Zuerst konnten wir nicht genau erkennen, woher die Stimmen erschollen.
    Wir nahmen eine falsche Abzweigung. Hier waren wir schon einmal gewesen, ich hatte an der Wand mit farbiger Kreide eine Markierung angebracht. Dann fanden wir den richtigen Gang.
    »Hallo! Hier sind wir!« riefen Jean und Bernard uns entgegen.
    Der Gang war ziemlich breit und fast zwei Meter hoch. Zu beiden Seiten lagen Zellentüren. Rostige eiserne Fackelhalter hingen an der Wand. Der mit Staub und Moder bedeckte Boden zeigte Fußspuren.
    Ein unerklärliches Gefühl warnte mich weiterzulaufen. Ich stoppte jäh, und Suko prallte gegen mich. Will Mallmann aber stürmte an mir vorbei. Sein Angstschrei gellte, als plötzlich der Boden unter ihm nachgab. Will Mallmann stürzte in ein schwarzes Loch.
    Schon war er verschwunden. Ein Schwall eiskalter, stinkender Luft schlug Suko und mir entgegen und ließ uns husten. Dämonisches Geheule und Schreie wie von verdammten Seelen klangen aus der viereckigen Öffnung, die den ganzen Gang einnahm und gut vier Meter lang war.
    Eine schaurige Melodie erklang, und phosphoreszierende Nebel wehten über der Grube. Für einen Augenblick erschien das Feuerzeichen mit den kabbalistischen Symbolen. Es verschwand gleich wieder.
    Jean und Bernard steckten in einer Zelle hinter der magischen Falle. Sie spähten abwechselnd durch eine vergitterte Luke. Ein düsterer Schein drang aus der Grube, meine Stablampe gab nicht mehr das einzige Licht.
    »John! Suko!« tönte es ziemlich kläglich von unten. »Rettet mich, sonst stürze ich ins Verderben.«
    Ich beugte mich über den Rand der Grube. Will Mallmann hing zweieinhalb Meter tiefer an einem Vorsprung. Unter ihm war eine Geisterlandschaft zu sehen. Graue und schwarze Felsen und abgestorbene Bäume, wie es sie auf der Erde nicht gab. Zwischen phosphoreszierenden Nebelschwaden wimmelten nicht genau erkenntliche Monster.
    Ihr Geschrei gellte wie durch eine dicke Wand zu uns her. Die magische Falle führte ins Jenseits, in eine andere Dimension. Der Schwarze Tod hatte uns in den unterirdischen Gängen umherirren lassen, vielleicht sogar dabei nachgeholfen.
    Und jetzt wollte er uns direkt ins Reich des anderen großen Dämons schicken, des Spuks. Aber das war ihm nicht gelungen. Suko und ich berieten. Ich ermahnte Bernard und Jean zur Ruhe und redete Kommissar
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher