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0060 - Der Geisterfahrer

0060 - Der Geisterfahrer

Titel: 0060 - Der Geisterfahrer
Autoren: Walter Appel
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unterschätzt.«
    Sie stiegen wieder ein, der Wagen startete, und wir sahen die roten Rücklichter im dunklen Wald verschwinden. Ich wünschte mir sehnlich, daß wir die beiden jungen Franzosen befreien konnten, und ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn Roxane sich mit Bernard anfreundete.
    »Roxane und Gisela sind außer Gefahr«, sagte der schlanke Kommissar mit den angegrauten Schläfen und der Römernase.
    Ich war der gleichen Meinung, aber wir irrten uns. Dietrich Künzler, der Adept des Schwarzen Todes, hatte seine Vorbereitungen für diese Nacht der Entscheidung getroffen. Roxane und Gisela sollten nicht weit kommen.
    Will Mallmann und ich kehrten auf die Burg zurück. Vor dem Eingang des Söllers brannte die Lampe, und einige Fenster des Wirtschaftsgebäudes waren erleuchtet. Dietrich Künzler und seine Höllenbrut belauerten uns.
    Ein scharfer Wind wehte und trieb die Wolkenfetzen vor sich her. Es war kalt, und ich spürte die unheimliche, bedrohliche Atmosphäre auf Burg Felseneck deutlich.
    Suko wartete vor dem Quartiergebäude. Mit einer Stablampe, meinem Silberkreuz und zwei weiteren Kreuzen, zwei mit Silberpatronen geladenen Pistolen, dem silbernen Dolch, Weihwasserphiolen, einer Gnostischen Gemme und magischer Kreide bestückt, gingen wir zum Söller.
    Die Tür zum Torturm knarrte in den Angeln. Von dem Adepten und seinen Gehilfen war nichts zu sehen. Im Schein der Stablampe erblickten wir Fußspuren auf dem staubigen Boden des Söllergewölbes, als wir hinabgestiegen waren.
    Ich leuchtete. Da war die Stelle, wo Bernard Roget niedergekniet war, um seine Messerklinge in die Mauerritze zu zwängen. Ich bat Suko um den Silberdolch, beugte mich nieder und untersuchte die Mauerfugen mit der Klinge.
    Bald fand ich den Spalt. Ich drückte gegen einen Widerstand, und mit einem dumpfen Rumpeln schwang ein Teil des Mauerwerks zur Seite. Der finstere Geheimgang lag vor uns.
    Schwefliger, modriger Gestank drang heraus. Ich untersuchte die Geheimtür und stellte rasch fest, daß dieser Mechanismus nicht von Menschen gebaut worden sein konnte. Schwarze Magie hatte ihn geschaffen.
    Hier mußten wir höllisch auf der Hut sein. Wir drangen in den Gang ein. Die Spuren der beiden Studenten waren gut zu erkennen. Aber wir entdeckten auch noch Spuren von Skelettfüßen sowie von mit Klauen versehenen Pfoten.
    Die Luft war dumpf und schlecht. Hintereinander bewegten wir uns durch den Gang, bis wir an die erste Abzweigung gelangten. Ich hatte die Spitze übernommen. Feuchte, stinkende Luft wehte von der Abzweigung her.
    »Dort muß der Brunnen liegen«, sagte ich. »Wir sehen ihn uns an.«
    Der Gang wurde noch etwas niedriger und schmaler. Der finstere Brunnenschacht gähnte. Über der Brunnenöffnung sah ich ein schwaches, grünliches Licht, als ich emporschaute. Der Spuk hatte wieder begonnen, sehr früh diesmal.
    Steigeisen an der Wand des Brunnenschachtes führten nach unten. Die Stablampe konnte den Grund des Burgbrunnens nicht erhellen. Ein massives Stahlseil hing in den Brunnen hinab, ein Eimer war daran befestigt.
    Von unten her hörte ich ein Glucksen und dann ein höhnisches Kichern.
    »Jean!« rief ich. »Bernard!«
    Es war immerhin möglich, daß meine Stimme die beiden über den Brunnenschacht irgendwie erreichte. Doch die einzige Antwort, die ich erhielt, waren ein tiefes Brummen. Dann ein Ächzen und Seufzen. Sekundenlang phosphoreszierte es unten auf dem Grund des Brunnenschachtes. Ich rief noch einmal, und meine Stimme schallte verzerrt in den Brunnen.
    Wieder erklang das höhnische Kichern. Hier konnte ich keinen Erfolg verbuchen. Wir mußten weitersuchen. Wir kehrten auf den Hauptgang zurück und untersuchten jede Abzweigung. Eine endete blind. Durch die nächste gelangten wir zu zwei Kavernen in dem nackten Fels.
    Jeweils drei Stufen führten zu den Kavernen hinab. In der ersten Kaverne standen sechs Särge, mit schwarzem Samt ausgeschlagen, in der zweiten drei. Die Deckel lagen neben den Särgen. Hier hausten Vampire. Womit hatten wir noch alles zu rechnen?
    Ich brach eine Weihwasserphiole auf und sprengte ein paar Tropfen in jeden Sarg, um die Vampirbrut zu ärgern. Dann kehrten wir um, denn das Ende jenes Ganges war niedergebrochen.
    Die nächste Abzweigung führte uns vom Zentrum der Burg weg. Dieser Gang mußte außerhalb der Burg enden, draußen im Wald vermutlich. Sicher gab es noch zwei oder drei dieser Schlupflöcher.
    Wir wollten gerade umkehren, als ein lautes Heulen ertönte. Eine behaarte
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