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0060 - Der Geisterfahrer

0060 - Der Geisterfahrer

Titel: 0060 - Der Geisterfahrer
Autoren: Walter Appel
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zwei Pleiteerfahrungen im Hoteliersgewerbe durch Beziehungen zum Burgverwalter und Herbergsleiter avanciert. Den Posten hatte er noch nicht lange inne.
    Er konnte auf ein abgebrochenes Architektur- und ein nicht beendetes Kunststudium zurückblicken und hatte immer zugesehen, daß er auf Kosten anderer zu leben vermochte. Er war gemein, verfressen und tückisch. Ein zunächst blasses Interesse für Schwarze Magie in seinen Jugendjahren war bei ihm später zu einer wahren Manie ausgeufert.
    Seine Anfänge auf diesem Gebiet waren kläglich. Doch dann stieß er in einem Antiquariat auf eine Abschrift von Baron Junzts verrufenem Buch »Ars niger et damnatus«.
    Burg Felseneck paßte Künzler wegen seiner Lage und der baulichen Gegebenheiten gut. Hier erlebte er seinen großen Durchbruch auf dem Gebiet der Schwarzen Magie. Es war ihm gelungen, einen Paladin der Hölle zu beschwören, die rechte Hand des Teufels.
    Den Schwarzen Tod.
    Künzlers sehnlichster Wunsch war es, selber ein Dämon zu werden. Er wollte Burg Felseneck in eine Bastion des Grauens verwandeln und hier sein dämonisches Dasein führen. Er sah sich schon als Herrn und Schrecken der ganzen Umgebung.
    Burg Felseneck sollte einen ähnlichen Rang einnehmen wie das Schloß des berüchtigten Grafen Dracula in der Karpaten. Darculas Schicksal schreckte Künzler nicht, schließlich hatte der Vampir-Graf nicht den Schwarzen Tod als Verbündeten gehabt.
    Kichernd und händereibend blieb Künzler bei dem Burgbrunnen stehen. Seitlich am Burgbrunnen war ein Gestell mit einer Zugwinde angebracht. Von der Metallstrebe hing ein Stahlseil in den Brunnen hinab.
    Der Burgverwalter murmelte eine komplizierte Beschwörung, die er auswendig kannte, holte eine Handvoll bräunliches Pulver aus der Tasche seines ausgebeulten Anzugs und warf es in den tiefen Brunnen.
    »Satanischer Herr!« flüsterte er. »Gib deinem ergebensten Diener ein Zeichen.«
    Modergeruch breitete sich aus, ein Glucksen und Plätschern ertönte aus dem Brunnenschacht. Dann stieg eine schwarze Wolke aus der Brunnenöffnung empor. Es war der Hauch des Schwarzen Todes, der auf Burg Felseneck nistete und von dem auch John Sinclair im Hotel einen kleinen Vorgeschmack verspürt hatte.
    Eiseskälte strahlte von der schwarzen Wolke aus. Selbst zusammengeballt war sie noch so groß wie ein Lieferwagen. Zwei glutrote Augen funkelten in der dämonischen Wolke, ein Gestank von Pest und Moder umfing Dietrich Künzler.
    Für ihn war das der süßeste Duft der Welt.
    Künzler wußte, daß seine Beschwörungen an diesem Abend wieder einmal erfolgreich gewesen waren. Er stöhnte wohlig, schloß die Augen und zitterte am ganzen Körper.
    »Todchen«, raunte er, »Odem des Schwarzen Todes, was sagt die Stimme deines Herrn?«
    Und aus dem Brunnenschacht drang eine hohle, dröhnende Stimme. Der Schwarze Tod sprach aus dem Jenseits.
    »Adept«, so dröhnte er, »bald wirst du am Ziel deiner Wünsche sein. Bald wird schwarzes Blut in deinen Adern fließen und werden die Mächte der Finsternis in dir wohnen.«
    »Wann?« keuchte Künzler. »Sag es mir, satanischer Herr, wann ist es – soweit?«
    »In Kürze schon. John Sinclair, mein Erzfeind, ist hier und wird in die tödliche Falle laufen. Bald wird der Geisterfahrer sich sein nächstes Opfer holen. Wenn Sinclair und Suko ins Reich des Spuks eingegangen sind, und wenn die Geisterfahreraktionen die nötige transzendente Energie erzeugt haben, ist das Ziel erreicht. Laß Sinclair und Suko auf die Burg, Adept, auch andere, die es verlangen. Ich kann ein paar Opfer gebrauchen.«
    Damit war die Unterredung beendet, die Grabesstimme des Schwarzen Todes verstummte. Dietrich Künzler atmete tief den Gestank der schwarzen Wolke ein. Dann kroch der Hauch des Schwarzen Todes in den Burgbrunnen zurück.
    Der fette Burgverwalter und Herbergsleiter blieb allein im Burghof zurück. Mit taumelnden Schritten ging er zu seiner Unterkunft.
    ***
    Der nächste Tag war trübe und regnerisch, das Wetter hatte sich rasch geändert. Ein starker Wind blies und riß einige Blätter von den Laubbäumen.
    Am Großen Feldberg mischten sich grüner Nadelwald und bunter Laubwald. Kommissar Mallmann, Suko lind ich hatten im Hotel »Taunusblick« gut gefrühstückt und fuhren am späten Vormittag zu der Burg Felseneck hinauf.
    Ein Taxi folgte uns, es bog wie der silbergraue Opel Manta des Kommissars auf den Weg zur Burg ab. Bei Tageslicht wirkte Burg Felseneck weniger düster und bedrohlich. Aber die
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