Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0060 - Der Geisterfahrer

0060 - Der Geisterfahrer

Titel: 0060 - Der Geisterfahrer
Autoren: Walter Appel
Vom Netzwerk:
von Felseneck und Gisela Malthus sollten im ersten Stock nächtigen.
    Ich packte gerade meinen Koffer aus, als von oben ein grauenhafter Schrei erscholl. Sofort spurtete ich los, gefolgt von Kommissar Mallmann und Suko. Gisela Malthus saß blaß und schlotternd auf dem Bett, Roxane von Felseneck auf einem Stuhl.
    »Was ist passiert?« fragte ich und erwartete schon halb, vom grauenhaftesten Dämon aller Zeiten oder einem fürchterlichen Spuk zu hören.
    »Etwas Entsetzliches! Ein Untier!« stöhnte Roxane.
    »Was? Wo?«
    »Eine Maus«, sagte Gisela. »Sie kam unterm Bett vor und lief durchs Zimmer. Vielleicht war es doch ein Fehler, hier auf der Burg zu bleiben.«
    Wir drei Männer grinsten breit. Suko, der Karatekämpfer, begann mit der Suche nach der Maus. Wir rückten die beiden schmalen Betten und die zwei Schränke von der Wand ab. Hinterm Schrank in der Ecke war tatsächlich ein Mauseloch.
    »Furchtbar«, sagte Gisela Malthus. »Stell dir vor, Roxane, wir schlafen und die Maus läuft uns übers Gesicht!«
    Sie schüttelte sich. Die beiden Mädchen standen im Zimmer und beäugten das Mauseloch. Ich wechselte einen raschen Blick des Einverständnisses mit Kommissar Mallmann.
    »Vielleicht wäre es doch besser, wenn Sie in Königstein im Hotel blieben«, schlug ich vor. »Auf Burg Felseneck soll es nicht geheuer sein, und jetzt stellt sich heraus, daß es auch noch Mäuse gibt. Dieser als Werwolf verkleidete Unhold ist in die Nähe der Burg geflüchtet. Nehmen Sie die Gefahr lieber nicht auf sich, hier zu wohnen.«
    »Sie können im Hotel logieren und tagsüber herfahren und sich auf der Burg umsehen«, schlug der Kommissar vor.
    Aber Roxane von Felseneck reckte entschlossen ihr hübsches Naschen in die Luft.
    »Dies ist die Burg meiner Väter. Hier bleibe ich für die nächsten Tage, keine Maus, kein Werwolf und kein Spuk sollen mich vertreiben. Wenn du ins Hotel ziehen willst, Gisela, dann bitte!«
    »Ich bleibe bei dir, Roxane.«
    »Ich bin eine von Felseneck. Ich will wissen, was hier gespielt wird. Was ist eigentlich der Grund Ihres Aufenthaltes hier, meine Herren?«
    »Wir sollen bestimmte Ereignisse untersuchen«, antwortete ich. »Ich rate Ihnen dringend, ins Hotel zu ziehen, hier könnten Sie in Gefahr geraten.«
    Kommissar Mallmann stimmte mir zu und bat die beiden Mädchen, sich nicht in Gefahr zu begeben. Aber Roxane von Felseneck war eigensinnig. Sie wollte nicht weichen. Und Gisela Malthus schloß sich trotz Bedenken der Freundin an.
    Da konnten wir nichts ausrichten. Eine offizielle Handhabe, Roxane und Gisela von der Burg zu weisen, hatten wir nicht. Suko, der kein Deutsch verstand, stand mit vor der Brust verschränkten Armen am Fenster und schaute auf den Burghof hinaus.
    Das Rattern der Betonmischmaschine und die Stimmen der Arbeiter waren deutlich zu hören. Roxane schaute mich mit ihren grünen Nixenaugen an und bat mich, dafür zu sorgen, daß das Mauseloch verstopft wurde.
    Gisela Malthus, die ebenfalls ihren Schrecken überwunden hatte, hatte ein Auge auf Kommissar Mallmann geworfen. Ich übersetzte Suko Roxanes Bitte, und mein hünenhafter chinesischer Freund schob los.
    »Vor diesem Brocken könnte man Angst kriegen«, sagte Gisela Malthus. »Er sieht aus, als könne er glattweg durch eine Mauer marschieren.«
    »Wenn sie nicht gerade aus Beton oder Granit besteht, schafft er das vermutlich auch«, erwiderte ich. »Aber Sie brauchen sich gewiß nicht zu fürchten, Suko ist ein herzensguter Mensch. Nur Übeltäter und… Bösewichte müssen sich vor ihm hüten.«
    Ich hatte Dämonen sagen wollen, es mir im letzten Moment aber anders überlegt. Roxane von Felseneck betrachtete mich und Will Mallmann prüfend.
    »Sie sind mir ein Rätsel«, gestand sie. »Ein englischer Oberinspektor, ein deutscher Kriminalkommissar und ein Chinese in einer Sondermission auf Burg Felseneck. Dahinter steckt doch viel mehr, als Sie mir bisher verraten haben, Mr. Sinclair?«
    Ich sagte wieder, ich könne ihr und ihrer Freundin nichts Näheres erzählen. Noch hielt ich es nicht für nötig, Roxane von Felseneck und Gisela Malthus die ganze Wahrheit zu enthüllen und die Hintergründe aufzudecken.
    Am liebsten hätte ich es allerdings gesehen, wenn sie noch zur gleichen Stunde Burg Felseneck verlassen hätten und nicht wiedergekommen wären. Denn wenn Roxane und Gisela auf der Burg blieben, dann mußten wir nicht nur die Mächte der Finsternis bekämpfen, sondern auch noch die beiden Mädchen vor ihnen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher