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0060 - Das Kastell der Toten

0060 - Das Kastell der Toten

Titel: 0060 - Das Kastell der Toten
Autoren: Michael Hrdinka
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Zamorra erfreut aus, als sich der Steinblock bereits ein wenig bewegen ließ. »Los, probieren wir es, vielleicht können wir den Deckel nach oben wegdrücken!«, schlug er vor.
    »Okay!«, stimmte Bill zu und auch der Priester war einverstanden.
    Die schmalen Stufen, auf denen sie gebückt standen, erschwerten ihr Vorhaben sehr.
    Die Männer stemmten sich gegen die Steinplatte so fest sie konnten, bissen die Zähne zusammen.
    »Sie sitzt noch zu fest!« Bill sprach das aus, was allen klar wurde.
    »Ob es draußen wohl schon dunkelt?«
    »Gleich zwanzig Uhr! Es wird bald losgehen! Bill, spanne die Armbrüste!«, riet Zamorra seinem Freund.
    »Okay.« Bill zog mit zitternden, wunden Fingern die Sehne bis zu der Rille zurück. Ein leises Klick und die Waffe war schussbereit. Er legte sie unten auf den Treppenabsatz, dann eilte er nach oben, um wieder mitzuhelfen.
    Da! Plötzlich drang ein Geräusch an ihr Ohr. Wie auf Kommando hielten sie inne, um angestrengt nach unten zu lauschen. Es war ein schabendes Geräusch und kam anscheinend aus dem Gewölbe.
    »Als würde sich Stein auf Stein reiben!«, hauchte Padre Sanchez.
    »Machen Sie weiter, Padre! Wir beide sehen nach, was vor sich geht!«, wies Zamorra hastig den Geistlichen an. »Komm, Bill!«
    Sie hoben ihre Armbrüste auf. Die Waffen im Anschlag, jederzeit zu einem Schuss bereit, tasteten sie sich den schmalen Gang entlang.
    Die Lichtfinger ihrer Lampen rissen endlich das Grabgewölbe aus dem schützenden Dunkel.
    Weißer Rauch stieg aus den Sarkophagen, die Deckel ruckten langsam zur Seite, Knochenfinger, von verrunzelter Haut bedeckt, ragten daraus bizarr hervor.
    »So haben wir keine Chance, gegen alle dreiundzwanzig zu kämpfen. Es sind zu viele. Bevor wir die Armbrüste ein zweites Mal gespannt haben, überrennen sie uns. Wir müssen raus! Draußen verstecken wir uns. Aus dem Hinterhalt können wir einen nach dem anderen abschießen!«, raunte Zamorra Bill Fleming, dem Amerikaner zu.
    »Hoffentlich schafft es der Padre! Die Platte muss sich bald wegdrücken lassen!«
    Jetzt erhoben sich die verfluchten Kreuzritter. Die hellen Strahlen des Mondes zogen sie aus den Grüften hervor, oder war es die Blutgier, die sie nicht ruhen ließ?
    Mechanisch, marionettenhaft, im Zeitlupentempo kamen sie auf die Beine. Hölzern begannen sie den Sarkophagen zu entsteigen.
    Während einige von ihnen noch die Sargdeckel wegrückten, stampften andere bereits auf Zamorra und Bill zu.
    Die modrigen Gewänder der Leichen ließen sie noch unwirklicher erscheinen. Das Symbol des Gottes Juantos, die rote, züngelnde Schlange, war noch teilweise auf ihren zerfledderten Umhängen wahrzunehmen. An der Spitze schritt Carlos de Arrabel, ihr Anführer. Auf seiner Brust prangte eine besonders große Schlange. Die Kettenhemden klirrten wie die Schwerter, die sie gerade aus ihren Scheiden gezogen hatten.
    »Es kann losgehen! Hoffentlich sind die Geschosse stark genug, die Hemden zu durchdringen!«, sagte Bill und zielte auf Arrabel.
    »Sie sind stark genug, verlass dich darauf! Sie haben die Macht des Guten hinter sich!«
    Die beiden Männer warteten noch einige Augenblicke, ließen die wankenden Leichen näher herankommen.
    »Jetzt!«, brüllte Zamorra, lenkte den Schein der Lampe auf den Templer, der knapp hinter Arrabel schritt.
    Zischend entluden sich die Armbrüste. Der Tote, den Zamorra anvisiert hatte, kippte knurrend nach hinten weg. Das Silbergeschoss war tief in seine Brust gedrungen. Schwer wie ein Stein krachte er zu Boden. Eine helle Staubwolke stieg auf, ein tierischer Schrei entrang sich dem scheußlichen Totenkopf, dann lag er still.
    Zamorra atmete erleichtert auf.
    »Zur Seite!« Ein harter Stoß riss ihn beiseite. Bill hatte sich auf ihn gestürzt. Dort, wo er gerade noch gestanden hatte, zischte Arrabels Schwert durch die Luft.
    »Bist du wahnsinnig?«, fauchte ihn sein Freund an. »Was starrst du wie gebannt auf den Templer, während uns die anderen einkreisen?«
    »Ich hab ihn erwischt, Bill! Er bewegt sich nicht mehr!«
    In diesem Augenblick war Arrabel bereits an ihnen vorbei, tappte den Gang Richtung Aufstieg, wo Padre Alberto Sanchez noch immer wie verrückt schürfte.
    »Hast du ihn nicht erwischt, Bill?«
    »Nein, er hielt seine Hände vor die Brust. Der Pfeil steckt in seiner linken Hand! Sieh doch!« Bill wies auf den verfluchten Anführer der Kreuzritter. Die Finger bröckelten an seiner linken Hand ab, zerfielen zu Staub, der in Wölkchen sichtbar gemacht
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