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0060 - Das Kastell der Toten

0060 - Das Kastell der Toten

Titel: 0060 - Das Kastell der Toten
Autoren: Michael Hrdinka
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bis Sanchez unendlich langsam den Kopf Bill und Zamorra zuwandte.
    »Es ist ein Andenken an meine Mutter. Es hat mir immer geholfen. Es wird uns auch gegen die Templer helfen. Für diesen Kampf ist das Beste gerade gut genug, Señores!«, sagte er rau. Er wischte mit einer entschuldigenden Handbewegung über die feuchten Augen.
    »Wie habe ich doch vorhin zu Señorita Nicole gesagt, als sie weinte, und sich dafür schämen wollte: ›Ich war nie stark genug dazu meine Tränen zu unterdrücken!‹ Sie sehen, ich hatte recht!«
    »Es ist jetzt keine Zeit für Sentimentalitäten!«, meinte Zamorra, obwohl ihm der mutige Pfarrer leid tat. Er wusste, dass dieser nun sein Mitleid am allerwenigsten gebrauchen konnte und wollte.
    »Ja! Kommen Sie, gießen wir das flüssige Silber in die Steinform!«
    Zögernd schlug Sanchez etwas murmelnd das Kreuzzeichen über dem dampfenden Kessel. Er stierte stumpf in das glänzende Silber.
    Bill fasste sich ein Herz, griff nach dem Schöpfer, um das flüssige Metall in den Stein zu gießen. Dann hängte er die Form in einen Kübel mit kühlem Meerwasser.
    Es zischte, helle Rauchwölkchen kräuselten zur Decke empor.
    Als das Silber sich wieder soweit gefestigt hatte, dass man es aus der Form nehmen konnte, schleifte Zamorra die fertigen Geschosse noch ein wenig ab, um die Ungenauigkeiten zu beseitigen.
    Sie wiederholten den Vorgang solange, bis dreißig geweihte Bolzen vor ihnen auf dem Tisch lagen.
    »Sie hätten mir auch eine Armbrust machen sollen!«, knurrte der Padre, als sie sich zum Aufbruch vorbereiteten.
    »Das brauchen sie nicht zu tun. Ich hoffe, der Anblick bleibt Ihnen erspart, wenn wir die Templer erlösen!«
    »Ich komme aber mit!«
    »Es wäre mir lieber, Sie würden in der Pfarrei sein, wenn Nicole zurückkommt!«, meinte der Professor.
    »Bitte lassen Sie mich mitkommen!«, bat der Priester und sah Bill und Zamorra entschlossen an.
    »Okay, wenn Sie wollen, ich kann Sie nicht zwingen, hier zubleiben!«, seufzte der Gelehrte. »Wir müssen los. Kommt!«
    Fleming verteilte die geweihten Bolzen. Er gab Zamorra die Hälfte, während er die restlichen fünfzehn für sich behielt.
    Sie packten die Armbrüste in einen großen Jutesack. Sanchez nahm ein geschnitztes Holzkreuz von der Wand. Es war seine Waffe, die ihm gegen die Templer helfen sollte.
    Wenig später brachen sie auf. Der Padre ließ die Pfarrei unversperrt, damit Nicole hineinkonnte, wenn sie mit dem Wagen aus Aquatila zurückkommen würde.
    Schon bald hatten sie Estaquiro hinter sich gelassen. Kein Mensch ließ sich auf den staubigen Straßen blicken. Trotzdem fühlten sich die Männer von vielen Blicken durchbohrt, beobachtet.
    Tatsächlich spähten die Dörfler vorsichtig durch die teilweise gesprungenen, schmutzigen Glasscheiben, atmeten erleichtert auf, als sie die Gruppe den Ort verlassen sahen.
    Die Sonne brannte sengend vom Himmel, es war wieder ein glühendheißer Tag. Unermüdlich zirpten Zikaden ihre Konzerte vor sich her.
    Als Zamorra, Fleming und Sanchez den Weg zu dem Kastell hochzuklettern begannen, schlüpften die Männer des Fischerdorfes in ihre schwarzen, wallenden Umhänge, stülpten die Kapuzen über.
    Sie sammelten sich eilig. Der Schmied ihr Anführer, zeigte zu der Burg hoch.
    »Männer«, begann er, »vergesst niemals, was wir jetzt tun, geschieht zum Wohle unseres Dorfes und für uns. Wir müssen es machen, damit Estaquiro nicht vernichtet wird, und wir nicht getötet werden. Ihr wisst, dass die Fremden nicht verschwinden. Es ist besser, sie sterben, als wir alle.«
    Die anderen nickten zustimmend.
    »Und der Pfarrer?«, fragte Jorge Spinole.
    »Der muss auch daran glauben! Er würde weiterhin versuchen die Templer unschädlich zu machen, der Narr!«, brüllte der bärenstarke Schmied. »Also los jetzt!«
    Die Maskierten trennten sich. Ein Großteil von ihnen verließ das Dorf, um auf das Kastell hochzusteigen, die übrigen schlichen zur Pfarrei.
    ***
    Keuchend und schwitzend erreichten Zamorra, Bill und der Padre die Ruine. Sie hielten kurz an, um zu verschnaufen. Die Sonne trieb ihnen den letzten Schweiß aus den Poren, bräunte die Haut.
    Dann durchquerten sie den Burghof. Ein dunkles Loch klaffte vor ihnen, es war jene Stelle, wo Bill und Zamorra die Steinplatte entfernt hatten.
    »Das ist der Abstieg zu den Grüften!«, klärte der Professor Alberto Sanchez auf.
    »Santa Maria steh uns bei!«, flüsterte der Priester, als sich Zamorra bereits über den Rand der Öffnung schwang.
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