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0060 - Das Kastell der Toten

0060 - Das Kastell der Toten

Titel: 0060 - Das Kastell der Toten
Autoren: Michael Hrdinka
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steigen.
    Kreischend flatterten die Möwen über das Boot hinweg. Sie flogen auf die Ruine zu, wo sie in großen Kreisen um die Türme des Kastells zogen. Das Geschrei erfüllte die Nacht, hallte klagend über das ruhige Meer.
    Langsam tuckerte das Boot auf den Anlegeplatz von Estaquiro zu.
    Spinole sah, dass am Landesteg reges Leben herrschte. Die anderen Fischer kehrten aufgeregt zurück. Laute Stimmen drangen von Estaquiro zu ihm herüber.
    Gestikulierend zeigten fast alle auf die Burg, die hoch über ihnen thronte.
    Endlich hatte es Jorge Spinole geschafft. Er stellte erleichtert den Motor ab und ließ das Schiff auf seine Anlegestelle zutreiben. Er dachte an den Amerikaner, der seit einigen Tagen Ausgrabungen auf der Ruine durchführte.
    Der Fremde war bei den Einheimischen auf Abweisung gestoßen.
    Keiner redete mit ihm ein Wort, wenn es nicht gerade sein musste.
    Sie wollten den Eindringling nicht hier in Estaquiro, außerdem waren gerade jetzt die fünfzig Jahre wieder vorbei.
    Alle ahnten, dass der dynamische Amerikaner sich gegen den höllischen Spuk auflehnen würde. Er kannte ja nicht die grausame Rache der Templer, die ihr Dorf dem Erdboden gleichmachen würden, wenn sie nicht genau das befolgen würden, was sie alle fünfzig Jahre getan hatten!
    Schon seit Generationen!
    Jorges Frau wartete schon sorgenvoll auf ihren Gatten. Die alte Spanierin hatte Tränen in den Augen, als sie auf die kreischenden Möwen zeigte und zu dem Fischer sagte: »Das sind die Seelen der Opfer, Jorge!«
    »Ich weiß! Und es werden nächstes Mal wieder sieben Seelen mehr sein!«, erwiderte der Alte rau.
    ***
    Bill Fleming schnürte fluchend seinen Schlafsack auf.
    »Hat man so etwas schon gesehen!«, schimpfte er vor sich hin.
    »Solche Bärenkerle und wagen sich nicht auf die Ruine! Nicht einmal für eine gute Bezahlung! Das darf doch nicht wahr sein!«
    Bill ärgerte sich noch immer darüber, dass sich keiner der Fischer unten in Estaquiro bereit erklärt hatte, ihm bei seinen Ausgrabungen zu helfen.
    Als Historiker und Archäologen interessierten ihn vor allem die Schätze der alten Kreuzritterburg, die hier irgendwo versteckt sein sollten. Er hatte davon gehört und sich sofort aufgemacht, um der Sache auf den Grund zu gehen.
    Schon seit zwei Tagen wühlte er allein hier auf dem Kastell herum, da sich keiner der Einheimischen bereit erklärt hatte, ihm dabei zu helfen.
    Bill fand es herrlich hier! Er atmete tief durch, genoss den herrlichen Sonnenuntergang, der die Wellen blutrot färbte.
    Unter ihm fiel der Burgberg, der in scharfen Klippen direkt ins Meer mündete, steil ab. Nur sehr wenige Kiefern und Kriechföhren wucherten auf dem fast weißen Gestein.
    Es war immer noch drückend heiß! Das Gemäuer speicherte die sengenden Strahlen der Sonne.
    Bill machte noch einen kleinen Verdauungsspaziergang rund um die Burg.
    Vielleicht stimmt es wirklich, dass die Kreuzritter Schätze, die sie vom Orient mitgebracht hatten, hier irgendwo versteckt haben.
    Bill wollte diese nicht für seine eigene Tasche, sondern ihn interessierten die Relikte nur als Forscher. Er wollte mehr über die Kreuzritter in Erfahrung bringen.
    Außerdem hieß es, sie hätten noch etwas aus dem Orient mitgebracht! Etwas Fürchterliches, Gespenstisches!
    Das ewige Leben!
    Bill brachte diesen Gedanken sofort mit dem eigenartigen Verhalten der Einheimischen in Zusammenhang.
    Sollte etwas Wahres an dem Gerücht sein?, fragte er sich und ärgerte sich über sich selbst, weil er sich beim Grübeln erwischte.
    Ein anderer als Bill hätte vielleicht über Geister und Gespenster gelächelt. Nicht so der Wissenschaftler. Er hatte bereits mit Professor Zamorra die seltsamsten Abenteuer mit Dämonen, Geistern, Gespenstern, Vampiren, Werwölfen und dergleichen gehabt.
    Bill hätte gerne in Estaquiro übernachtet, aber wie er die Fischer kannte, hätte keiner von ihnen ihn aufgenommen! Ein Hotel gab es ja nicht in dem Dorf.
    Vorsichtshalber legte er noch seinen Revolver vor sich auf den Boden.
    Morgen werde ich das Schloss noch einmal auf Geheimgänge untersuchen, nahm sich Bill vor. Und mit diesem Gedanken schlief er schließlich ein.
    ***
    Bill wusste nicht, was ihn geweckt hatte. Mit einemmal lag irgend etwas in der Luft. Bill Fleming roch die Gefahr förmlich. Mechanisch tasteten seine Finger nach der Waffe. Das kühle Metall fühlte sich beruhigend an.
    Bill erhob sich, um die Taschenlampe aus dem Rucksack zu fischen.
    Der Vollmond tauchte die Ruine in milchiges
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