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0060 - Das Kastell der Toten

0060 - Das Kastell der Toten

Titel: 0060 - Das Kastell der Toten
Autoren: Michael Hrdinka
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Licht.
    Bill atmete tief durch. Er warf einen Blick auf die Armbanduhr.
    Fünf vor zwölf!
    Er lauschte in die Nacht. Raunend strich der kühle Wind durch die Föhren.
    Bill durchquerte den Burghof! Obwohl er sich bemühte, leise zu sein, tappten seine Schritte unnatürlich laut auf den warmen Steinen.
    Draußen tuckerten noch einige Fischerboote.
    »Weiß der Teufel, was mich geweckt hat!«, fluchte Bill vor sich hin, während er sich wieder in den Schlafsack quälte.
    Da geschah es!
    Als die Glocke im höchsten Turm des Kastells zum ersten Mal schlug, fuhr Bill zusammen. Er meinte, sein Herz müsste stehen bleiben.
    Verdammt noch mal!, durchzuckte es ihn, das sind bestimmt die Dörfler. Die versuchen mich anscheinend mit jedem Mittel zu vertreiben! Denen werde ich es zeigen!
    Er kroch aus dem Schlafsack, spannte den Hahn des Revolvers.
    Geduckt, im Schatten des Gemäuers schlich er auf den Turm zu.
    Schon hatte er den Torbogen, der den Eingang darstellte erreicht.
    Er musste die Taschenlampe anknipsen. Der Lichtstrahl durchbohrte die Dunkelheit. Eine schmale Wendeltreppe führte steil den Turm hoch.
    Bill ließ den Lichtfinger kreisen.
    Nichts!
    Wieder wurde oben die Glocke geläutet! Hallend dröhnten die Laute durch das brüchige Gemäuer, brachen sich an den Wänden, um schließlich weit hinaus auf dem dunklen Meer zu verwehen.
    Bill huschte die Stiegen hoch. So schnell er konnte, jagte er nach oben. Rasch hatte er das Ende der Treppe erreicht!
    Eine modrige Holztür verwehrte den Zugang zum Turmzimmer.
    Fleming war schon öfter hier gewesen. Er wusste, dass das Tor nicht verschlossen war.
    Bevor Bill die Tür mit einem Fußtritt aufschleuderte, umspannten seine Finger fester den Griff seiner Waffe.
    Krachend flog das Tor nach innen, knallte dort gegen die Mauer.
    Bill hielt den Atem an, spannte die Muskeln, duckte sich, wie ein mordgieriger Panther vor dem Sprung.
    Wenig später wusste er, dass die Kammer leer war.
    Wie von Geisterhand bewegt, schwang die große, alte Glocke hin und her. Mächtig, wie Donnerschläge, dröhnte das Geläute durch die Nacht.
    Bill durchsuchte jeden Winkel des Raumes, doch es war weit und breit keine Menschenseele.
    Nach dem zwölften Schlag verstummte das Läuten.
    Bill näherte sich der Glocke, um sie genau zu untersuchen.
    Für einige Augenblicke dachte er, die Glocke würde elektrisch betrieben, doch als er keine Leitung fand, verwarf er den Gedanken sofort, wieder. Er musste sich eingestehen, dass er froh gewesen wäre, wenn ihm nur die Einheimischen einen bösen Streich gespielt hätten.
    Aber so? Die Glocke konnte sich doch nicht von alleine in Schwingungen versetzen, nein, das war unmöglich!
    Sanft strich eine kühle Brise vom Meer her, durch die unzähligen Maueröffnungen hier im Turm.
    Bill fröstelte! Das geht nicht mit rechten Dingen zu!, dachte er aufgeregt.
    Was war das plötzlich? Bill lauschte.
    Das Gekreische von Möwen drang an sein Ohr, wurde von Sekunde zu Sekunde stärker. Das Geschrei der scheinbar aufgebrachten Tiere ging dem Historiker durch Mark und Bein.
    Er leuchtete zur See hinunter und musste feststellen, dass der Strahl der Lampe nicht weit genug reichte.
    Was war hier los? Mit einem Mal kam ihm das Benehmen der Einheimischen gar nicht mehr so ungewöhnlich vor.
    Bill stand unschlüssig da! Er wusste einfach nicht, was er tun sollte.
    Das Gekreische wurde lauter, durchdringender. Die Vögel schienen sich zu nähern. Schon vernahm Bill den hastigen Flügelschlag der Möwen. Die schneeweißen Tiere tauchten im Scheine der Lampe auf. Es war ein ganzer Schwarm! Immer mehr Schossen vom Meer zu der Burg herauf.
    Möwen, die in der Nacht zu kreischen und zu fliegen beginnen?
    Und das auch noch in ganzen Schwärmen! Bill schüttelte verwundert den Kopf.
    Jetzt begannen die seltsamen Vögel den Turm zu umkreisen.
    Unermüdlich!
    Bill kletterte die Wendeltreppe hinunter. Hier unten war das Klagen der Vögel nicht mehr so schrill.
    Bill begann die Räume des Kastells zu durchwandern. Laut hallten seine Schritte durch die Ruine.
    Er musste das Geheimnis dieser verfallenen Burg lösen.
    Punkt ein Uhr verstummte das Geschrei der Möwen. Es brach mit einem Mal ab, verwehte, bevor noch der Schlag der Turmglocke verklungen war. Wie eine weiße Wolke trieb der Möwenschwarm weit draußen über dem Meer, bevor er sich langsam auflöste.
    Bill Fleming hatte es mit einem Mal sehr eilig.
    Er packte die wichtigsten Sachen zusammen und machte sich daran, das Kastell zu
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