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006 - Der Teufelskreis

006 - Der Teufelskreis

Titel: 006 - Der Teufelskreis
Autoren: Dämonenkiller
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erwartete.
    Der FBI-Agent nickte. »Jemand aus meinem Bekanntenkreis ist ermordet worden. Vor fünf Tagen. Das Begräbnis findet morgen statt. Ich werde hingehen. Sie könnten mich begleiten, Dorian. Sehen Sie sich das an!«
    Morton überreichte ihm einen Notizzettel, der der Anzeige beigelegt war. Dorian las, was darauf stand.
    James Moores Tod soll nicht ungesühnt bleiben. Wir glauben zu wissen, aus welchen Kreisen der Mörder stammt. Wenn es Dir Deine Zeit erlaubt, Tim, dann komm zum Begräbnis! Dein Sid.
    Dorian blickte auf und fragte: »Wer war James Moore?«
    »Ich habe ihn nicht persönlich gekannt«, gestand Morton, »aber meine Freunde haben mir von ihm erzählt. Es wundert Sie wohl, daß ich Trauer für einen Menschen empfinde, den ich nie in meinem Leben gesehen habe?«
    »Er hat Ihnen sicher trotzdem sehr nahegestanden«, meinte Dorian.
    Morton nickte. »Ja, auf eine gewisse Art hat er mir nahegestanden. Wenn Sie mit mir zum Begräbnis kommen, dann werden Sie erfahren, um wen es sich bei James Moore gehandelt hat.«
    »Ich werde Sie begleiten«, versicherte Dorian und beobachtete sein Gegenüber, um dessen Gemütsverfassung zu ergründen. Schließlich sagte er: »Mir scheint, es ist etwas mehr als nur Trauer, was Sie im Augenblick empfinden, Tim.«
    »Ich sorge mich«, sagte Morton. »Ich fürchte, daß Moores Tod kein Einzelfall bleiben wird, sondern daß er eine Kettenreaktion auslösen könnte.«

    Dorian knöpfte sich den Mantel zu, hielt den schmalkrempigen Hut fest und kämpfte gegen den heftigen Wind an. Er mochte Kopfbedeckungen nicht besonders, aber die Verkäuferin war so niedlich gewesen, daß er sich den Hut hatte aufschwatzen lassen.
    Nachdem er die andere Straßenseite erreicht hatte, wartete er im Schutz der Friedhofsmauer auf Morton, der das Fahrgeld entrichtete. Eine Luxuslimousine fuhr vor. Der Chauffeur sprang heraus, öffnete den Wagenschlag und klappte eine Rampe herunter. Gleich darauf kam ein mit einem Elektromotor betriebener Rollstuhl herausgefahren. Darin saß ein bis auf die Knochen abgemagerter Mann, dessen Beine bis herauf zu den Hüften in eine Decke gehüllt waren. Als die Decke verrutschte, sah Dorian, daß es sich um Prothesen handelte. Der Mann fuhr im Rollstuhl in den Friedhof hinein. Morton lief ihm hinterher und begrüßte ihn. Er schüttelte ihm die Hand und wandte sich dann Dorian zu.
    »Ein alter Bekannter«, erklärte er kurz.
    Er traf noch weitere alte Bekannte auf dem Weg zur Aufbahrungshalle. Sie hatten alle irgendeinen körperlichen Makel, waren Krüppel, Mißgeburten oder Zwerge. Ansonsten entstammten sie den verschiedensten Gesellschaftsschichten; manche trugen Lumpen, andere waren vornehm oder gut bürgerlich gekleidet. Da Morton nichts sagte, und Dorian nicht von sich aus die Sprache auf diese Leute bringen wollte, schwiegen sie, bis sie die Aufbahrungshalle erreicht hatten.
    »Wir sind spät dran«, stellte Morton fest, als die Sargträger aus dem kleinen Gebäude herauskamen.
    Sie hatten den Sarg zwischen sich auf einem elektrisch betriebenen Wägelchen aufgebahrt. Links und rechts davon standen die Mißgestalteten Spalier. Nachdem die Sargträger an ihnen vorübergegangen waren, folgten sie dem Sarg. Es war die seltsamste Prozession, die Dorian jemals gesehen hatte. Ihr gehörten Männer ohne Arme an, Männer, die auf Krücken gingen, Männer mit entstellten Gesichtern. Ausnahmslos Männer. Keine einzige Frau folgte dem Sarg.
    Dorian entdeckte gleich hinter dem Sarg einen Mann, der sein Gesicht hinter einer Gummimaske verbarg. Er blickte in ihre Richtung, und Morton nickte ihm leicht zu. Ein anderer mit viel zu kurzen Beinen, einem tonnenförmigen Körper und einem kahlen, pyramidenförmigen Schädel trat auf Morton zu, drückte ihm inbrünstig die Hände und sagte mit schmerzerfüllter Stimme: »Wir werden Jimmys Tod rächen, Tim!«
    Nachdem der letzte der Mißgestalteten an ihnen vorbei war, setzte sich auch Morton in Bewegung. Dorian konnte nicht länger schweigen. »War James Moore einer von ihnen?« fragte er und suchte nach dem richtigen Ausdruck für die vom Schicksal gezeichneten Menschen.
    »Mißgeburten«, sagte Morton an seiner Stelle. »Sprechen Sie es nur aus, Dorian! Diese Männer wissen, daß sie Mißgeburten sind.«
    »Ich wollte niemanden durch die Verwendung dieses Ausdrucks beleidigen«, sagte Dorian. »Er klingt entwürdigend.«
    »Nehmen Sie kein Blatt vor den Mund. In unserer Sprache sind diese Ausdrücke längst keine
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