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006 - Der Fluch der blutenden Augen

006 - Der Fluch der blutenden Augen

Titel: 006 - Der Fluch der blutenden Augen
Autoren: Larry Brent
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schliefen die Menschen, aus einer Kneipe am
Ende der Straße ertönte das schrille Lachen einer Frau.
    Larry Brent schluckte. Es war gefährlich, etwas zu unternehmen. Er brachte
nicht nur das Leben des Fahrers in Gefahr – sondern auch sein eigenes.
    Dennoch konnte er die Dinge nicht einfach treiben lassen.
    Ein Gedanke erfüllte ihn schlagartig, als sein Blick auf die Türgriffe an
den Seiten fiel. Doch genauso schnell, wie ihm der Einfall gekommen war, ließ
er ihn wieder fallen. Das war reiner Selbstmord! Es war unmöglich, eine Tür
aufzureißen und aus dem fahrenden Wagen zu springen. Die Geschwindigkeit war zu
hoch. Er würde sich das Genick brechen.
    Der Chauffeur lag halb über das Steuer gebeugt und holte alles aus dem Taxi
heraus. Die Karosserie des Wagens klapperte, und die Reifen quietschten auf dem
feuchten Kopfsteinpflaster, als die Straße einen scharfen Knick nach links
machte. Der Fahrer nahm das Gas kaum weg.
    Der kantige Wagen rollte sekundenlang nur auf den beiden äußeren Rädern,
dann berührten auch die beiden andern Reifen den Boden.
    Links breitete sich das dunkle, brackige Wasser der Themse aus. Larry
erkannte aus den Augenwinkeln heraus die Umrisse eines alten Motorschiffes, das
am Kai angelegt hatte.
    Er begriff die Vorgänge nicht, aber sein Gefühl sagte ihm, dass sie mit den
Geschehnissen auf dem Rummelplatz in Verbindung standen. Irgendetwas hatte man
mit ihm vor.
    Doch dazu durfte er es nicht kommen lassen. Der Fahrer hatte einen Auftrag,
oder war zumindest selbst daran interessiert, ihn an einen bestimmten Ort zu
bringen. Er musste diese Absicht vereiteln, um sich seine Bewegungsfreiheit zu
erhalten.
    »Ich habe Sie gewarnt«, stieß der PSA-Agent hervor. Die Waffe kam hoch, sie
blinkte matt und bläulich in Larrys Hand. Im Rückspiegel sah der Chauffeur die
Reaktion seines Fahrgastes, der nur durch die irrsinnige Geschwindigkeit des
Taxis daran gehindert wurde, den Wagen zu verlassen.
    »Sie werden es nicht wagen! Dann sind Sie auch dran!«
    Die Stimme des Mannes klang rau, hart und doch spielte ein gewisser Zweifel
mit – eine Spur von Angst. Larry Brents Lippen waren nur noch ein schmaler,
harter Strich in seinem reglosen, maskenhaft starren Gesicht. Er wusste, was er
riskierte.
    Es wäre ihm in diesen Sekunden ein Leichtes gewesen, mit dem Strahl der
Laserwaffe die metallene Halteklammer aufzuschweißen, die die beiden
Trennscheiben zusammenhielt, und die nur von der Seite des Fahrers geöffnet werden
konnten. Er hätte diesem dann in das Steuer greifen können, doch im Prinzip
hätte das nichts an seiner jetzigen Situation geändert. Larry musste den
Chauffeur dazu bringen, auf die Bremse zu treten oder zumindest das Gas
wegzunehmen.
    Er handelte, ohne noch eine einzige Sekunde zu zögern.
    Sein rechter Zeigefinger krümmte sich um den kühlen Abzugshahn. Der
nadelfeine Strahl verließ den Lauf, durchschlug lautlos die dünne Glasscheibe
und traf genau die Stelle rechts unter dem Armaturenbrett. Der schmutzige
Kokosläufer fing sofort Feuer. Knisternd sprangen Funken hoch, im Nu stand der
ausgetrocknete Teppich in Flammen.
    Die Dinge überstürzten sich.
    Über die Lippen des Chauffeurs kam ein heiserer Aufschrei.
    Die Bakelitverkleidung unter dem Armaturenbrett begann zu schmelzen, der
Stoffbezug an der Tür fing Feuer. Die Rauchentwicklung setzte sofort so stark
ein, dass der Fahrer heftig husten musste.
    Er riss seinen Fuß vom Gaspedal. Angst und Entsetzen zeichneten seine
Miene. Was für einen Fahrgast hatte er da aufgelesen? Sie hatten ihm nichts
davon gesagt, dass er gefährlich werden könnte. Sein Auftrag sollte glatt und
reibungslos vonstatten gehen!
    Sein Fuß trat voll auf die Bremse. Der Wagen machte einen Satz nach vorn,
die Reifen quietschten auf dem Pflaster. Da vorn links – der große, schwarze
Schatten! Ein Lkw, der ihnen entgegenkam, wurde zu einem unüberwindlichen Berg,
der sich vor ihnen auftürmte. Mit voller Wucht knallte das Taxi schräg gegen
den Laster, wurde herumgerissen und über die andere Straßenseite geschleudert.
    Larry Brent stieß mit dem Kopf in die linke hintere Ecke. Der Wagen
überschlug sich. Larry sah, wie der brackige Wasserspiegel auf sie zukam, und
er begriff noch, dass das Taxi über den Damm gefegt worden war. Rauch und Feuer
hüllten die Kabine des Chauffeurs ein, wie durch einen Glutvorhang erkannte
Larry schemenhaft die Umrisse der über dem abgeknickten Steuer
zusammengebrochenen Gestalt.
    Es gab einen ungeheuren Knall,
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