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006 - Der Fluch der blutenden Augen

006 - Der Fluch der blutenden Augen

Titel: 006 - Der Fluch der blutenden Augen
Autoren: Larry Brent
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Sein Abflug war sehr überraschend, um nicht zu sagen,
überstürzt erfolgt, nachdem er eine Depesche erhalten hatte. Ein Telegramm von
Shena. Der Inder schrieb an einem Werk über die Geschichte seines
geheimnisvollen Landes. Oliver Sholtres und Shena hatten sich vor Jahren in
England kennengelernt, als Shena einige Semester Journalistik und Sprachstudien
in England belegt hatte.
    Oliver Sholtres lehnte sich zurück. Die letzte Stunde hatte er gar nicht
richtig gelebt. Erst jetzt begriff er, dass er im Flugzeug saß, dass ein
Abenteuer seinen Anfang nahm, von dem er niemals geglaubt hatte, es könne
Wirklichkeit werden.
    Doch offensichtlich hatte er sich getäuscht. Der kurze Text, den Shena ihm
telegraphiert hatte, sprach Bände.
    »Ich habe den Beweis! Komme sofort! Shena.« Oliver hatte auf diesen Text
gewartet, ohne jemals daran zu glauben, dass er eines Tages wirklich bei ihm
eintreffen würde.
    Wie aus weiter Ferne hörte er die Begrüßung der Stewardess über die
Bordlautsprecher, die den Fluggästen eine gute Reise wünschte und einige
Bemerkungen über die Flugroute machte. Dann kam der Hinweis, dass die
Anschnallgurte wieder abgelegt werden könnten.
    Die Maschine war in der Luft. Oliver Sholtres warf einen Blick durch das
Fenster. Unter ihm die endlose Lichterkette, das dschungelartige Häusermeer von
London.
    Der Journalist schloss die Augen und atmete tief durch. Er musste zur Ruhe
kommen. Erst jetzt wurde ihm die Hetzerei der letzten Stunde bewusst.
    Ob sich die Reise lohnen würde?
    Er hoffte, und er fürchtete es zugleich. Schließlich kannte er Shena gut
genug, um zu wissen, dass sich der Inder niemals zu einer unüberlegten Handlung
hinreißen lassen würde. Wenn er etwas wusste, dann war dieses Wissen gut
fundiert.
    Er hatte Beweise!
    Aber es war nicht ungefährlich, sie zu verwerten.
    Seine schmalen, energischen Lippen formten sich zu einem kaum merklichen
Lächeln.
    Was war heute schon ungefährlich? Die Berichterstatter in den Grenzgebieten
von Israel und Jordanien, im Kongo – sie setzten täglich ihr Leben aufs Spiel.
Auch seine Mission konnte ihm den Tod bringen. Rasch und unerwartet. Doch die
Einmaligkeit des Abenteuers, das Gewissheit bringen konnte, war ihm das Risiko
wert.
    Er wollte sie selbst sehen, die Augen, die den Tod brachten. Die blutenden Augen , wie Shena sie
bezeichnet hatte!
     
    ●
     
    Die Straßen waren noch verhältnismäßig stark befahren. Doch dies war nicht
allein der Grund, weshalb der Chauffeur einige Zeit brauchte, um in die City
von London zu kommen.
    Der Außenbezirk, in dem sich Larry Brent aufgehalten hatte, lag immerhin
fast achtzehn Kilometer vom Zentrum entfernt.
    Über die Commercial Road gelangten sie in das Zentrum.
    Larry war in Gedanken versunken. Nur unbewusst bekam er mit, dass der
Fahrer den Wagen nach links steuerte.
    Als die Ausläufer des Dockviertels sichtbar wurden, merkte X-RAY-3 erst,
was los war. Er schreckte aus seinen Überlegungen auf.
    »Sie sind falsch, Mister. Sie hätten rechts abbiegen sollen. Das
Ambassador-Hotel liegt am Woburn Place. Hatte ich das nicht gesagt?«
    Larry war ein wenig benommen. War er etwa eingeschlafen? Nein, er war nur
in Gedanken versunken gewesen. Er kam nicht los von den Dingen, die er abends
erlebt hatte.
    Der Fahrer hielt es nicht für notwendig, sich umzudrehen. Sein Fuß drückte
das Gaspedal hinab, und der Wagen beschleunigte. Die lange, düstere Straße
führte zur Themse. Larry war blitzartig hellwach.
    »Halten Sie sofort an!« Er pochte gegen die Trennscheibe.
    Der Chauffeur reagierte nicht. Wie ein Gehetzter jagte der Wagen über die
Straße und überholte einen alten, dunklen Ford, der kurz darauf nach rechts in
eine enge Seitenstraße abbog.
    Es war offensichtlich, dass er so schnell wie möglich die Themse hinunter
wollte, nachdem sein Fahrgast gemerkt hatte, dass die Fahrtroute nicht stimmte.
    X-RAY-3 riss seine Smith & Wesson Laserwaffe aus der Halfter.
    »Halten Sie sofort an!« befahl er. »Oder ich schieße!«
    Der Chauffeur wandte nur kurz den Blick. Larry Brent sah das bleiche,
schweißüberströmte Gesicht des Mannes, dessen Augen sich weiteten. Es schien
ihn mehr als zu überraschen, dass der Fahrgast bewaffnet war.
    »Sie werden es nicht wagen zu schießen«, stieß er hervor, während sein Fuß
das Gaspedal ganz durchdrückte. Das alte Fahrzeug jagte mit halsbrecherischer
Geschwindigkeit durch die nächtliche Straße. Kein Passant war zu sehen. Hinter
den dunklen Fenstern der Häuser
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