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0059 - Hexenverbrennung

0059 - Hexenverbrennung

Titel: 0059 - Hexenverbrennung
Autoren: Richard Wunderer
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auszuweichen, die sich vor einem der Häuser um ein Auto scharrte. Er wurde so dünn wie ein Gartenschlauch und schob sich im Rinnstein weiter. Keiner der Jungen und Mädchen merkte es, aber sie unterbrachen ihr lustiges Gespräch und starrten einander betroffen an.
    Auf ihren Gesichtern malte sich unbeschreibliches Entsetzen ab, obwohl es dafür keinen erkennbaren Grund gab. Sie hörten und sahen nichts Besonderes. Niemand ahnte, daß eine schleimige, dämonische Kreatur so dicht an ihnen vorbeiglitt, daß sie nur einen Schritt zu machen brauchten, um darauf zu treten.
    Zu ihrem Glück blieben sie wie erstarrt stehen. Es hätte entsetzliche Folgen gehabt, wären sie mit der formlosen Masse in Berührung gekommen. Sofortiger Tod, zumindest eine lebenslange geistige Verwirrung wären die Folge gewesen. Den Kontakt mit dem Todesboten konnte kein Mensch unbeschadet überstehen.
    Die fürchterliche Kreatur, die Ausgeburt der Hölle verschwand in der Dunkelheit und steuerte ihr Ziel an. Wie eine riesige Giftschlange, die sich klar und bewußt ihr Opfer suchte, floß die graue Maske über die Stufen vor der alten Villa. Der ›Kopf‹ des Todesboten, die ebenfalls formlose Spitze des langgezogenen Schlauches, berührte die schwere, hölzerne Eingangstür.
    Das Holz verdampfte wie unter unvorstellbar großer Hitze. Das schauerliche Wesen aus dem Jenseits drang in das Haus ein.
    Der einzige Bewohner des Gebäudes zuckte zusammen. Seine Augen weiteten sich, sein Hals war plötzlich wie zugeschnürt. Noch ahnte der alte Mann nicht, was ihm drohte, aber er fühlte ganz deutlich die Ausstrahlung des Bösen.
    Hubbard Vermont stemmte sich zitternd aus dem bequemen Ledersessel neben dem Kamin hoch. Sein Blick fiel auf die Wanduhr. Die Zeiger standen auf acht. Draußen war es vollständig dunkel. Von seinem Platz aus konnte Hubbard Vermont eine Straßenlaterne sehen. Es hatte zu schneien aufgehört. Über allem lag eine dünne weiße Decke.
    Ächzend wankte der alte Mann auf das Fenster zu. Er wollte es aufreißen und laut um Hilfe schreien, aber er schaffte weder das eine noch das andere. Schon nach zwei Schritten wirbelte er zur Tür herum.
    Angst spiegelte sich in seinen Augen, als er sah, wie sich im Holz ein faustgroßes Loch bildete, durch das sich etwas hereinschob, das auf den ersten Blick wie eine graue Schlange wirkte. Außerdem fühlte der alte Mann die Macht des Bösen, die das Gebilde ausstrahlte.
    Zitternd stützte er sich an der Sessellehne ab. Ich soll sterben, hämmerte es in seinem Kopf. Das Reich der Dämonen fordert meinen Tod!
    Hubbard Vermont wußte genau, was hier vor sich ging. Er ahnte jedoch nicht, wer den Todesboten schickte.
    Er wußte auch, daß er verloren war. Jeder Widerstand war sinnlos. Dennoch wirbelte er herum und versuchte, die Tür des Wohnzimmers zu erreichen.
    Es half nichts. Die graue Schlange bildete einen Ring um Hubbard Vermont, den er nicht durchbrechen konnte. Er wollte über die ekelhafte graue Masse springen, wich jedoch wieder in die Mitte des Todeskreises zurück. So groß seine Angst auch war, die Ausstrahlung des Todesboten war größer. Er war hilflos gefangen.
    Der alte Mann sank in die Knie, als sich der Kreis immer enger zusammen zog, bis Vermont sich zuletzt überhaupt nicht mehr bewegen konnte.
    Sekundenlang verharrte die schleimige Masse. Dann breitete sie sich explosionsartig aus und überzog Hubbard Vermont mit einem hauchdünnen Film.
    Die markerschütternden Schreie waren noch fünf Häuser weiter zu hören. Überall flogen Fenster auf und liefen Menschen auf die Straße.
    Erst nach einer vollen Minute verstummten Vermonts Schreie.
    Noch bevor die ersten Helfer in die Villa einbrachen, löste sich der Todesbote von seinem Opfer, zog sich zu einem zuckenden Klumpen zusammen und zerplatzte.
    Auf dem Boden ankommende Teile des Wesens zerfaserten.
    Der Rest der Masse verließ das Mordhaus.
    Doch auch das blieb menschlichen Augen verborgen, da der Todesbote den letzten Teil seiner Aufgabe beendet hatte, als die erschrockenen Nachbarn in das Wohnzimmer stürzten und die Leiche fanden.
    Die verstümmelte Leiche…
    ***
    »Fahr bei mir vorbei«, bat Jane. Sie hatte ihren uralten VW vor meinem Haus stehenlassen und war in den Bentley gestiegen.
    Ich erfüllte ihr den Wunsch. Suko und ich mußten zehn Minuten auf Jane warten.
    Als sie wiederkam, trug sie eine schwere Plastiktüte bei sich, ohne uns zu verraten, was sie darin herumschleppte.
    Es war vollständig dunkel, als wir das
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