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0058 - Meer der mordenden Hände

0058 - Meer der mordenden Hände

Titel: 0058 - Meer der mordenden Hände
Autoren: A.F. Morland
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schrie Paris verzweifelt.
    Eine Hand war bereits bis auf einen Meter an das Auslegerboot herangekommen. Bil-Bil hörte auf zu rudern.
    »Weiter, Bil-Bil!«, schrie Zamorra. »Du darfst jetzt nicht aufhören!«
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Wir entkommen diesen Händen nicht, Professor. So nicht. Sie wissen es. Einer von uns muss sie aufhalten!«
    Nicole erschrak. Sie ahnte, was das hieß.
    »Teufel noch mal, du wirst nichts tun, was ich nicht gutheiße, Bil-Bil!«, schrie Zamorra wütend.
    »Ahao ist tot«, sagte der Junge traurig. »Der Sinn meines Lebens ist tot, Professor. Ich habe nichts mehr zu verlieren. Ich werde mit den toten Händen von Tonga kämpfen. Ich werde sie aufhalten. Und ihr seht zu, dass ihr inzwischen von hier fortkommt.«
    »Das kommt überhaupt nicht in Frage, Bil-Bil!«, schrie Zamorra.
    Die Adern traten ihm weit aus dem Hals.
    Quentin Paris begriff nicht. »Was hat der Junge vor?«, fragte er verwirrt.
    »Er will sich für uns opfern!«, sagte Nicole bestürzt.
    »Lebt wohl, meine Freunde!«, sagte Bil-Bil. Er warf Paris das Ruder zu. Dieser fing es reflexartig auf.
    »Verdammt, Quentin, halten Sie diesen Verrückten zurück!«, schrie Zamorra außer sich vor Erregung. Er schleuderte das Ruder ins Boot und sprang auf. Seine Hände schossen in Bil-Bils Richtung, aber da war der Junge schon mit einem weiten Satz über Bord.
    Sofort zuckten die bleichen Totenhände auf ihn zu. Sie umringten ihn. Er schwamm, drehte sich im Kreis, verfluchte die Mordhände, die ihn packten, auf ihn einschlugen, ihn würgten. Er wehrte sich heldenhaft, kämpfte mit dem Mut des grenzenlos Verzweifelten.
    Zwischendurch brüllte er, so laut er konnte: »Na los, worauf wartet ihr? Rudert weg! Macht, dass ihr fortkommt! Soll mein Opfer umsonst ein?«
    Wie Raubtiere sprangen die kalten Hände den Jungen an. Sie zerrten ihn unter die aufgewühlte Wasseroberfläche. Er kam immer wieder hoch, schlug um sich, schrie, Zamorra und Paris sollten sich in die Riemen legen.
    Nicole Duval brach das Herz bei diesem Schauspiel des Grauens.
    Immer mehr Hände griffen nach dem Jungen. Er war nicht mehr zu retten.
    »Ich kann ihn diesem grauenvollem Schicksal nicht überlassen!«, stieß Zamorra entsetzt hervor. Er wollte wenden.
    »Wollen Sie uns alle umbringen?«, schrie Paris bestürzt.
    »Wir müssen Bil-Bil retten!«
    »Der Junge hat keine Chance mehr, Zamorra. Sehen Sie das doch ein. Lassen Sie uns fliehen!«
    Zamorra stieß das Ruder ins Wasser.
    Das Auslegerboot drehte sich langsam herum.
    »Zamorra, was tun Sie?«, brüllte Paris verstört.
    Da verschwand Bil-Bil für längere Zeit von der Wasseroberfläche.
    Als er wieder hochkam, lebte er nicht mehr. Eine eiskalte Faust wollte Zamorra das Herz abdrücken. Die grässlichen Totenhände hoben den Leichnam des Jungen aus dem Wasser und schleppten ihn in Richtung Strudel davon.
    »Möchten Sie so enden wie Bil-Bil?«, fragte Paris erschüttert.
    Da tauchte Zamorra das Ruder wieder ins Meer, und sie schaufelten im hektischen Gleichtakt das unheimlich schwarze Wasser hinter sich.
    Schwarz!, dachte Zamorra. Es ist die Farbe der Trauer. Sogar das Meer trauert jetzt um Bil-Bil…
    ***
    Tumo lag unverändert auf seiner Liegestatt, als sie die Hütte des alten Fischers betraten. Nicole legte sich total erschöpft neben ihn.
    Quentin Paris zog sich in eine finstere Ecke zurück, keiner hatte Lust, etwas zu sagen. Sie alle standen noch unter dem schweren Schock, den Bil-Bils Tod in ihnen ausgelöst hatte.
    Zamorra brannte sich einen Zigarillo an. »Morgen«, sagte er zu Nicole, »habe ich zwei wichtige Dinge zu erledigen. Ich muss Ahaos Eltern sagen, was mit ihrer Tochter geschehen ist, und ich muss Tevita Ti’o suchen.« Die Lippen des Professors wurden hart. »Ich werde den Zauberer für das bestrafen, was er verbrochen hat.«
    Zamorra rauchte seinen Zigarillo fertig. Dann legte er sich auf den Boden und schlief noch in derselben Minute ein.
    Am nächsten Morgen veränderte sich Tumos Zustand. Es ging ihm geistig etwas besser, aber körperlich ging es ihm sehr schlecht.
    Er hatte Fieber. Schüttelfrost packte ihn immer wieder. Er klapperte mit den Zähnen, obwohl ihn Nicole in vier Decken eingewickelt hatte.
    Plötzlich hellte sich die Nacht, die seinen Geist umhüllte, vollends auf. Er schaute Nicole Duval mit seinen fieberglänzenden Augen zum erstenmal bewusst an.
    »Er ist tot!«, sagte Tumo mit einer verblüffend klaren Stimme.
    »Mein Junge lebt nicht mehr. Ich weiß
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