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0058 - Kalter Rauch und heißes Blei

0058 - Kalter Rauch und heißes Blei

Titel: 0058 - Kalter Rauch und heißes Blei
Autoren: Kalter Rauch und heißes Blei
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kommen mochte, und winkte einen Pagen herbei.
    »Die Herren zum kleinen Konferenzsaal«, wies er ihn flüsternd an, und zu uns sagte er mit dem Augenaufschlag eines Bettelknaben: »Meine Herren, ich bitte Sie händeringend: kein Aufsehen, wenn es sich irgend vermeiden lässt! Ich will alles für Sie tun, wenn Sie…«
    »Okay«, nickte Phil. »Wir werden von Verhaftungen im Foyer Abstand nehmen!«
    Der Page blickte mit scheuer Verwunderung zu uns auf. Vermutlich hatte er schon mit Millionären oder dem Rest des europäischen Uradels zu tun gehabt, vielleicht auch mit orientalischen Potentaten, aber die weise Hotelleitung hatte ihm bisher die Anwesenheit von FBI-Beamten erspart. Er war zu gut gedrillt, um eine Frage an uns zu richten, aber Phil und ich sahen ihm an, wie gern er Genaueres von uns gewusst hätte…!
    »Bitte sehr«, brachte er nur schüchtern heraus, als wir vor der Tür des Konferenzsaales hielten. Ein Mann stand davor und passte auf, dass kein Unbefugter eindringen konnte.
    Ich steckte dem Jungen einen halben Dollar zu und hielt dem Türsteher meine Ausweiskarte vor die Nase. Er wollte Einwände erheben, aber als er sah, wer wir waren, ließ er uns anstandslos ein.
    Im Konferenzsaal saßen bereits einige gewichtige Männer um einen runden Tisch, und nur der Präsidentensessel war noch frei. Referenten oder andere Hilfskräfte schwirrten umher und verteilten Schriftstücke. Einer von ihnen kam auf den Wink eines imponierend dicken Mannes am Tisch auf uns zu.
    »Verzeihung, meine Herren, aber dies ist eine geschlossene Sitzung. Darf ich Ihre Einladung sehen?«
    Als Antwort hielten wir ihm nur stumm unsere FBI-Ausweise entgegen, und er sagte nach kurzem Überlegen: »Ich glaube nicht, dass wir Sie hindern können, hierzubleiben. Würden Sie sich bitte dort drüben aufhalten?«
    Wir verzogen uns auf ein Sofa, das an der Wand stand, und harrten der Dinge.
    Inzwischen hatte sich unsere Anwesenheit auch bei den Mitgliedern des Aufsichtsrates am Tisch herumgesprochen, und einer nach dem anderen wandte interessiert sein Haupt zu uns und unterzog uns einer Musterung.
    ***
    Endlich wurde die Tür aufgerissen, und mit Sturmschritt kam J. D. Conger herein, nickte kurz und setzte sich ohne Umschweife in den Präsidentensessel. Er hatte uns noch nicht gesehen, als er mit knappen Worten die Sitzung eröffnete.
    »Meine Herren, ich komme gleich auf das Nächstliegende zu sprechen, was ja auch nachher Gegenstand der Hauptversammlung sein wird. Unser hiesiges Werk ist in den letzten Tagen zweimal Gegenstand von Zwischenfällen gewesen, die sich auf unsere Börse verheerend ausgewirkt haben.«
    An dieser Stelle fiel sein Blick auf uns, und nach einem Moment der Erstarrung nickte er'mir kurz zu. Dann berichtete er in kurzen Zügen, was passiert war, und er störte sich auch nicht daran, dass fast alle seine Partner die Sache längst aus der Zeitung kannten. Er schilderte, wie die Aktienkurse der Gesellschaft nur so gepurzelt waren, als sich die Nachricht von dem zweiten Brand verbreitet hatte, und dann meldete sich ein hagerer Mann mit weißem Haar zu Wort: »Was haben wir gegen diese stürzenden Aktienkurse unternommen?«
    Conger bedachte ihn mit einem kurzen, zurechtweisenden Blick und sagte: »Ich wollte soeben darauf zu sprechen kommen, Mr. Davies. Wir haben sofort angefangen, die Aktien aufzukaufen, und es ist uns auch in gewissem Maß gelungen, die Kurse aufzufangen. Vielleicht kann uns Mr. Troup, unser Börsenmakler, dazu etwas sagen?«
    Das war also Willie Troup: der Dicke, der uns seinen Referenten vorhin entgegengeschickt hatte. Er blieb einfach sitzen und steckte die Daumen in die Ärmellöcher seiner grauen Weste. Dann entschloss er sich doch noch, die Zigarre aus dem Mund zu nehmen, ehe er sprach: »Wir haben gekauft, was das Zeug hielt. Die Konkurrenz natürlich auch, aber was sie kriegen konnten, hält sich in Grenzen. Ich kann Ihnen versichern, dass unsere Verluste nicht ausreichen, um uns einer anderen Gesellschaft zu überantworten.«
    Damit hielt er seine Ansprache für beendet, aber der hagere Davies war nicht damit zufrieden.
    »Mr. Troup, Sie glauben doch wohl nicht, uns mit diesen vagen Erklärungen abspeisen zu können. Ich möchte Zahlen hören. Wie verteilen sich nach dem neuesten Stand die Aktien auf ihre Besitzer?«
    Troup schnaufte ärgerlich.
    »Bitte«, er zuckte die Achseln, »wenn Sie es genau wissen wollen: 78 Prozent der Aktien sind im Besitz der Aufsichtsratsmitglieder, 6 Prozent im
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